• 15.08.2006 09:39

Monteiro: "War technische Probleme nicht mehr gewohnt"

Der MF1 Racing-Pilot im ausführlichen Interview über eine Saison vollen Tiefen und sein oft unglückliches Stallduell mit Christijan Albers

(Motorsport-Total.com) - Das MF1 Racing-Team verpasste beim Chaosrennen in Ungarn eine Platzierung in den Punkten nur knapp. Tiago Monteiro und Christijan Albers belegten nach der Disqualifikation von Robert Kubica die Plätze neun und zehn. Nichtsdestotrotz war das Ergebnis das bisher beste des Teams in dieser Saison und keinesfalls selbstverständlich, schließlich kämpften beide Piloten mit fehlender Haftung und lagen bereits nach 20 Runden zwei Runden zurück.

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro

Tiago Monteiro hatte sich die Saison etwas anders vorgestellt

Frage: "In den vergangenen paar Rennen waren Christijan und du Anwärter auf das Top-16-Qualifying und du hast es in Ungarn erneut in es geschafft. Bist du von der stetigen Verbesserung der Leistung beeindruckt?"
Tiago Monteiro: "Definitiv. Die vergangenen fünf oder sechs Rennen waren eine Verbesserung und dies kann man an Hand der Tatsache sehen, dass wir immer um die Top 16 fuhren. Wenn wir es nicht schaffen, dann sind wir nur zwei oder drei Zehntelsekunden davon entfernt und wir sind der Pole Position näher, als wir es jemals waren. Das ist sehr ermutigend und für alle sehr motivierend - für die Fahrer und das Team. Ich bin darüber sehr glücklich."#w1#

Frage: "Zu Beginn des Jahres schien es ein paar Probleme zu geben, die es erschwerten, eine problemlose Qualifikation zu haben..."
Monteiro: "Das stimmt, aber dies ist Teil des Spiels. Als wir die Saison begannen, waren wir drei oder vier Sekunden von der Pole entfernt, so wie im vergangenen Jahr."

"Wir hatten mit dem M16 hohe Erwartungen." Tiago Monteiro

"Und um ehrlich zu sein, waren wir darüber überhaupt nicht glücklich. Wir hatten mit dem M16 hohe Erwartungen und wir hatten wirklich gehofft, dass wir zu Saisonbeginn unseren Gegnern näher sein würden. Aber Fakt ist, dass wir am Anfang des Jahres nicht viel getestet haben, der Großteil der Tests fand an den Rennwochenenden statt. Damit mussten wir eine Menge Entwicklungszeit gutmachen, aber wir holen auf."

Frage: "Du hattest in den Rennen auch ein paar kleine technische Defekte, was sehr frustrierend gewesen sein muss..."
Monteiro: "Das war es für mich gewesen, vor allem da ich technische Probleme nach dem vergangenen Jahr nicht gewohnt war, als wir eines der zuverlässigsten Teams waren! Im Jahr 2005 fuhren wir praktisch mit einem 2004er Jordan-Chassis, es war aus diesem Grund sehr zuverlässig, ein mechanisch ausgereiftes Auto, das jeder sehr gut kannte."

"Es war nicht normal gewesen, keine Probleme zu haben, so wie im vergangenen Jahr." Tiago Monteiro

"In diesem Jahr haben wir ein brandneues Auto, das konkurrenzfähiger ist, dies bedeutet jedoch auch, dass es etwas anfälliger ist. Diese Autos werden an das Limit getrieben, und es ist normal, in der Formel 1 Probleme zu haben. Es war nicht normal gewesen, keine Probleme zu haben, so wie im vergangenen Jahr. Wir waren also diese Art von Problemen nicht gewohnt."

"Aber abgesehen von den mechanischen Problemen - die wir nun scheinbar mehr oder weniger unter Kontrolle haben - zeigen wir in den Rennen keine so guten Leistungen wie im Qualifying. Wir müssen herausfinden, was die anderen anders machen, um uns im Rennen diese zusätzliche Geschwindigkeit zu verleihen, die wir scheinbar nichts halten können. Wir arbeiten daran, glaubt mir."

Frage: "Was war in dieser Saison für dich das Highlight gewesen, oder denkst du, dass es noch kommen wird?"
Monteiro: "Es liegt definitiv noch vor uns. In die Top 16 zu kommen ist wichtig, und das haben wir in diesem Jahr ein paar Mal geschafft. Aber ich habe das Gefühl, dass ein wirkliches Highlight noch kommen wird."

Frage: "Was ist mit Enttäuschungen? Es gab ein paar Dramen in den ersten Runden..."
Monteiro: "Ich würde sagen, dass Monaco enttäuschend war, denn ich denke, dass dies ein Rennen war, wo wir etwas erreichen hätten können, besonders, wenn man sich die Ergebnisse anschaut."

"Ich war das ganze Wochenende über in der Top 10 oder 15, wir nahmen also an, dass es das erste Rennen sein würde, in dem wir es in die Top 16 schaffen, und dort hätten wir auch stehen sollen. Aber im Qualifying blockierte mich Barrichello auf meiner fliegenden Runde und im Rennen, nun, wir alle wissen, was passiert ist."

"Leider war dies eines jener Rennen, in dem du am Ende dabei sein musst, denn es lagen Punkte auf dem Tisch. Dies war also eine große Enttäuschung. Die andere war die Tatsache, dass ich in Indianapolis und Magny-Cours zwei Mal in Folge ausfiel. Das ist für mich definitiv nicht normal."

Frage: "Du und Christijan steht immer an der gleichen Stelle der Startaufstellung, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ihr beide involviert seid, wenn etwas passiert..."
Monteiro: "Das ist genau der Punkt. Wir sitzen in identischen Autos, kämpfen auf einem ähnlichen Level, wir sind uns auf der Strecke also immer sehr nahe. Und wir sind beide konkurrenzfähig, wir beide wollen gewinnen, es wird also immer etwas Risiko damit verbunden sein."

Christijan Albers und Tiago Monteiro

In Kanada kollidierten Christijan Albers und Tiago Monteiro wie schon in Monaco Zoom

"Das ist Teil des Spiels, denn wir kämpfen Seite an Seite. Wenn ich immer neben Räikkönen oder wem auch immer sitzen würde, dann wären die Chancen, dass wir aneinander geraten, höher. In Monaco denke ich, dass Chris einen Fehler gemacht hat, aber ich verstehe, wie dies passieren konnte. Ich kann auch meine Verantwortlichkeit an der Kollision in Kanada akzeptieren."

"Okay, wir sind im gleichen Team, wir sollten uns also gegenseitig helfen, Rennen zu beenden - das versteht jeder. Aber schlussendlich kämpfen wir auch gegeneinander um die Position, das muss man ebenso in Betracht ziehen."

"Narain hatte oftmals ein wahnsinniges Tempo, aber manchmal war er etwas zu unregelmäßig und leider nicht so konstant." Tiago Monteiro

Frage: "Ist es gut, einen schnellen Teamkollegen zu haben, der dich antreibt?"
Monteiro: "Ja, das denke ich. Im vergangenen Jahr hatte Narain oftmals ein wahnsinniges Tempo, aber manchmal war er etwas zu unregelmäßig und leider nicht so konstant. Ich weiß nicht, ob Christijan auf eine Runde so schnell ist wie Narain, aber er ist viel konstanter. Er macht kaum Fehler und ist ein sehr solider Fahrer."

"Wir treiben uns also gegenseitig eine Menge an, was gut für uns und gut für das Team ist. Einer der Gründe, warum das Team so viele Fortschritte macht, ist die Tatsache, dass es keine Einheit gibt, in der meine Konzentration weniger als 110 Prozent beträgt, und das gilt auch für ihn. Jedes Mal, wenn wir auf die Strecke gehen, machen wir immer viel Druck."

"Und abseits der Strecke geben wir ebenfalls alles, und dies betrifft nicht nur die körperliche Fitness. Ich denke, dass ich mit meinen Ingenieuren mehr Zeit verbringe als jemals zuvor, denn ich schenke allen Details meine Aufmerksamkeit. Alles am Auto ist wichtig, von dem kleinsten Teil bis zur kleinsten Einstellung - es ist wahnsinnig. Ich nehme an, dass dies die Formel 1 zum Gipfel des Motorsports macht. Ich habe diesbezüglich immer noch eine Menge zu lernen, aber ich werde im Feedback-Geben und dem Interpretieren, wie etwas das Auto beeinflusst, besser."

Frage: "Bridgestone war zuletzt ganz klar sehr stark, war dies eine große Hilfe?"
Monteiro: "Ja, absolut. So viel unseres Erfolges hängt von der Reifenwahl ab, die wir für jede Strecke treffen, es ist also sehr wichtig, dies auf die Reihe zu bekommen. Aufgrund der Produktions-Pläne und der Vorlaufzeiten müssen wir sie sehr früh wählen, es ist also immer ein wenig ein Glücksspiel. Aber zum Glück haben wir in den vergangenen paar Rennen gute Entscheidungen getroffen. Lasst uns hoffen, dass dieser Trend im Rest der Saison weitergehen und uns dabei helfen wird, ein paar weitere Punkte zu holen, bevor sie zu Ende ist."