• 22.07.2003 10:44

  • von Fabian Hust

McNish: Wer rastet, der rostet!

Renault-Testfahrer Allan McNish erklärt, warum in der Formel 1 jede verschlafene Testminute einen Rückschritt bedeutet

(Motorsport-Total.com) - Selbst die ganz kleinen Formel-1-Teams haben mittlerweile eigene Testfahrer unter Vertrag, bei den Top-Teams stehen in der Regel zwei Versuchsfahrer auf der Gehaltsliste, denn Testkilometer sind in der "Königsklasse des Motorsports" das A und O. Bei Renault ist Allan McNish der "Cheftester" und der Schotte erklärt, warum seine Rolle im Team im Prinzip genauso wichtig ist wie jene der Einsatzfahrer.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

Immer auf der Suche nach der nächsten Zehntelsekunde: Allan McNish

Im Schnitt 15 neue Teile hatten Jarno Trulli und Fernando Alonso an jedem Rennwochenende im R23 an Bord, in Silverstone waren es sogar 70, als das Team ein verbessertes Chassis einsetzte, das man auf den Namen R23B taufte: "Wenn man von der Arbeit mit einem Auto spricht, dann fängt man klarerweise darüber an zu sprechen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Auto ist", so McNish. "Der R23 ist ersteres. Und wenn ein Auto von den ersten Testkilometern an schnell ist, dann wird es immer schnell sein."

So werden die Grundsteine für den Erfolg laut McNish schon weit vor den ersten Testkilometern mit dem Auto gelegt: "Während des Winters gibt es einen Punkt, an dem die Ingenieure die Konfiguration des Autos festlegen. Wenn sie das nicht machen würden, dann würden sie immer noch im Windkanal bis kurz vor dem ersten Rennen versuchen, Hundertstelsekunden herauszukitzeln!"

Dabei hat man sich in England und Frankreich bei Renault für eine sehr frühe Fertigstellung des Autos entschieden: "Die Strategie des Teams war in diesem Jahr eine gute. Der komplette mechanische Part des R23 war am 26. November 2002 zum Testen bereit. Erst in der letzten Minute arbeiteten die Aerodynamiker am Bodywork. Dieses war im Februar einsatzbereit doch das Design-Büro arbeitete und arbeitete, so dass wir in Melbourne schon eine Weiterentwicklung hatten!"

Auch seitdem hat man unermüdlich an der Verbesserung des Autos gearbeitet: "Die Motorenspezifikationen von Viry entsprachen den Erwartungen, die Verbesserungen an der Aerodynamik waren so wie erhofft und das Ergebnis davon ist, dass das Auto konkurrenzfähiger und konkurrenzfähiger wird. In Silverstone hatten wir zum Beispiel ein neues Aerodynamikpaket aber auch elektronische Entwicklungen im Bereich der Traktionskontrolle und der Startautomatik, neue Teile für den Motor?"

Für Allan McNish ist klar, dass man in der heutigen Formel 1 sich keinen Stillstand erlauben kann: "Sich auf den Lorbeeren auszuruhen ist der größte Fehler, den man machen kann. Die Gegner schlafen nie. Auch sie sind die ganze Zeit über auf der Suche nach Verbesserungen und finden in jeder Woche Zehntelsekunden. Wenn man keine Schritte nach vorne macht, dann macht man einen Schritt zurück."

Auch das psychologische Element darf man nach Aussage des Schotten nicht vernachlässigen: "Wenn man fast tagtäglich schneller wird, dann verbessert dies die Moral des ganzen Teams und motiviert alle, noch besser zu werden. Das ist absolut lebensnotwendig. Vom Mechaniker bis zum Fahrer kann der Wille, 100 Prozent zu geben, Wunder bewirken. Denn wenn sich die Fahrer wohl fühlen, dass kann dies auch ein paar Zehntelsekunden bewirken..."