Monza liegt Renault immer noch im Magen

Die umstrittene Entscheidung der Rennkommissare gegen Fernando Alonso in Monza liegt Renault immer noch schwer im Magen

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2006 wird als eine in die Formel-1-Geschichtsbücher eingehen, in der zwar sportlich ein spannender Wettkampf geboten wurde, in der aber auch die Politik hinter den Kulissen immer präsent war. In vielen Fällen war von fragwürdigen Entscheidungen Renault betroffen, was den Franzosen offenbar immer noch schwer im Magen liegt.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds kann die Entscheidung von Monza noch immer nicht nachvollziehen

Am härtesten traf Renault das Verbot der Schwingungstilger im Sommer, welches den R25 laut Teamangaben auf einen Schlag um 0,3 Sekunden pro Runde langsamer machte. Doch die Weltmeistertruppe steckte dies moralisch gut weg, obwohl schon zu jenem Zeitpunkt erste Verschwörungstheorien um die angebliche Ferrari/FIA-Achse gehegt wurden. In Monza wurde dann noch einmal zusätzliches Öl ins Feuer gegossen.#w1#

Vom fünften auf den zehnten Startplatz

Zur Vorgeschichte: Fernando Alonso lag im letzten Qualifying kurz vor Ablauf der Zeit unmittelbar vor Felipe Massa. Alonso begann gerade seine schnelle Runde, konnte aber nicht vom Gas gehen, weil er ansonsten die Ziellinie nicht mehr rechtzeitig passiert hätte, während Massa bereits auf seiner schnellen Runde war und sich behindert fühlte. Die Rennkommissare reagierten, strichen Alonsos drei beste Zeiten aus dem Finale und versetzten ihn damit vom fünften auf den zehnten Startplatz.

Im Fahrerlager entbrannten sofort heftige Diskussionen über den Zwischenfall - und auch Renault ließ es sich nicht nehmen, in Form einer emotionsgeladenen Pressekonferenz am Sonntagmorgen an die Öffentlichkeit zu gehen. Teamchef Flavio Briatore wetterte dabei heftig gegen die FIA und die Entscheidung vom Vortag, vermutete eine Manipulation der Weltmeisterschaft, während Alonso einen Schritt weiter ging und der Formel 1 gar das Attribut Sport aberkannte.

Ganz ausgeräumt ist der Renault-Ärger über jene Aktion noch immer nicht, wie Chefingenieur Pat Symonds kürzlich andeutete: "Als ich später mit Tony (Scott-Andrews, Chefrennkommissar der FIA; Anm. d. Red.) sprach - ein paar Wochen später -, war er wirklich verärgert, weil sie seiner Meinung nach die falsche Entscheidung getroffen hatten." Auch FIA-Präsident Max Mosley hat inzwischen ja zugegeben, dass die Strafe von Monza wohl nicht ganz gerecht war.

Abstand betrug knapp weniger als 100 Meter

"Max sagt immer, die Daten waren da, aber ich habe sie gesehen - und die Daten waren überhaupt nicht eindeutig." Pat Symonds

Der Abstand zwischen Alonso und Massa habe "93 oder 97 Meter" betragen, so Symonds: "Ich habe da eine Berechnung angestellt", wie er gegenüber 'autosport.com' erklärte. "Das kann sich zwar auf den Hintermann auswirken, aber der Einfluss ist sehr gering. Max sagt immer, die Daten waren da, aber ich habe sie gesehen - und die Daten waren überhaupt nicht eindeutig. Sie haben nur gezeigt, dass Massa in der Parabolica die Front ein wenig verloren hat."

Dies sei an sich jedoch keineswegs ungewöhnlich, führte der Brite aus, denn Alonsos Telemetriedaten hätten am Freitag genauso ausgesehen - aber nicht wegen einer Blockade durch einen Konkurrenten, sondern ganz einfach wegen eines verspäteten Bremsmanövers. Symonds: "Es wurden keine aerodynamischen Beweise vorgelegt, man kann also nicht mit Sicherheit sagen, dass er die Front wegen fehlenden Anpressdrucks verloren hat", so der 53-Jährige.

Schlussendlich freilich setzten sich Alonso und Renault in der Weltmeisterschaft trotz des Manipulationsverdachts relativ souverän durch, was sicher mit ein Grund war, weshalb die politischen Diskussionen rasch verstummten: "Ich glaube, dass am Ende alle das Gefühl hatten, dass der Richtige gewonnen hat", gab Symonds zufrieden zu Protokoll. Wäre Michael Schumacher Weltmeister geworden, hätte es aber vielleicht mehr Wirbel gegeben...