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Mercedes: Schock von 2022 wird langfristig nicht schaden

Mercedes sieht im schlechten Saisonstart 2022 auch etwas Positives und glaubt an eine Portion Selbstvertrauen, sollte man wieder zurück an die Spitze finden

(Motorsport-Total.com) - Dass Mercedes in diesem Jahr einen kleinen "Schock" verkraften musste und erstmals seit 2013 nicht mehr siegfähig ist, wird dem Rennstall langfristig "nicht schaden", glaubt der leitende Renningenieur Andrew Shovlin.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton vor George Russell (Mercedes W13) beim Formel-1-Rennen in Ungarn 2022

Mercedes erlebte zuletzt einen starken Formanstieg Zoom

Mercedes hatte bislang die Turboära seit 2014 dominiert und mit Ausnahme des Fahrertitels 2021 alle Weltmeisterschaften gewonnen. In diesem Jahr warten die Silberpfeile allerdings noch auf ihren ersten Sieg - auch weil man das Problem Porpoising lange Zeit nicht in den Griff bekam.

Doch laut Shovlin sei es gar nicht so schlecht, auch mal andere Erfahrungen zu machen: "Es ist schön, eine ganz andere Herausforderung zu haben", sagt er gegenüber der globalen Edition von 'Motorsport.com'. "Zu Beginn des Jahres gab es sicherlich Zeiten, die nicht angenehm waren, und die innerhalb des Teams ziemlich stressig waren und schlimmer waren, als wir uns gewünscht hätten."

"Aber eigentlich mögen es die Ingenieure, Probleme zu lösen", meint er. "Und es gab auch Zeiten, in denen wir dominierten und keine wirkliche Konkurrenz hatten, sodass es ein bisschen langweilig und vorhersehbar wurde."

Daher würden die neuen Herausforderungen dabei helfen, das Beste aus dem Team zu holen. "Im Moment haben wir eine ganz gute Entwicklungsrate", betont Shovlin. "Und wenn wir uns zurück an die Spitze entwickeln können, dann wird das Team sein Selbstvertrauen zurückbekommen, denke ich."

"Bisher ging es in diesem Jahr nur darum, das Selbstvertrauen einer Mannschaft wieder aufzubauen, die sehr stark war und einen kleinen Schock erlitten hat. Es war also eine schwierige, aber gute Herausforderung für uns".

Vorbild Singapur

Spricht man von Schwächen bei Mercedes, fällt häufig der Grand Prix von Singapur 2015 als Vergleich. Die Silberpfeile hatten die Saison 2015 dominiert und 16 von 19 Rennen gewonnen, in Singapur kam man aber plötzlich weder im Qualifying, noch im Rennen unter die Top 3. Ein Jahr später holte man aber wieder die Poleposition und den Rennsieg.

"Man spricht über Tiefpunkte wie Singapur, und wenn man viele der Ingenieure im Team fragt, was sind ihre Highlights? Es war die Arbeit, die wir nach Singapur geleistet haben", sagt Shovlin. "Im darauffolgenden Jahr kehrten wir dorthin zurück und dominierten. Es ist die Art und Weise, wie das Team zusammengearbeitet hat, um einige dieser bemerkenswerten Probleme zu lösen."


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Auch 2022 habe es Dinge gegeben, in denen Mercedes auf dem falschen Fuß erwischt wurde. "Aber die Stärke des Teams sind seine Menschen", sagt Shovlin. "Dies war eine außerordentliche Herausforderung. Und wir alle sind dadurch klüger und erfahrener geworden. Ich denke also, dass dies dem Team auf lange Sicht nicht schaden wird."

Wolff hätte auf Tief verzichten können

Doch während das Team die positiven Seiten aus dem schwierigen Saisonstart zieht, hätte Motorsportchef Toto Wolff gerne darauf verzichtet: "Ich wäre lieber nicht dort gewesen", sagt er. "Wir haben es geschafft, das Ruder herumzureißen, aber manche Dinge sind trivialer als man denkt. Andere Dinge waren wichtig, um das Porpoising in den Griff zu bekommen."

"Vom technischen Standpunkt aus gesehen war das sicherlich wertvoll. Aber für uns alle war es aus menschlicher und beruflicher Sicht sehr schwierig, damit umzugehen", so der Österreicher. "Denn wenn die Top-Ingenieure nicht wirklich verstehen, warum die Daten nicht mit der Realität übereinstimmen, ist das nicht einfach."


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Er gibt zu, dass das Team zeitweise "verloren" war: "Ja, du bist verloren, aber es ist nicht das Gefühl, dass du komplett verloren bist. Aber du fragst dich, wie lange das noch so gehen wird, denn die nächste Saison kommt immer näher", sagt er.