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"Möchte nicht näher darauf eingehen": Was hat Hülkenberg da angedeutet?
Mauer geküsst, den falschen Knopf gedrückt und zu langsam reagiert: Nico Hülkenberg erlebt beim Formel-1-Rennen in Baku 2024 ein "brutales" Ende
(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg war lange Zeit auf Kurs zu einem zehnten Platz beim Formel-1-Rennen in Aserbaidschan, doch am Ende kam der Deutsche als Elfter über die Linie, obwohl zwei Runden vor dem Schluss noch Sergio Perez und Carlos Sainz crashten, womit der Haas-Pilot eigentlich Achter hätte werden müssen. Was ist passiert?
© Motorsport Images
Nico Hülkenberg in seiner Haas-Garage am Baku-Wochenende Zoom
"Es war ein gutes Rennen, das sah vielversprechend aus", sagt der Emmericher gegenüber ServusTV. "Ich glaube, es war P10 bevor Carlos und Checo den Unfall hatten und eigentlich war alles unter Kontrolle und in den letzten zwei Runden ist dann einiges schiefgelaufen. Es sind ein paar Sachen passiert, da möchte ich jetzt gar nicht näher darauf eingehen aktuell. Aber ja, wir haben da das Rennen verloren und ein Resultat mit Punkten."
Doch was hat Hülkenberg gemeint? Innerhalb von kürzester Zeit hat der 37-Jährige drei Positionen verloren. Zunächst an Williams-Pilot Franco Colapinto, ehe kurz darauf auch Lewis Hamilton im Mercedes sowie sein Teamkollege Oliver Bearman durchschlüpften. In der TV-Übertragung war der Mittelfeldkampf aufgrund des spannenden Gefechts an der Spitze nicht ersichtlich, doch die Onboard-Aufnahmen des Haas-Piloten klären auf.
Onboard-Kamera: Hülkenberg mit Mauerkuss in Runde 48
"Platten. Ich glaube, ich habe die Mauer touchiert", funkt Hülkenberg am Ende von Runde 48 an sein Team. Zu diesem Zeitpunkt lag Hülkenberg noch etwa 2,5 Sekunden vor Colapinto hinter ihm und tatsächlich ist er eingangs von Kurve 15 zu weit rechts gewesen und hat die Leitplanke geküsst.
"Ok Nico, der Druck sieht aber noch gut aus", versichert Renninegnieur Gary Gannon. "Schalt den Pushmodus ein, die Reifendrücke sind ok", fügt er kurz später hinzu. Doch da war Colapinto schon fast am Haas vorbei und setzte das abschließende Überholmanöver danach vor Kurve drei in Runde 49.
Die Telemetriedaten zeigen, dass Hülkenberg nach seinem Mauerkuss in Runde 48 auf dem Weg zur Start- und Ziellinie fast zwei Sekunden gegenüber seiner vorherigen Zeit eingebüßt hat. Der Fahrfehler an sich hat nur etwa zwei Zehntel gekostet. War Hülkenberg also nur im falschen Motorenmodus?
Was der sogenannte "In-Knopf" sein könnte
"Ich bin schon im Pushmodus", antwortet er am Funk auf die Aufforderung von Gannon, der reagiert: "In-Knopf aus. Du musst den In-Knopf ausmachen, der ist gerade aktiviert, also deaktiviere ihn." Hülkenberg antwortet: "Es funktioniert nicht."
© Motorsport Images
Nico Hülkenberg mit seinem Renningenieur Gary Gannon vor dem Start des Rennens in Baku Zoom
Laut den Telemetriedaten hat Hülkenberg in Runde 49 eine Sekunde auf den Geraden des ersten Sektors verloren, womit Colapinto vor Kurve drei leichtes Spiel hatte. Möglicherweise hat der Deutsche nach seinem Treffer mit der Mauer den sogenannten "In-Knopf" gedrückt, weil er dachte, dass der Reifen hinüber ist. Der Knopf könnte bedeuten, dass man in die Box kommt, also auf einer "Inlap" ist, was dann wiederrum dazu geführt hat, dass der Haas in einen langsameren Motorenmodus gewechselt ist.
In Sektor zwei gibt sein Renningenieur dann Entwarnung: "Das Auto ist jetzt ok, noch zwei Runden, wenn du über der Ziellinie bist." Und sofort war der Speed auf den Geraden auch wieder da, die Position gegen den Williams aber schon verloren.
Perez-Sainz-Crash: Hülkenberg reagiert zu langsam
Das nächste Missgeschick ereignet sich eine Runde später, als Hülkenberg im ersten Sektor auf die verunfallten Perez und Sainz trifft und über diverse Trümmerteile fahren muss. Zu diesem Zeitpunkt war nur die gelbe Flagge für diesen Minisektor draußen, ehe der Monitor nach der Unfallstelle wieder grün anzeigte. Hülkenberg war da aber noch so langsam, dass Hamilton und Teamkollege Bearman von hinten angeschossen kamen und in Kurve drei vorbeizogen.
"Ich habe die Trümmerteile mit dem Frontflügel getroffen", funkt der Deutsche nach dem Vorfall. "Wir checken es", antwortet Gannon, ehe das virtuelle Safety-Car aktiviert wird, während sich Hülkenberg nun hinter Colapinto, Hamilton und Bearman im Burgabschnitt der 50. Runde befindet.
"Verdammt nochmal, wie können die bitte nicht", flucht Hülkenberg am Teamradio, ehe sein Renningenieur dazwischengrätscht: "Virtuelles Safety-Car. VSC."
Es macht den Anschein, als ob Hülkenberg bei der Schwere des Unfalls damit gerechnet hätte, dass das virtuelle Safety-Car schon aktiviert hat, was letztendlich dazu geführt hat, dass Hamilton und Bearman die grüne Flagge schneller gesehen haben. George Russell, Vorsitzender der Fahrergemeinschaft GPDA, zeigt sich nach dem Rennen auch verwundert: "Ich war schockiert, dass das Safety-Car oder das VSC nicht schon früher rauskam."
Hülkenberg entschuldigt sich bei Haas: "Habe euch im Stich gelassen"
Am Ende bleibt nur Enttäuschung für Hülkenberg, wie der Funkverkehr nach der Ziellinie verdeutlicht. "Karierte Flagge, Nico. Karierte Flagge. Drücke den In-Knopf. Es tut mir leid, Nico", sagt Renningenieur Gannon. Hülkenberg entgegnet: "Dir braucht es nicht leidtun, ich muss mich entschuldigen. Ich habe euch im Stich gelassen, ich habe uns im Stich gelassen heute. Das war eigentlich eines unser besten Rennen dieses Jahr." Gannon darauf: "Ja Nico, es ist brutal, aber wir sitzen alle in einem Boot."
Um die Misere perfekt zu machen, überholte der Deutsche nach der Zieldurchfahrt Teamkollege Oliver Bearman, obwohl die Strecke weiterhin unter VSC-Bedingungen stand. Die Stewards haben für diesen Vorfall eine Verwarnung ausgesprochen.
Im Interview danach kann Hülkenberg dem Rennen immerhin abgewinnen, dass seine Leistung deutlich besser war nach einem untypisch schwachem Qualifying am Samstag: "Ich konnte es umdrehen und habe die Nuss quasi geknackt", sagt er bei ServusTV. "Weil Freitag und gestern habe ich mich nicht wohlgefühlt im Auto."
"Aber heute habe ich es irgendwie hinbekommen und doch noch irgendwo ein bisschen Harmonie gefunden und Leistung im Auto, was natürlich schön ist und gut und wichtig. Leider ein Ticken, ein Tag, zu spät, aber gut, es ist wie es ist. Trotzdem glaube ich, können wir mit dem Rennen über weite Strecken zufrieden sein."
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