• 30.09.2008 20:54

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

McLaren-Mercedes: "Wir mussten protestieren"

Ron Dennis und Norbert Haug erklären, warum McLaren-Mercedes gar keine andere Wahl hatte als gegen die Strafe von Spa-Francorchamps zu protestieren

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussionen um die gegen Lewis Hamilton ausgesprochene Strafe von Spa-Francorchamps sind fast schon wieder verstummt und die Wogen um das umstrittene Urteil der FIA, dem eigentlichen Sieger in Form einer 25-Sekunden-Strafe vier WM-Punkte wegzunehmen, weitgehend geglättet. Auch der Protest des McLaren-Mercedes-Teams wurde abgewiesen.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis steht hinter der Entscheidung, gegen die Strafe protestiert zu haben

Das ändert aber nichts daran, dass die Silberpfeile den Gang in die Berufung nach wie vor als richtig einschätzen: "Die Option, keinen Protest einzulegen, existierte nicht", erklärte Teamchef Ron Dennis. "Wenn wir am Saisonende die Weltmeisterschaft wegen dieser Punkte nicht gewinnen, dann würden wir im Nachhinein sagen: 'Was wäre passiert, wenn wir Protest eingelegt hätten?' Also mussten wir Protest einlegen."#w1#

Protest wurde gar nicht akzeptiert

"Ich weiß nicht, was wir falsch gemacht haben sollen." Norbert Haug

Auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug meinte am Samstag in Singapur, dass es "keine Alternative" gegeben habe. Dabei wurde der Protest vom Internationalen Berufungsgericht der FIA noch nicht einmal behandelt, sondern von vornherein abgewiesen. Nur: Das war nicht von Anfang an klar - und viele Experten hatten Hamilton genau wie McLaren-Mercedes im Recht gesehen, ganz zu schweigen von den britischen Motorsportmedien.

Auch Haug versteht immer noch nicht, warum Hamilton überhaupt mit einer Strafe belegt wurde: "Ich weiß nicht, was wir falsch gemacht haben sollen. Ich muss die Regeln und den Ausgang des gesamten Prozesses akzeptieren, aber für mich hat der Sieger in Spa nur sechs Punkte bekommen. So behalte ich das in Erinnerung. Wir nehmen es aber so hin und konzentrieren uns auf die Zukunft", unterstrich der Deutsche.

Dennis stimmt zu: "Wir verschwenden keine Zeit damit, darüber weiter nachzudenken", so der McLaren-Boss. Die aktuelle WM-Situation legt den Silbernen diese Einstellung auch nahe, denn Hamilton hat drei Rennen vor Schluss sieben Punkte Vorsprung auf Felipe Massa, während der Vorsprung auf Ferrari bei den Konstrukteuren gar nur einen Zähler beträgt. Vor einem Jahr war die Ausgangsposition wesentlich komfortabler - und dennoch wurde Kimi Räikkönen Weltmeister...

Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker...

"Unsere Herangehensweise ist, über diesen Dingen zu stehen." Ron Dennis

"Unsere Herangehensweise ist, über diesen Dingen zu stehen, uns auf die Zukunft zu konzentrieren und voranzuschreiten", so Dennis. "Wir versuchen, Stärke aus diesen Situationen zu schöpfen. Schwächen uns diese Situationen? Nein. Sie machen uns stärker! Sie bestärken uns in unserer Entschlossenheit, erfolgreich sein zu wollen. Die Sache ist nicht so ausgegangen, wie wir uns das gewünscht hätten, aber es war für uns ein wichtiger Prozess."

Haug: "Ich hoffe ehrlich gesagt, dass die Sache am Jahresende nicht titelentscheidend sein wird. Ich sage das keineswegs vorbeugend, aber niemand wünscht sich einen solchen Ausgang der Weltmeisterschaft. Wir arbeiten sehr hart dafür, einen Punkt mehr als der Zweite zu haben. Das fasst die Sache gut zusammen. Jetzt müssen wir positiv denken und nach vorne schauen. Etwas anderes können wir ohnehin nicht tun."

Fest steht, dass es die FIA Hamilton nicht einfach macht, nach 2007 im zweiten Anlauf Weltmeister zu werden: Vor Spa-Francorchamps wurde er auch in Sepang (Strafversetzung um fünf Plätze) und in Magny-Cours (Strafversetzung um zehn Plätze und Durchfahrstrafe im Rennen) bestraft. In Summe dürfte dies den Vizechampion des Vorjahres zwölf Punkte gekostet haben - während Titelrivale Massa auch noch um zwei weniger hätte...