Minardi steht nach dem Jordan-Verkauf alleine da

Falls Jordan mit den Midland-Geldern den Anschluss ans Mittelfeld schafft, bleibt Minardi das letzte Hinterbänkler-Team der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Dass Eddie Jordan sein Team an den Midland-Konzern des russischen Geschäftsmannes Alexander Shnaider verkauft hat, könnte indirekt auch Auswirkungen auf Minardi haben: Sollte Jordan nämlich dank des verbesserten Budgets den Anschluss ans Mittelfeld schaffen, bliebe Minardi als letztes Hinterbänkler-Team der Formel 1 übrig.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan und Paul Stoddart

Eddie Jordan und Paul Stoddart haben sich zuletzt hervorragend verstanden

"Wir müssen uns offensichtlich steigern", gab Minardi-Boss Paul Stoddart im Interview mit 'Reuters' zu. "Falls der Umstand der neuen Eigentümerschaft enorme Summen an Geld zu Jordan fließen lässt, wird meine Aufgabe schwieriger, denn tief in meinem Inneren, ohne darüber gesprochen zu haben, war ich ziemlich optimistisch, dass wir Jordan in der zweiten Saisonhälfte einen guten Kampf hätten liefern können."#w1#

Minardi verwendet das Budget laut Stoddart am besten

"Wenn ihr Geld richtig ausgegeben wird - und ich bin sicher, dass sie Leute haben, die ihnen das zeigen werden -, dann stehe ich mit meinem ziemlich kleinen Budget wohl sehr alleine da. Wir sind das kleinste Team der Formel 1 und wenn es eine Weltmeisterschaft dafür gäbe, wer aus jedem Dollar das Meiste herausholt, dann würden wir wohl eine ganze Serie an Titeln gewinnen. Dem ist aber nicht so, also müssen wir uns steigern", fügte er an.

Stoddart ergänzte, dass er sich entweder nach mehr Geld von Sponsoren umsehen oder aus dem Ecclestone-Imperium eine höhere Beteiligung bekommen muss, weil Minardis Abstand zum vorletzten Team ansonsten noch größer werden könnte. Allerdings hat beides einen Haken: Bezahlfahrer bringen Minardi zwar finanziell voran, deren Leistungen lassen aber oft zu wünschen übrig, und mehr Geld aus dem Ecclestone-Topf gibt es nur gegen die Unterschrift unter das neue Concorde Agreement, mit der alle Teams außer Ferrari noch zuwarten wollen.

Dass Jordan ausgeschieden ist, bedauert Stoddart aber auch auf persönlicher Ebene: "Ich habe nichts als Respekt für Eddie und höre ihm immer gerne zu. Er wird mir fehlen. Ich kann aber versprechen, dass wir ihn in der Boxengasse wieder sehen werden. Meiner Meinung nach ist er ein ganz großer Charakter, den viele vermissen werden. Irgendwie bin ich jetzt ein bisschen einsam", trauerte er seinem Kollegen nach.

Zwischen Stoddart und Jordan gab es auch Differenzen

Allerdings hatten Stoddart und Jordan nicht immer ein so gutes Verhältnis zueinander: Im Kampf gegen die reichen Automobilhersteller in der Formel 1, den Minardi und Jordan lange gemeinsam ausgetragen haben, gab es zwischen den beiden Charakterköpfen im Sommer 2003 so gravierende Spannungen, dass Stoddart seinen Kollegen nicht "EJ" für Eddie Jordan, sondern spaßeshalber "JJ" für Judas Jordan nannte...

Minardi wird nach dem Ausscheiden Jordans 2005 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die ungeliebte rote Laterne im Abonnement beziehen. Außerdem sind die Italiener nun das einzig verbleibende unabhängige Team am Ende des Feldes - hinter allen anderen Rennställen steht ein Automobilkonzern oder ein anderes Unternehmen. Lediglich Peter Sauber schafft es auch selbstständig, sich gut über Wasser zu halten, allerdings schwimmt er in weniger tiefen Gewässern als Stoddart...