• 27.03.2010 14:58

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Mercedes: Siege außer Reichweite

Ross Brawn macht sich Gedanken über die Strategie für den Grand Prix von Australien und den Rückstand auf Red Bull und Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Mercedes und vor allem Michael Schumacher hinterließen in Australien zumindest gefühlt einen stärkeren Eindruck als vor zwei Wochen in Bahrain, doch tatsächlich hat sich an der Ausgangslage der Silberpfeile wenig geändert: Im Qualifying fehlt weiterhin eine Sekunde auf die Spitze und auch von den Positionen her bleibt es vorerst bei der dritten (Nico Rosberg) beziehungsweise vierten (Schumacher) Startreihe.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg auf Abwegen: Siege sind derzeit noch außer Reichweite

"Für die ersten zwei oder drei Plätze", gibt Teamchef Ross Brawn in Anerkennung der starken Performance von Red Bull und Fernando Alonso im Ferrari zähneknirschend zu, "sind wir nicht gut genug, aber wir gehören zur nächsten Gruppe. Heute hatten wir leider kein reibungsloses Qualifying. Wir konnten nicht das Maximum aus dem Auto und den Reifen extrahieren. Ich bin ein bisschen enttäuscht, denn ich glaube, wir hätten besser abschneiden können."#w1#

Keine Chance gegen Red Bull und Alonso

"Platz vier wäre drin gewesen", ist sich Rosberg sicher, und auch Schumacher behauptet: "Red Bull ist außer Reichweite, aber Felipe und Jenson hätten wir schlagen können. Das sind also unsere direkten Gegner." Eine mutige Ansage, wenn man bedenkt, dass Button in allen drei Abschnitten schneller war als Schumacher und sich auch Rosberg nur in Q1 geschlagen geben musste - und das, obwohl Buttons Teamkollege Lewis Hamilton unter normalen Umständen als der schnellere Mann gilt.

Trotzdem sagt Rosberg: "Ferrari ist ein bisschen vor uns, ungefähr zwei oder drei Zehntel, und McLaren sehe ich zwei Zehntel hinter uns. Das sind unsere härtesten Rivalen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir im Moment schneller als McLaren und nur ein bisschen langsamer als Ferrari sind - zumindest im Qualifying. Im Rennen in Bahrain war McLaren schneller als wir, aber ich habe hier ein viel besseres Gefühl, was die Rennperformance angeht", so der 24-Jährige.

¿pbvin|512|2571||0|1pb¿Wenn man davon ausgeht, dass sich der fünftplatzierte Felipe Massa, der auf der sauberen Seite des Grids steht, im Renntrimm noch steigern kann, dann scheint das erste "echte" Silberpfeil-Podium seit 1955 an diesem Wochenende unerreichbar, oder? "Vom vierten Startplatz wäre es möglich gewesen, jetzt ist es ein bisschen schwieriger geworden", gibt Rosberg zu. "Wirklich realistisch ist es unter normalen Umständen nicht, aber man weiß ja nie."

Das heutige Qualifying war geprägt vom hektischen Verkehr, dem Schumacher seine schnellste Runde opfern musste, als er ausgerechnet von Alonso aufgehalten wurde. Brawn hat dafür Verständnis: "Die Reifen brauchen ein, zwei Runden, um richtig warm zu werden, was es vom Verkehr her schwierig macht, weil die Autos gleich drei oder vier Runden pro Run fahren. Früher war es eine fliegende Runde. Die Autos rollen herum, werden wieder schneller. Das ist alles ziemlich chaotisch."

Alle rechnen mit dem Safety-Car

"Das Wetter und das Safety-Car werden morgen die große Show sein", kündigt er an. "Auch der Start wird wichtig. Die Reifen sind sehr konstant. Ich glaube, dass alle ihre Bestzeit auf den weichen Reifen gefahren sind, also wird die Spitzengruppe beim ersten Stopp auf die harten Reifen wechseln. Es wird 17:30 Uhr sein, wenn wir zum ersten Mal an die Box kommen, also wird die Streckentemperatur schon recht niedrig sein. Da ist es dann nicht mehr so einfach, den harten Reifen zum Arbeiten zu bekommen."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Australien, Samstag


Sollte es regnen, was von den meisten Meteorologen erwartet wird, dann könnte das "Regenmeister" Schumacher liegen, aber wohl weniger dem MGP W01: "Grip und Anpressdruck helfen auch im Regen, daher glaube ich nicht, dass sich durch das Wetter groß etwas verschieben würde", so Brawn. "Aber es stimmt schon, dass das Setup einiger Teams für Regen besser geeignet ist als bei anderen Teams. Es kann also schon eine Rolle spielen, aber die guten Autos werden auch im Regen vorne sein."

Gespannt ist der Strategie-Mastermind auf das erste Safety-Car der Saison, mit dem die meisten Experten morgen rechnen: "Wenn das Safety-Car zwischen Runde acht und zehn kommt, werden alle an die Box wollen, um die Reifen zu wechseln. Die, die draußen bleiben, brauchen dann besondere Umstände, um zu profitieren", erklärt Brawn. Denn ganz im Gegensatz zu früher gilt mit dem Nachtankverbot zumeist die Faustregel: Wer früher an die Box kommt, gewinnt!