powered by Motorsport.com

Mercedes: Lauda nimmt Ausfall auf seine Kappe

Keine Spur von "Weichspüler": Aufsichtsrats-Chef Niki Lauda analysiert weiterhin auch Fehler seines Mercedes-Teams messerscharf im Fernsehen

(Motorsport-Total.com) - Wer angenommen hat, dass Niki Lauda in seiner Funktion als 'RTL'-TV-Experte den "Weichspüler" einschalten würde, sobald kritische Mercedes-Themen zur Sprache kommen, der lag damit falsch. Denn nach dem heutigen Grand Prix von Australien trat der Aufsichtsrats-Vorsitzende des Silberpfeil-Teams mit einer kritischen Analyse den Beweis dafür an, dass er mit dem Interessenskonflikt angemessen umgehen kann.

Titel-Bild zur News: Florian König, Christian Horner und Niki Lauda

Mercedes-Chef Niki Lauda lässt sich als Experte den Mund nicht verbieten Zoom

Besonders der Ausfall von Nico Rosberg (an dritter Stelle liegend in der 27. Runde) ärgert den Österreicher: "Nico Rosberg ist der Strom ausgegangen. Die Batterie ist leer geworden", gibt Lauda zu. "Das Auto muss zurück, das muss man sich anschauen. Es war auf jeden Fall die Stromzufuhr zur Batterie. Sie war nicht mehr da - da war ein Fehler von der Motorenabteilung." Und er unterstreicht selbstkritisch: "Den Fehler muss ich auf meine Kappe nehmen."

Dass Lewis Hamilton in der 13. und Rosberg in der 14. Runde zum Boxenstopp kamen, um von Supersoft auf Medium zu wechseln, sei ebenfalls analysebedürftig: "Ich hätte unter Umständen gesagt... Aber man muss erst analysieren. Der erste Stopp war fünf Runden später - vielleicht hätte man ja strategisch etwas früher reinkommen können. Denn zwei Stopps gingen sich ja bei allen nicht aus - außer bei Kimi, und der hat eben die Sensation daraus gemacht."

Man habe "klar" versucht, nur zweimal an die Box zu kommen, "aber alle bei uns waren überrascht, wie alle anderen auch. Niemandem kann man einen Vorwurf machen, dass der Reifenverschleiß unter diesen kalten Bedingungen zu hoch war", legt Lauda seine schützende Hand über die Crew. Hamilton fuhr in der letzten Runde vor seinem Service immerhin noch 1:33.2 Minuten - um eineinhalb Sekunden langsamer als die beiden Ferraris, die schon gewechselt hatten.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Australien, Sonntag


Eine Möglichkeit wäre gewesen, wie die Konkurrenz früher reinzukommen - oder sogar volles Risiko zu gehen und den Supersoft-Stint weiter zu verlängern, um dann am Ende des Rennens die frischesten Reifen zu haben und aufzuholen. Dass es unterm Strich keinen großen Unterschied macht, wann man Supersoft fährt, zeigte heute das Beispiel Adrian Sutil, der sogar lange Zeit führte, nach 58 Runden aber nur 3,3 Sekunden vor seinem Teamkollegen als Siebter ins Ziel kam.

"Von der Strategie her", findet Mercedes-Sportchef Toto Wolff, "hätten wir es vielleicht ein bisschen anders machen müssen. Früher stoppen, oder sogar - was jetzt ein wenig verrückt klingt - mit dem Option-Reifen, dem ersten Reifen, ein bisschen länger gehen." Fest steht aber auch für ihn: "Ich bin nicht zufrieden. Ein technischer Ausfall ist nicht akzeptabel. Das müssen wir in den Griff kriegen und sehen, was es ist."

Nico Rosberg

Nico Rosberg lag nach dem ersten Stopp vor Felipe Massa, der Vierter wurde Zoom

Der fünfte Platz von Hamilton sei "kein Desaster und ein solides Ergebnis. Wir haben wieder eine Menge gelernt über die Reifen", sagt der 41-Jährige. Doch Landsmann Lauda möchte mit einem ersten Urteil noch abwarten: "Für mich ist der Maßstab aller Dinge Kuala Lumpur. Die Reifensituation, es wird irrsinnig heiß, ein irrsinnig schwieriger Kurs - da werden wir genau wissen, was los ist."