• 05.08.2006 09:41

  • von Fabian Hust

Michael Schumacher und der Rücktritt

Es wird weiter fleißig spekuliert über den Rücktrittszeitpunkt von Michael Schumacher - viel spricht für den Abschied am Ende der laufenden Saison

(Motorsport-Total.com) - Auch am Rande des Großen Preises von Ungarn in Budapest wird wieder viel diskutiert und spekuliert über den Zeitpunkt eines Rücktritts von Michael Schumacher. Es mutet an, als würde das Milliardenbusiness gerade den Abgang des Deutschen vorbereiten, eine perfekte Verabschiedung mit einer großen Schau, mit dem achten Titelgewinn.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Fahrerlager verlassen oder ins Fahrerlager gehen - was macht Schumacher?

Seit einigen Rennen läuft wieder alles rund bei Michael Schumacher und Ferrari, da mögen sich einige denken, dass der Kerpener motiviert genug ist, noch einmal ein oder zwei Jahre dranzuhängen. 2007 könnte Ferrari dank Einheitsreifen ein erfolgreiches Jahr erleben, 2008 winkt mit den zahlreichen Reglementumstellungen eine große und neue Herausforderung.#w1#

Doch Manager Willi Weber rät seinem Schützling, seinen Helm zum richtigen Zeitpunkt an den Nagel zu hängen. Er soll als erfolgreicher Sportler in die Geschichte eingehen und nicht wie viele andere Sportler und Formel-1-Piloten enden, die nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karriere abtraten sondern erst, als sie sportlich in der Versenkung verschwunden waren.

Es ist seltsam in diesem Jahr. Normalerweise wartet die ganze Formel 1 auf die Entscheidung der Top-Fahrer und erst dann wird ein Großteil der Cockpits vergeben. In diesem Jahr ist es umgekehrt, was dazu führen könnte, dass am Ende ein Fahrer ohne Cockpit dasteht: Michael Schumacher.

Trotzdem, wer Michael Schumacher in die Augen schaut, der sieht das Feuer immer noch brennen. Wenn ein 37-Jähriger, der sein Leben lang für und mit dem Motorsport gelebt hat, von einem Tag auf den anderen auf sein "Spielzeug" verzichten muss, so ist das keine Entscheidung, die einem leicht fällt: "Michel denkt hin und her. Er hat sich noch nicht entschieden", so Manager Willi Weber gegenüber der 'Bild'-Zeitung.

Es gebe viele Faktoren, die seine Entscheidung beeinflussen, meint der Schwabe. Und ein Katalysator für einen Rücktritt könnte die Tatsache sein, dass Technikdirektor Ross Brawn eine Auszeit nehmen möchte und Ferrari-Rennleiter Jean Todt endgültig einen Gang zurückschalten will: "Wichtig ist natürlich die Zusammensetzung des Teams. Und da wird es nächstes Jahr zu Veränderungen kommen - mehr kann ich nicht sagen", so Weber.

2004 schaffte es Schumacher noch, das Schlüsselpersonal zum Bleiben für zwei weitere Jahre zu bewegen, doch einen weiteren Verbleib im Team scheint weder Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo noch der Rekordsieger schmackhaft machen zu können.

Der erste wichtige Kopf, der sich für den "Ruhestand auf Raten" entschieden hat, war Chefdesigner Rory Byrne, der vor rund einem Jahrzehnt aus dem Ruhestand zurückgeholt worden war und jetzt nur noch in einer Beraterrolle tätig ist. Schumacher hat immer wieder betont, wie wichtig ihm Freund Todt und Brawn im Team sind und er weiß, dass Ferrari der sportliche Abstieg droht, falls so viele wichtige Köpfe des Team verlassen.

Und natürlich hat auch Michael Schumacher eine eigene Familie, zwei Kinder, die mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen wollen und seine Frau Corinna: "Sie kennt mich so gut wie kein anderer Mensch. Und sie sieht die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Das hilft sehr, bei jeder Entscheidung", so der Deutsche. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass Schumacher viele Freiheiten genießt, mehr zu Hause ist als so manch anderer Berufstätige.

Doch wie kommt ein Rennfahrer mit einem Leben fern ab von der Rennstrecke zurecht, der sein ganzes Lebens nichts anderes gemacht hat, der immer noch leidenschaftlich gern Rennen fährt, der den Wettbewerb braucht und vor allem weiß, dass er immer noch absolut konkurrenzfähig ist. All das sind Fragen, die auch dem Ferrari-Piloten derzeit durch den Kopf geistern dürften...