Mercedes und das Prinzip Hoffnung: Warum Monaco besser laufen sollte

Mercedes gibt sich vor Monaco optimistisch, obwohl die Ergebnisse bislang keinen Anlass dazu geben - Aber es könnte helfen, dass es nur langsame Kurven gibt

(Motorsport-Total.com) - Kann Mercedes in Monaco in die Phalanx der Top-3-Teams eintauchen und endlich wieder ein gutes Ergebnis einfahren? Das ist die Hoffnung bei den Silberpfeilen, die bislang nicht über einen fünften Platz beim Saisonauftakt in Bahrain hinausgekommen waren. Monaco könnte dem W15 allerdings entgegenkommen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton (Mercedes W15) beim Formel-1-Rennen in Imola 2024

Mercedes hat in Imola kein Wort um das Podest mitgesprochen Zoom

Denn Mercedes hatte zu Beginn des Jahres vor allem Probleme, unterschiedliche Kurventypen auszubalancieren. "Wir können entweder in langsamen Kurven konkurrenzfähig sein und in schnellen Kurven Probleme haben - oder umgekehrt", sagt George Russell.

Zwar hätten die jüngsten Upgrades dieses Problem ein wenig behoben und das Auto etwas ausbalanciert, trotzdem könnte Mercedes entgegenkommen, dass es in Monaco vor allem recht konstante Kurvengeschwindigkeiten gibt - nämlich langsame. "Dadurch sollten wir etwas konkurrenzfähiger sein", hofft Russell.

Auch Lewis Hamilton hat erkannt, dass diese grundlegenden Probleme des W15 besser geworden sind. "Das Fenster zwischen langsamen und schnellen Kurven scheint sich jetzt langsam zu öffnen", sagt er. "Ich hoffe wirklich, dass wir einen Sweet-Spot erwischen können. Im letzten Jahr waren wir im Qualifying nicht weit weg - und das mit einem deutlich schlechteren Auto."

Wobei, wirklich berauschend war das Ergebnis 2023 aus Mercedes-Sicht nicht. Hamilton und Russell hatten im Qualifying die Positionen sechs und acht belegt. Die 0,360 Sekunden Rückstand auf Polesitter Max Verstappen klingen zwar nach wenig, doch im traditionell engen Qualifying in Monaco lag man damit sogar hinter Esteban Ocon im Alpine.

Im Rennen konnte sich Mercedes immerhin auf die Positionen vier und fünf verbessern, was Hamilton für 2024 Mut macht: "Ich freue mich definitiv mehr als bei den beiden Autos zuvor, denn diese waren nicht großartig", sagt er. "Dieses Auto ist ein echter Fortschritt, und ich denke, dass es hier hoffentlich viel besser sein wird als im letzten Jahr."

Russell betont: Zur Spitze aufgeholt

Doch ist es das wirklich? 2023 hatte Mercedes die Vizemeisterschaft mit dem W14 geholt, 2024 ist man hinter Red Bull, Ferrari und McLaren nur die vierte Kraft. Nach Bahrain gelang Mercedes nur ein einziges Top-5-Ergebnis - beim Sprint in China. Und aus den ersten drei Startreihen startete man in dieser Zeit auch nur zwei Mal.

Warum sollte es also gerade in Monaco besser werden? Ein Upgrade gibt es abgesehen von einem streckenspezifischen High-Downforce-Paket nicht, und in Imola zuletzt lag man ebenfalls hinter den Top-3-Teams.


Fotostrecke: Alternative Formel 1: So wäre die Saison 2024 ohne Max Verstappen

"Wir haben Fortschritte gemacht", betont Russell. "Wenn man sich den Abstand zu Red Bull und den Abstand zum Rest des Mittelfeldes anschaut, dann haben wir Schritte nach vorne gemacht", sagt er.

Das Problem: "Ferrari und McLaren haben die gleiche Rate an Fortschritten gemacht." Und das waren realistisch die einzigen Teams, die man kurzfristig hätte einholen können.

"Wir müssen einfach weiterarbeiten und weiter Upgrades für das Auto bringen", fordert der Engländer. "Und das ganze Team arbeitet derzeit unermüdlich, um die Upgrades so schnell wie möglich zu bringen."

Hamilton: Endet schwache Quali-Form?

Für Lewis Hamilton gibt es eigentlich noch einen Grund mehr, über das Wochenende in Monaco besorgt zu sein. Denn das Qualifying ist in den Straßen von Monte Carlo das A und O - und genau da hat der siebenmalige Weltmeister seit einiger Zeit Defizite.

1:6 lautet das aktuelle Qualifying-Duell aus seiner Sicht gegen Teamkollege Russell, in den ersten drei Startreihen eines Grand Prix stand er 2024 noch nicht.

"Seit Ende letzten Jahres und das gesamte aktuelle Jahr war es am Samstag ziemlich schlecht", gibt er zu. "Aber es ist, wie es ist, und ich werde weiter daran arbeiten. Bis jetzt habe ich mich nicht so wohlgefühlt, aber wir haben ja noch einige Rennen, um es hinzukriegen. Zum Glück ist meine Rennperformance ganz gut und ich kann glücklicherweise darauf zurückgreifen."

Monaco ist unberechenbar

Und doch, wenn es irgendwo die Chance gibt, eine schlechte Form in ein gutes Ergebnis umzuwandeln, dann in Monaco. Schon oft haben wir gesehen, dass ein überraschend gutes Qualifying auch zu einem guten Ergebnis führt - so wie bei Ocon, der im Vorjahr auf das Podium fahren konnte.

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Monaco ist einfach unberechenbar. Da kann ein Team im Vorfeld noch so viel im Simulator probiert haben, "aber bis man nicht auf der Strecke war, kann man keine Probleme entdecken, die man haben wird oder eben nicht", weiß Hamilton. "In einer perfekten Welt kommst du gut aus den Startlöchern und schaust nicht zurück."

"Das war in den vergangenen Jahren nicht der Fall, aber trotzdem bin ich vor diesem Wochenende zuversichtlicher", betont er. "Das Auto ist deutlich vorhersehbarer und macht mehr Spaß zu fahren. Es ist noch nicht perfekt, aber es macht Fortschritte in die richtige Richtung."

Podest? Unwahrscheinlich! Sieg? Puh!

Dennoch dürfte es für Hamilton nicht die Abschiedssaison von Mercedes werden, die er sich erhofft hatte. Da muss sich der Ex-Weltmeister auch einige Fragen gefallen lassen. So wie diese hier eines Journalisten. Ob es einfacher sei, in diesem Jahr auf das Podium zu kommen oder für 2025 Italienisch zu lernen, wird er gefragt.

Hamiltons Antwort: "Ich glaube nicht, dass Italienisch lernen das Schwierigste sein wird. Im Moment ist ein Podium vermutlich weniger wahrscheinlich."


Und was ist gar mit einem Sieg? "Darauf arbeiten wir hin, aber im Moment ist das nicht realistisch", gibt er zu. "Ich weiß nicht, wie sich das Jahr entwickeln wird. Bleiben die anderen stehen und entwickeln sich nicht weiter, während wir Fortschritte machen? Oder entwickeln sie genau so weiter wie wir? Ich weiß es nicht."

"Was ich sagen kann, ist, dass wir weiter Gas geben. Ich habe keine Glaskugel und daher keine Ahnung, wie das Jahr enden wird. Aber wie wir zusammenarbeiten und fokussiert und motiviert bleiben, das inspiriert mich."

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