• 11.03.2013 21:35

  • von Dominik Sharaf

McLaren will nicht nach Neweys Pfeife tanzen

Martin Whitmarsh schmettert Gerüchte um Honda-Motoren ab - Für den scheidenden Technikchef Paddy Lowe wurde noch keine neue Rolle definiert

(Motorsport-Total.com) - Das Kräfteverhältnis in der Formel 1 ist im Vorfeld der Saison 2013 so nebulös wie selten zuvor. Da blickt auch ein alter Hase im Geschäft nicht mehr durch: Martin Whitmarsh. Der McLaren-Teamchef gibt frank und frei zu, "keine Ahnung" zu haben, wie die Hackordnung aussehen könnte - geschweige denn, welche Position seine Mannschaft einnimmt: "Was wir bei den jüngsten Tests gesehen haben, ist nicht wirklich ein Hinweis auf die tatsächliche Form", rätselt er im Gespräch mit 'Sky Sports F1'.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Martin Whitmarsh fürchtet nicht um seinen Job und sieht 2012 als Erfolgsjahr Zoom

Als Grund nennt Whitmarsh die niedrigen Temperaturen in Spanien, die es in Australien nicht geben wird. Entwarnung wegen der schnell einbrechenden Pirelli-Reifen will er aber im Gegensatz zu anderen Teamverantwortlichen nicht geben: "Jeder hat Probleme mit dem Körnen der Pneus und ich habe die Befürchtung, dass das auch im Rennen der Fall ist", blickt der 54-Jährige voraus. "Im Moment glauben die Ingenieure, es handele sich um eine Folge des Wetters, aber in China werden wir darüber noch viel sprechen."

Newey als Technik-Trendsetter

Dennoch ist sich der Brite sicher, dass neben seiner Truppe Red Bull und Ferrari das Tempo bestimmen, dazu habe Mercedes eklatante Fortschritte unternommen. Eine Garantie gibt er jedoch nicht: "Man weiß nie. Vielleicht haben wir uns auch selbst hinters Licht geführt und andere stapeln tief." Auf ein passives DRS, mit dem Red Bull, Lotus und Sauber experimentiert haben, verzichtet McLaren: "Es gibt da ein Limit, was man damit herausholen kann. Aber es es stehen eben auch allerhand Tricks zur Verfügung."

Jedes Team müsse selbst herausfinden, womit es für seine Mühen am besten entlohnt würde. Whitmarsh betont, nur begrenzt über Ressourcen, Personal, Geld und Testzeit zu verfügen. "Wir haben im Laufe der Jahre eine Reihe von Dingen genau ins Auge gefasst, etwa den originalen F-Schacht, aber im Moment ziehen wir es nicht in Betracht, in diesem Bereich aktiv zu werden." Zunächst will McLaren abwarten, was die Konkurrenz macht, dabei ruhen alle Augen auf Red Bull um Stardesigner Adrian Newey. Ihm nachzueifern schließt Whitmarsh nicht nicht aus.


Fotos: McLaren, Testfahrten in Barcelona


Sollte McLaren mit seinem Ansatz eine Bauchlandung hinlegen, würde er nicht um seinen Arbeitsplatz fürchten und stärkt sich mit Statistik selbst den Rücken: "Seit 1966 haben wir 182 Grands Prix gewonnen, mehr als jedes andere Team in dieser Zeit. 2012 haben wir mit dem schnellsten Auto begonnen und das Jahr mit dem schnellsten Auto beendet", erklärt Whitmarsh und betrachtet seine Truppe trotz zahlreicher technischer Pannen als einen Sieger des Vorjahres. "Klar haben wir Probleme gehabt und uns zur Mitte der Saison unter Wert verkauft, aber unter dem Stich stehen sieben Erfolge."

Lowe & Honda: In Woking nichts Neues

Kein Grund also, den Motorenpartner zu wechseln? Whitmarsh schmettert die Gerüchte, McLaren wolle von Mercedes zu Honda, ab: "Wir haben einen Vertrag, der die nächsten drei Jahre gültig ist und werden definitiv auch die kommende Saison mit Mercedes-Motoren bestreiten. Es ist eine lange und erfolgreiche Partnerschaft." Deutlich mehr beschäftigt ihn da die Personalie Paddy Lowe. Mit Tim Goss ist bereits ein hoch gelobter Nachfolger gefunden, allerdings noch keine Aufgabe für den Ex-Technikchef.

Sergio Perez

Sergio Perez soll auch ohne passives DRS den ersten Grand-Prix-Sieg feiern Zoom

Der hat noch bis Ende des Jahres Vertrag, soll aber nicht am Formel-1-Auto für 2014 mitarbeiten, um keine Interna mit zu Mercedes zu nehmen. Dennoch könnte Lowe eine wichtige Rolle in der laufenden Saison spielen. Schließlich war es der scheidende Technikdirektor, der im Sommer ein radikales Neudesign des MP4-28 wagte, um mehr Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen. Seine Kompetenz wäre wichtig. Wie das allerdings soll das klappen, wenn Lowe nicht an der Rennstrecke zugegen ist?

Momentan diskutieren die Verantwortlichen die Sache, ohne dabei Nägel mit Köpfen zu machen: "Wir haben seine Rolle überdacht, aber wir sind da ganz offen", so Whitmarsh. Am vergangenen Donnerstag gab es ein gemeinsames Gespräch, das offenbar ergebnislos endete.

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