• 06.05.2010 11:53

  • von Stefan Ziegler

McLaren: "Die Formel 1 muss sich weiterentwickeln"

2013 wirft seine Schatten voraus: McLaren-Ingenieur Tim Goss steht den geplanten Änderungen am Motor und dem KER-System positiv gegenüber

(Motorsport-Total.com) - Kaum ist KERS aus der Formel 1 verbannt worden, schon denken die Verantwortlichen hinter den Kulissen über eine Wiedereinführung des Zusatzsystems nach. Schon 2011 könnte es soweit sein, doch viele Vertreter aus dem Fahrerlager plädieren für eine Rückkehr ab 2013. Dann bringt die Formel 1 einen neuen Antriebsstrang an den Start - und könnte KERS in einem Aufwasch gleich mitverbauen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

McLaren und die Formel 1 nehmen Kurs auf die Zukunft - mit Turbomotor und KERS

Dass sich die Rennserie früher oder später wieder mit KERS auseinander setzen muss, ist laut McLaren-Chefingenieur Tim Goss offensichtlich. "Ich denke, die Formel 1 muss sich weiterentwickeln", sagt der Brite wenige Tage vor dem Europaauftakt in Barcelona. "In Bezug auf 2013 muss man festhalten, dass die Show mit dem Zeitalter der Benzineffizienz verknüpft ist."#w1#

Veränderungen sind gefordert

"Wir unterstützen die Arbeit der Motoren-Arbeitsgruppe und die FOTA in dieser Hinsicht. Das Konzept eines normalen 2,4 Liter V8-Saugmotors ist wohl ein wenig in die Tage gekommen. Der Schritt hin zum Turbolader und KERS ist der richtige", findet Goss und fügt erklärend hinzu: "Die Formel 1 muss sich selbst als 'Königsklasse' des Motorsports beweisen." Doch dafür seien Veränderungen nötig.

"Wir brauchen eine Motorenformel, die man mit Hochleistung, aber auch mit Spriteffizienz verbindet." Tim Goss

"Wir brauchen eine Motorenformel, die man mit Hochleistung, aber auch mit Spriteffizienz verbindet. Insgesamt bewegen wir uns dabei in die richtige Richtung - und das unterstützen wir voll und ganz", meint Goss. Strittig ist indes der Zeitpunkt für die Wiedereinführung von KERS, zumal die Teams bereits seit einigen Monaten mit der Entwicklung und dem Design für 2011 beschäftigt sind.

"Wenn wir KERS im kommenden Jahr einführen wollen, sind wir langsam aber sicher vermutlich schon etwas spät dran", bringt es Goss vor dem Spanien-Rennen auf den Punkt. "Es gibt aber viele Leute, die sich mit diesem Thema befassen. Uns ist klar, dass wir KERS brauchen, um die Verbindung zu Straßenautos herzustellen. Es ist daher nur richtig, KERS wieder zurück zu bringen."¿pbvin|512|1368|kers|0|1pb¿

2011: Ein besseres, aber schwereres KERS?

"Wir werden uns diesbezüglich einfach an die Beschlüsse der FOTA und der FIA halten", erklärt der Brite - und eine Entscheidung könnte bereits an diesem Wochenende fallen. Die Kernpunkte umfassen eine Reduzierung der KERS-Kosten und eine Leistungssteigerung des Systems, was laut Goss durchaus "realistische Zielsetzungen" sind, die im Rahmen der Möglichkeiten liegen würden.

"Der Nebeneffekt könnte sein, dass das KER-System etwas größer und schwerer ausfällt." Tim Goss

"Der Nebeneffekt dieser Geschichte könnte allerdings sein, dass das KER-System etwas größer und schwerer ausfällt", sagt der Chefingenieur von McLaren. Doch auch damit könne man auskommen, schließlich habe man sich im vergangenen Jahr intensiv damit auseinander gesetzt, KERS leichter zu machen, um es besser in das Fahrzeug einpassen zu können - mit Erfolg, wie Goss anführt.


Fotos: McLaren, Großer Preis von China


Mit dem möglichen Einsatz von KERS ist es 2011 aber nicht getan, denn der Formel 1 steht zudem ein Wechsel des Reifenlieferanten ins Haus. Noch ist aber nicht klar, welches Unternehmen im neuen Rennjahr für die Bereitstellung der Rennpneus verantwortlich zeichnen wird. Den Designern wäre aber auch in dieser Hinsicht eine frühe Entscheidung recht, denn die Vorarbeiten sind bereits angelaufen.

Auch die Reifenfrage will bald geklärt sein

"Wir haben natürlich schon vor geraumer Zeit damit begonnen, den Wagen für das kommende Jahr zu designen. Als Ingenieur willst du logischerweise die Regeln kennen, bevor du damit anfängst", erläutert Goss. "So gesehen ist die Geschichte etwas schwieriger, aber in gewisser Weise macht es das doch auch einen Tick aufregender und spannender", gibt der McLaren-Ingenieur zu Protokoll.

"Das Reifenprofil beschert uns eine Referenz im Hinblick auf den Front- und den Heckflügel." Tim Goss

"In Bezug auf die Reifen müssen wir wissen, wie die Leistung der Vorder- und Hinterpneus aussehen wird, damit wir die Balance richtig hinbekommen. Das Reifenprofil beschert uns zudem eine Referenz im Hinblick auf den Front- und den Heckflügel. Aerodynamisch gesehen ist die Reifenform freilich überaus wichtig. Du orientierst deinen Fronflügel an der Effizienz der Reifen", meint Goss.

"Als Ingenieure hätten wir natürlich gerne schon jetzt Zugriff auf diese Informationen. Uns ist aber klar, dass das ein schwieriger Prozess ist. Im Augenblick ist das noch nicht weiter tragisch, aber je eher wir die Daten bekommen, umso besser. Selbst wenn wir die genauen Dimensionen noch nicht kennen, wir werden doch einige Zeit brauchen, um damit arbeiten zu können und die Reifen zu verstehen."