McLaren verspricht: "Da kommt noch mehr"
Zweimal in den Top 10 beim Trainingsauftakt in Melbourne: McLaren wähnt sich beim ersten Formel-1-Rennen des Jahres mit dem MP4-29 voll auf Kurs
(Motorsport-Total.com) - "Ein solider Auftakt. Aber da kommt noch mehr." Das sind die Worte von McLaren-Teamchef Eric Boullier nach dem Freitagstraining zum Großen Preis von Australien in Melbourne. Jenson Button und Formel-1-Neuling Kevin Magnussen hatten sich mit ihren MP4-29-Autos im Tagesklassement auf den Positionen fünf und neun eingereiht und McLaren damit auf Anhieb ein doppeltes Top-10-Ergebnis beschert.

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Steile Lernkurve, aber bisher gut gemeistert: Kevin Magnussen erhielt schon viel Lob Zoom
In 1:30.510 Minuten blieb Button, der schnellere der beiden McLaren-Piloten, fast neun Zehntel hinter der Spitzenzeit von Lewis Hamilton (Mercedes) zurück. Teamkollege Magnussen - mit 62 absolvierten Runden übrigens einer der fleißigsten Fahrer des Tages - ließ bei einem Rückstand von 1,4 Sekunden auf Hamilton immerhin einige erfahrene Formel-1-Kollegen wie Felipe Massa (Williams) hinter sich.
Überhaupt wurde der dänische McLaren-Neuzugang von Teamchef Boullier geradezu mit Lob überhäuft: "Kevin hat eine steile Lernkurve vor sich, aber das war ja auch zu erwarten. Er hat sich am ersten Tag dennoch rasch und sicher entwickelt", sagt der Franzose. "Es ist niemals einfach, eine neue Strecke kennenzulernen und sich nebenbei noch mit den Feinheiten eines neuen Autos zu beschäftigen."
Button sieht McLaren derzeit eine Sekunde zurück
"Doch da hat Kevin wirklich klasse Arbeit geleistet. Was ermutigend ist: Er hat schon erkannt, dass da noch viel mehr möglich ist, besonders auf den weicheren Reifen. Aber da wird er noch hinkommen. Es ist nur eine Frage der Erfahrung. Seine Fortschritte beeindrucken mich schon jetzt, sowohl auf als auch abseits der Strecke", meint Boullier, der natürlich auch für Button lobende Worte parat hatte.
"Jenson hat wieder einmal all die Finesse und Erfahrung unter Beweis gestellt, die ihn hier in Melbourne schon zu drei Grand-Prix-Siegen geführt haben. Seine Rückmeldung war sehr wertvoll. Er hat unseren Ingenieuren sehr viele wichtige Informationen an die Hand gegeben", so der Teamchef. Unter anderem darüber, wo McLaren im neuen Formel-1-Kräfteverhältnis eigentlich einzuordnen ist.
Buttons Erkenntnis nach insgesamt drei Stunden auf dem Albert Park Circuit: "Bei den Tests lagen wir zwei Sekunden hinter Mercedes, jetzt ist es eine Sekunde. Ich denke, jeder hat einen Rückstand von einer Sekunde. Sie sind einfach sehr schnell. Wir sind nicht mal ansatzweise die Schnellsten. Es ist aber ein bisschen überraschend, dass Mercedes so weit vor allen anderen liegt, also auch vor Williams."
Die Formel 1 entdeckt eine neue Benzin-Dimension
Er sei trotzdem positiv überrascht von seinem MP4-29, so Button weiter. "Ich muss ehrlich gestehen: Das Auto funktioniert hier besser, als ich das erwartet hatte. Doch das Rennen am Sonntag ist dann wieder eine ganz andere Geschichte. Die Longruns haben mir nicht so viel Freude bereitet, wie ich gehofft hatte. Man muss wirklich sehr viel Sprit sparen. Es ist einfach ein so anderes Fahren."
"Du gehst schon sehr früh vom Gas. Im Prinzip trägst du das Auto förmlich um den Kurs. Mit wenig Sprit ist der Spaßfaktor aber sehr hoch. Einzig die Balance unseres Fahrzeugs stimmt noch nicht", hält der Weltmeister von 2009 fest. Er erklärt: "Wir haben vor allem in den schnellen Kurven noch etwas zu kämpfen. In den langsamen Ecken sehen wir schon ganz gut aus. Auch unsere Elektronik funktioniert prima."
"Ich denke aber nicht, dass unsere schiere Geschwindigkeit so gut ist, wie es vielleicht im Klassement aussieht. Wir verstehen das Auto jedoch sehr gut. Und insgesamt sieht es ordentlich aus", meint Button. Aus der Sicht von Magnussen sowieso, denn der junge Däne bot bei seinem ersten Einsatz als Stammfahrer eine solide Vorstellung. "Für mich ging es heute darum, mich an alles zu gewöhnen", sagt er.
Magnussen: Endlich selbst aktiv im Albert Park!
Während Button also mit den wichtigen technischen Arbeiten betraut war, durfte Magnussen vor allem eines tun: viel fahren. "Ich habe es aber langsam angehen lassen, Schritt für Schritt. Ich wollte sicherstellen, sukzessive nach vorn zu gelangen und immerzu etwas zu lernen", sagt der McLaren-Fahrer. Erste Erkenntnis: Es ist anders, nicht mehr nur Zuschauer, sondern aktiv Beteiligter zu sein.
"Ich habe die Formel 1 über viele Jahre hinweg auf dieser Strecke verfolgt. Es ist schon seltsam, jetzt endlich selbst hier in Melbourne zu fahren. Ich habe mich aber auf Anhieb wohlgefühlt auf dem Kurs. Es hat mir wirklich Spaß gemacht. Für mich ist das Wochenende hier sicherlich eine große Lernerfahrung. Daher ist es gut, Jenson an meiner Seite zu wissen. Ich kann vieles von ihm lernen."
"Der Rest des Wochenendes dürfte also ziemlich interessant werden", meint Magnussen. "Jetzt muss ich mich mit meinen Ingenieuren und dem restlichen Team hinsetzen und hart arbeiten, um das Auto vor dem Qualifying am Samstag weiterzuentwickeln. Wir glauben, schon eine Richtung zu haben, in die wir dabei gehen wollen. Es ist aber trotzdem noch einiges zu tun", so der Formel-1-Debütant.
McLaren setzt auf Zuverlässigkeit
Einem ähnlichen Motto hat sich Teamchef Boullier verschrieben. Er sagt: "Unser Ziel ist, unsere Lernphase weiter fortzusetzen. Wir werden unser Bestes geben, um am Sonntag beide Autos über die Distanz zu bringen. In den frühen Rennen kannst du vielleicht alleine durch eine gute Zuverlässigkeit einige Extrapunkte abstauben. Deshalb optimieren wir die Haltbarkeit unserer Autos entsprechend."
"Das hat an diesem Wochenende Priorität für uns", erklärt der frühere Lotus-Teamchef, der erst dieser Tage seine neue Position bei McLaren übernommen hat. Und seinen ersten Arbeitstag an der Strecke bezeichnet er gleich als Erfolg: "Insgesamt war es ein solider Auftakt. Ich möchte aber betonen: Da kommt noch viel mehr, sowohl an diesem Wochenende als auch in den nächsten Rennen."

