McLaren peilt Sieg an, Button verläuft sich beim Setup

Während Lewis Hamilton schwärmt, dass der McLaren in Suzuka noch nie so gut lag, ging Jenson Button im zweiten Training beim Setup in die falsche Richtung

(Motorsport-Total.com) - Das McLaren ging als Mitfavorit in das Suzuka-Wochenende, schließlich erwies man sich bei den vergangenen Rennen als stark, und Jenson Button holte im Vorjahr den Sieg in Japan. Der erste Trainingstag bestätigte diesen Eindruck: Im ersten Freien Training belegte man mit Jenson Button und Lewis Hamilton die Plätze eins und zwei, im zweiten Freien Training war nur Red-Bull-Pilot Mark Webber um zwei Zehntel schneller als Hamilton, Button wurde mit einem Rückstand von fast neun Zehnteln Siebter.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton glaubt, dass er die Bestzeit von Webber hätte knacken können Zoom

Das McLaren-Duo zeigte sich aber vor allem von der "Fahrerstrecke" Suzuka angetan, die für die Piloten eine besondere Herausforderung darstellt. "Ich habe den coolsten Job der Welt!", schwärmt Hamilton. "Suzuka ist so ein phänomenaler Kurs. Die erste Runde aus der Box fühlte sich großartig an. Wenn man durch die ersten Kurven fährt, dann spürt man die Beschleunigung, und man benötigt ein paar Runden bis man aufgewärmt ist, aber man wird immer schneller, wenn man das Limit immer höherschraubt."

Hamilton: McLaren so gut wie nie in Suzuka

Doch Hamilton weiß, dass der Kurs seine Tücken hat. "Man muss vorsichtig sein", spielt er unter anderem auf den Unfall von Michael Schumacher an. "In der Spoon-Kurve haben heute ein paar Leute Fehler gemacht. Wenn man mit einem Rad auf den Dreck kommt, dann kann es leicht passieren, dass man das Auto verliert."

"Ich denke, dass ich Webbers schnellste Zeit mit einer optimalen Runde egalisieren hätte können." Lewis Hamilton

Er ist davon überzeugt, im Kampf um den Sieg ein Wörtchen mitreden zu können: "Wie immer werden wir unser Auto über Nacht vor den morgigen Trainings feinabstimmen, aber es sieht zwischen uns und Red Bull sehr eng aus. Ich fühle mich in unserem Auto wohl - so gut war es hier noch nie. Ich denke, dass ich Webbers schnellste Zeit mit einer optimalen Runde egalisieren hätte können. Das Qualifying wird morgen sehr eng sein."

Button verpokert sich bei der Abstimmung

Während Hamilton insgesamt 58 Runden fuhr, waren es bei Teamkollegen Button nur 42. Der Brite haderte nach einem perfekten Start mit der Balance. Seine Laune ist dennoch hervorragend: "Ich liebe Japan. Für mich handelt es sich um ein verrücktes Rennen - die Fans sind fantastisch, sie unterstützen wirklich alle Fahrer, und sie begeistern sich so sehr für diesen Sport. Auch der Kurs ist dermaßen flüssig. Es ist aber wichtig, die richtige Übersetzung zu finden, denn man schaltet ständig rauf und runter."

"Wir wissen, wie wir das Auto für das morgige dritte Freie Training einstellen müssen." Jenson Button

Am Vormittag hatte Button ein Problem mit den Bremsen und wechselte auf die das Material zurück, die er normalerweise vorzieht. Im zweiten Training verrannte sich Button bei der Abstimmung: "Ich fuhr nicht so viele Runden, denn die Balance passte nicht, und wir wussten, dass wir es vor dem Ende der Session nicht mehr schaffen würden, das Auto zurückzubauen. Daher hätte es keinen Sinn ergeben, noch mehr zu fahren."

Verzweiflung lässt er aber nicht aufkommen: "Wir wissen, wie wir das Auto für das morgige dritte Freie Training einstellen müssen, und das ist die Hauptsache. Das Auto fühlte sich heute Morgen gut an, also werden wir zu etwas Ähnlichem zurückgehen und nur ein paar Details ändern. Das Auto funktioniert hier grundsätzlich gut, und das Qualifying wird eine harte Konkurrenz. Ich denke aber, dass wir vorne dabei sein werden."

McLaren für Whitmarsh siegfähig

Auch Teamchef Martin Whitmarsh kann sich seine Begeisterung über den Kurs in Suzuka nicht verkneifen. Und das, obwohl er heute erst um 4:50 Uhr in Tokio landete - die Müdigkeit war ihm daher am Morgen anzusehen. "Es ist immer wieder ein Nervenkitzel, in Suzuka anzukommen", sagt er. "Es handelt sich um ein wahres Motorsport-Amphitheater, und einen Ort, wo sich die Formel 1 von ihrer besten Seite zeigt, ob in den anmutigen S-Kurven im schnellen ersten Sektor, in der messerscharfen Degner-Kurve oder im tollen, weitläufigen Spoon-Bogen."

"Wir besitzen extrem nützliche Daten." Martin Whitmarsh

Doch wie lief der erste Trainingstag aus Whitmarsh Sicht? "Am Morgen experimentierten wir mit einer Handvoll nützlicher neuer Komponenten, die wir vergleichen wollten. Im zweiten Training führten wir in der gesamten Box Setup-Experimente durch und wir werden die Daten heute Abend zusammenlegen, um die perfekte Abstimmung des Autos für das Qualifying und für das Rennen zu finden. Wir besitzen extrem nützliche Daten, die wir filtern werden und die dann in die Arbeit, die wir vor dem dritten Freien Training verrichten werden, einfließen werden."

Er zieht ein positives Fazit: "Jenson und Lewis waren heute mit ihren Autos zufrieden. Natürlich ist Jenson Strafversetzung um fünf Startplätze unglücklich, aber trotz dieses Nachteils bin ich davon überzeugt, dass er gemeinsam mit Lewis am Sonntag um den Sieg kämpfen kann."

Lowe: Suzuka als Indikator für Saison-Endspurt


Technikchef Paddy Lowe geht ins Detail, was bei McLaren heute am Programm stand: "Wir haben am Vormittag zwei, drei Kleinigkeiten ausprobiert. Es ist eine Mischung aus unterschiedlichen Dingen, die wir an unterschiedlichen Autos testen. Bei Jenson haben wir ein paar Messungen vorgenommen. Deshalb fuhr er erst einmal einige Installationsrunden. Er probierte diverse Konfigurationen aus und führte einige Experimente durch. Auch bei Lewis kamen Experimentalteile zum Einsatz. Er absolvierte Vergleichstests."

"Die Strecke sollte den Stärken unseres Fahrzeugs entgegen kommen." Paddy Lowe

Am Nachmittag wurde dann an der Abstimmung gefeilt - auch die Reifentests standen im Vordergrund. Lowe vergleicht den Kurs mit Spa-Francorchamps und Hockenheim und zeigt sich zuversichtlich: "Wir haben das Gefühl, dass wir an diesem Wochenende stark sein können. Wir sind da guter Hoffnung. Die Strecke sollte den Stärken unseres Fahrzeugs entgegen kommen. Das gilt auch für die Piloten, denn Suzuka ist eine tolle Fahrerstrecke."

"Unsere beiden Fahrer lieben diesen Kurs. Jenson war hier im vergangenen Jahr ungeheuer stark. Es braucht schon besondere Fähigkeiten, um hier das Beste aus dem Auto herauszuholen. Suzuka dürfte auch ein guter Indikator für die restlichen Rennen des Jahres sein."