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Montezemolo schießt gegen Marchionne zurück

Ex-Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo lässt die Kritik von Nachfolger Sergio Marchionne nicht gelten: Die Erfolge und das Prestige der Marke sind eindeutig

(Motorsport-Total.com) - Bei Ferrari wird in Zukunft alles anders. Präsident Sergio Marchionne krempelt den Rennstall gehörig um. Der Italo-Kanadier hat das Amt im Herbst von Luca di Montezemolo übernommen. Montezemolo war 23 Jahre lang am Ruder. In dieser Zeitspanne wurden mit Michael Schumacher die größten Erfolge gefeiert. Ferrari war jahrelang das Maß der Dinge in der Formel 1. Außerdem war Montezemolo schon in den 1970er-Jahren maßgeblich an den WM-Titeln von Niki Lauda beteiligt. Kurz vor Weihnachten ist nun zwischen Marchionne und Montezemolo ein Wortgefecht über die Medien entstanden.

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo

Luca di Montezemolo war 23 Jahre lang Ferrari-Präsident Zoom

Marchionne gab Anfang der Woche bei der traditionellen Jahresabschluss-Pressekonferenz in Maranello zu Protokoll, dass die aktuelle erfolglose Phase vor allem in falschen strategischen Entscheidungen "anderer Leute" begründet liegt. Ferrari hat zum ersten Mal seit 1993 in einer Saison keinen Grand Prix gewonnen. Zwei Podestplätze sind eine magere Ausbeute für den berühmtesten Rennstall der Welt.

Deshalb musste nicht nur Montezemolo seinen Hut nehmen, sondern auch Chefdesigner Nikolas Tombazis, Chefingenieur Pat Fry, Motorenchef Luca Marmorini, Reifenspezialist Hirohide Hamashima und Testfahrer Pedro de la Rosa. Marchionne strukturiert das Rennteam komplett um. Unter anderem wurde in den vergangenen Tagen bekannt, dass Ferrari Jock Clear von Mercedes abgeworben hat. Sebastian Vettel ist der neue Hoffnungsträger im Cockpit.

Marchionne gegen Montezemolos Formel-1-Posten

Montezemolo hat nichts mehr direkt mit Ferrari zu tun und fungiert seit November als Präsident der Fluglinie Alitalia. Dennoch zählt der 67-Jährige weiterhin zu den starken Männern in der Formel 1, denn er wurde erneut als nicht-exekutiver Direktor der Formel-1-Gruppe bestätigt. Diese Rolle hatte Montezemolo schon in seinen Jahren als Ferrari-Präsident inne. Eine stärkere Position hatte Marchionne verhindert.

Die Machtkämpfe dauern hinter den Kulissen an. "Der Geschäftsführer ist weiterhin Ecclestone, aber wenn uns jemand bezüglich Montezemolo gefragt hätte, dann hätten wir wegen des guten Geschmacks nein gesagt", wird Marchionne von der 'Gazzetta dello Sport' zitiert. "Aus Respekt für die anderen, kann man sich nicht für den eigenen Ex-Präsidenten für diese Rolle aussprechen", begründet er seine Meinung. "Man kann bestimmte Dinge aus politischen Gründen nicht machen."


Fotostrecke: Fotostrecke: Alle Ferrari-Rennleiter in der Formel 1 seit 1950

"Als Präsident von Ferrari hätte ich damals auch Todt für das Amt des FIA-Präsidenten abgelehnt, trotz seiner Verdienste und Fähigkeiten." Damit lässt Marchionne durchblicken, dass er machen Postenvergaben innerhalb der FIA, der Formel-1-Gruppe und anderen Institutionen negativ gegenübersteht. Seit der 62-Jährige bei Ferrari im Amt ist, hat er sich kein Blatt vor den Mund genommen. Das aktuelle Motorenreglement bezeichnete Marchionne jüngst als von "Betrunkenen" gemacht.

Sergio Marchionne

Sergio Marchionne hat sich bisher nie gescheut, seine Meinung kundzutun Zoom

Die Kritik an seiner Person beziehungsweise seinem Führungsstil lässt Montezemolo naturgemäß nicht gelten und er erwartet sich mehr Hochachtung für seine geleistete Arbeit. "Ich will diese Auseinandersetzung nicht befeuern, denn ich empfinde tiefe Liebe für Ferrari und habe großen Respekt vor den Mitarbeitern, die Marktanteile und auf der Strecke gewonnen haben", wird Montezemolo von der italienischen Nachrichtenagentur 'ANSA' zitiert.

"Ich habe in der vergangenen Woche wiederholt überflüssige und manchmal unbegründete Anschuldigungen gehört." Luca di Montezemolo

"Trotzdem habe ich in der vergangenen Woche wiederholt überflüssige und manchmal unbegründete Anschuldigungen gehört. Ich möchte nicht auf solche Provokationen eingehen", so Montezemolo und unterlegt seine Arbeit mit Fakten: "Der sportliche Erfolg ist größer als von jedem anderen Team. Die Marke Ferrari hat weltweit an Stärke und Prestige gewonnen. Die finanziellen Erfolge waren fundamental für die FCA-Gruppe (der Fiat-Chrysler-Konzern; Anm. d. Red.). Dass dieses Jahr das beste in der Unternehmensgeschichte ist, spricht für sich selbst. Ich bin mir sicher, dass sich die Gemüter zu Weihnachten abkühlen werden."