Michelin ist für die Herausforderung Barcelona gerüstet
Beim fünften Grand Prix der Saison will Michelin den fünften Sieg feiern - Barcelona die anspruchsvollste Formel-1-Strecke für die Reifen
(Motorsport-Total.com) - Beim fünften Grand Prix der Saison steht der in diesem Jahr noch ungeschlagene Reifenhersteller Michelin vor seiner bisher größten Bewährungsprobe: Der 'Circuit de Catalunya' gilt nicht nur als der anspruchsvollste Kurs für die Aerodynamik der Boliden, sondern fordert vor allem den Reifen mehr ab als jede andere Strecke. Durch die im Winter aufgetragene neue Asphaltschicht sind die Karten zudem völlig neu gemischt. Doch der bisherige Seriensieger Michelin ist gerüstet: Gemeinsam mit ihren Partnerteams, die bislang zehn von möglichen zwölf Podestplätzen holten, peilen die Franzosen in Katalonien einen weiteren Sieg an.

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In Michelin-Motorhome soll auch in Barcelona ein Sieg analysiert werden
Bekanntes, unbekanntes Barcelona: Ausgerechnet jene Strecke, die die Grand-Prix-Teams von ihren zahllosen Testfahrten am besten kennen, hält für die Techniker der Formel 1 die größten Rätsel bereit. Die einzigartige Charakteristik mit einer Vielzahl extrem lang gezogener schneller Kurven stellt die höchsten Anforderungen aller Kurse an die Aerodynamik. Und da Abtrieb und aerodynamische Effizienz in der heutigen Formel 1 als entscheidender Erfolgsfaktor gelten, wird auch klar, warum dieser Kurs die beliebteste Teststrecke ist. Was ein Auto taugt, zeigt sich hier meist nach dem ersten Herausfahren aus der Box.#w1#
Beim Setup muss der ideale Kompromiss gefunden werden
Neben typischen Passagen wie die Abfolge der Rechtsbögen Renault und Repsol besitzt der 'Circuit de Catalunya' bei Montmeló auch zwei lange Geraden. Die anspruchsvolle Streckenführung führt zu ungewöhnlichen Setup-Kompromissen: Da vor beiden Geraden jeweils eine schnelle Kurve liegt, setzen die Teams auf eine Aerodynamikkonfiguration mit hohem Abtrieb. Der Grund: Die Höchstgeschwindigkeit hängt nicht vom geringen Luftwiderstand durch eine flache Flügelstellung ab, sondern davon, wie gut ein Auto in den schnellen Ecken liegt und wie gut es aus ihnen herausbeschleunigt. Leider macht diese Charakteristik das Überholen fast unmöglich, da in den schnellen Kurven niemand nah genug an seinen Vordermann herankommt, um ein erfolgversprechendes Manöver einzuleiten.
Die Straßenlage der Autos - so eine Erkenntnis aus den zahllosen Testfahrten - hat sich durch die Neuasphaltierung im Winter und den Umbau einer Kurve verbessert. Mit dem neuen Belag verschwand unter anderem eine große Bodenwelle auf der Zielgeraden sowie das wellige Profil von Kurve zehn.
Der wichtigste Parameter, der mehr als alles andere über die Leistung der Autos entscheidet, ist der Umgang mit den Pneus. Nach der Neuasphaltierung müssen auch die Michelin-Techniker teilweise umdenken: "Bei unseren Testfahrten haben wir festgestellt, dass die Fahrbahnoberfläche nicht mehr so verschleißintensiv ist wie zuvor", so Michelin-Sportchef Pierre Dupasquier fest. "Wir haben deswegen eine Reihe neuer, weicherer Mischungen ausprobiert und viele neue Ideen umgesetzt."
Extreme Belastungen speziell für den linken Vorderreifen
An der Herausforderung durch die lang gezogenen Kurven hat sich dagegen nichts geändert. Die Reifenenergie - vereinfacht gesagt die Arbeit, die ein Pneu leisten muss - liegt nach wie vor äußerst hoch. Dies verstärkt den Verschleiß speziell der vorderen Pneus. Da es sich überwiegend um Rechtskurven handelt, wird vornehmlich der linke Vorderreifen ausnehmend stark belastet. "Die harte mechanische Beanspruchung wird zusätzlich erhöht durch das hohe Abtriebsniveau, das die Teams verwenden", so Dupasquier. Der französische Reifenspezialist stellt jedem Partnerteam zwei Ingenieure zur Seite. Diese werden in Zusammenarbeit mit den Renningenieuren der Teams daran arbeiten, ein gleichermaßen schnelles wie reifenschonendes Setup zu erarbeiten - etwa durch geringere Sturzwerte.
Das jüngste Erstarken von Hauptgegner Ferrari schreckt die Michelin-Partner nicht: "Die Scuderia war in Imola derart überlegen, dass sich das nicht allein auf das Auto zurückführen lässt - auch wenn das vielleicht paradox klingt", so Pat Symonds, Chefingenieur von Renault. "Die Kombination aus Reifen und Auto passte bei Ferrari einfach optimal zur Strecke und zu den Bedingungen an diesem Tag. In Barcelona kann die Sache wieder ganz anders aussehen."

