McLaren-Mercedes auch ohne Problem nicht siegfähig

Bei McLaren-Mercedes ist man davon überzeugt, dass Lewis Hamilton in Valencia auch ohne das Problem beim zweiten Stopp nicht gewonnen hätte

(Motorsport-Total.com) - Als Lewis Hamilton in der 37. Runde zum zweiten und letzten Mal an die Box kam, hatte er gut drei Sekunden Vorsprung auf seinen Verfolger Rubens Barrichello. Es roch nach einem spannenden Showdown in Valencia, doch letztendlich brachte sich die McLaren-Mercedes-Crew mit einem Fehler selbst um den möglichen Sieg.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton vor Heikki Kovalainen

Die Doppelführung der Silberpfeile hielt in Valencia nur einen Stint lang

"Ich erhielt einen Funkspruch, dass ich an die Box kommen soll", schilderte Hamilton die Situation aus seiner Sicht. "Also bog ich an die Box ab. An der weißen Linie realisierten sie am Kommandostand, dass ich noch genug Benzin für eine weitere Runde hatte, also sagten sie mir, dass ich noch eine Runde draußen bleiben soll. Da war es aber schon zu spät - ich musste an die Box kommen. Das Team rechnete aber damit, dass ich erst in der nächsten Runde kommen würde."#w1#

Volles Risiko gegen Barrichello

Weil sich Barrichello, der mehr Benzin an Bord hatte, nicht abschütteln ließ, musste McLaren-Mercedes ans Limit gehen: "Wir waren nicht schnell genug. Rubens war länger unterwegs als wir, also hätten wir mehr Vorsprung gebraucht", so Teamchef Martin Whitmarsh. "Deshalb setzten wir alles auf eine Karte und auf eine zusätzliche Runde. Dadurch kam der Befehl sehr spät und wir hatten die Reifen nicht rechtzeitig draußen."


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von Europa, Sonntag


"Das hat uns zwei Sekunden gekostet", gab der Brite zu, "aber es hat den Rennausgang nicht beeinflusst. Wir hatten heute einfach nicht die Pace, um das Rennen zu gewinnen." Das führte zu einer doppelten Niederlage: Hamilton verlor sein Duell gegen Barrichello durch die Panne, während Heikki Kovalainen, der seinen entscheidenden Boxenstopp aus Rücksicht auf den Teamkollegen vorziehen musste, noch von Kimi Räikkönen überholt wurde.

Whitmarsh stempelte den Zwischenfall als "operativen Fehler" ein - genau wie Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Lewis war schon drin in der Box, dabei wollten wir, dass er noch eine Runde fährt. Da ging es um zwei, drei Meter an der Boxeneinfahrt. Deshalb war die Boxencrew nicht vorbereitet, denn der Sprit für eine Runde mehr wäre da gewesen. Es war ein Koordinationsfehler, aber darüber regen wir uns nicht lange auf."

Haug wehrte sich entschieden dagegen, dass Hamilton dafür die Schuld in die Schuhe geschoben wird: "Nicht schon wieder sagen, der Fahrer hat einen Fehler gemacht - das hatten wir schon viel zu oft! Es war eben nicht so", hielt er fest. "Lewis wurde reinbeordert und im letzten Moment wurde gesagt: 'Stay out!' Da war er aber schon in der Einfahrt. Das war unser Fehler, aber wir haben auch vieles richtig gemacht, daher sollte man nicht nur den Fehler sehen."

Erfolgreichstes Team in Valencia

"Die Silberpfeile fliegen wieder!" Norbert Haug

Denn mit 13 Punkten war McLaren-Mercedes heute in Valencia das erfolgreichste Team. Haug: "Die Silberpfeile fliegen wieder! Wenn wir vor kurzem gesagt hätten, dass wir mit Lewis in zwei Rennen 18 Punkte holen, hätte man uns nicht ernst genommen. Wenn wir vor kurzem gesagt hätten, wir fahren hier auf Augenhöhe mit Brawn, dann hätte uns das niemand geglaubt. Hier ist uns das gelungen", zeigte er sich zufrieden.

Anschließend gratulierte er Sieger Barrichello: "Rubens hat es verdient. Er hat lange auf diesen Sieg gewartet. Er hat gepusht und gefightet. Sie waren in der Phase auch einen Tick schneller, das muss man zugeben. Wir waren am Anfang besser. Ich glaube, er ist nach dem Fehler bei unserem Boxenstopp zwei Runden früher reingekommen, als es nötig gewesen wäre. Dann wäre der Abstand so oder so groß genug gewesen, um vorne zu bleiben."

Nach zwei starken Auftritten en suite hofft McLaren-Mercedes dank des verkürzten Radstandes, der speziell für schnelle Kurven entwickelt wurde, auch auf aerodynamisch anspruchsvolleren Strecken auf eine Steigerung. Aber Haug bleibt diesbezüglich zurückhaltend: "Ich habe meine Bedenken, ob wir das in den schnellen Kurven schon so gut können. Ich glaube nicht, dass wir in Spa so gut in Form sein werden wie hier."