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McLaren definiert Ziele neu: 2023 wieder auf WM-Niveau?

Zak Brown exklusiv: Warum er von Teamchef Andreas Seidl überzeugt ist und wie sein Fünfjahresplan aussieht, McLaren wieder an die Spitze der Formel 1 zu führen

(Motorsport-Total.com) - Ende 2016 ist der langjährige "Mister McLaren" Ron Dennis aus dem Unternehmen ausgeschieden und hat damit endgültig den Weg freigemacht für einen Umbau des Teams. Zak Brown, ein Marketingprofi und Motorsport-Enthusiast aus den USA, sitzt seither am Ruder. Und seit McLaren mit Andreas Seidl einen neuen Teamchef verpflichtet hat, geht's endlich wieder aufwärts.

Titel-Bild zur News: Andreas Seidl, Zak Brown

Andreas Seidl und Zak Brown wollen bis 2023 zur absoluten Spitze aufschließen Zoom

Aktuell liegt McLaren an vierter Stelle der Konstrukteurs-WM. So gut hat das Traditionsteam seit 2012 nicht mehr abgeschnitten. Damals wurde McLaren mit Lewis Hamilton und Jenson Button sogar WM-Dritter. Gewonnen hat der britische Rennstall ebenfalls seit 2012 nicht mehr; trotzdem ist er mit 182 Siegen die Nummer 2 in der ewigen Bestenliste der Formel 1. Nur Ferrari (236) hat mehr.

Inzwischen aber sind die Weichen neu gestellt: Brown hat Dennis an der Spitze der McLaren-Gruppe abgelöst, Seidl hat die Position des Teamchefs von Eric Boullier übernommen, James Key ist Technischer Direktor und anstelle von Honda-Power stecken nun Renault-Triebwerke im Heck des MCL34.

Mit dem Scheitern des Honda-Projekts war klar, dass der ursprünglich im Jahr 2015 ausgegebene Dreijahresplan nicht zu halten sein wird. Für den Weg zurück an die Spitze der Formel 1 gibt McLaren jetzt "keine harten", sondern "weiche Ziele" aus, wie Brown im Interview mit 'Motorsport-Total.com' sagt. Aber, so viel verrät er, 2023 soll McLaren wieder ganz vorne mitfahren.

McLaren setzt große Hoffnungen in Budgetobergrenze

"2021", sagt der Amerikaner, "gibt es eine neue Formel 1. Die Budgetobergrenze wird kommen. Aktuell geben Mercedes und Ferrari deutlich mehr aus als wir. Es wird schwierig, mit den anderen mitzuhalten, wenn das Spielfeld nicht ausgeglichen ist. Das wird sich aber ab 2021 ändern. Daher kann man sagen, dass vor uns wahrscheinlich eine fünfjährige Reise liegt."

"Wir erwarten, dass wir gegen Ende dieser fünf Jahre um Titel mitkämpfen können", kündigt Brown an. "Ich denke, 2021 wird die Budgetobergrenze noch nicht so viel Einfluss haben, weil man das Geld dafür schon 2020 ausgibt. Es wird also bis 2022/23 dauern, ehe die neue Formel 1 wirklich Formen annimmt. Und ich denke, dass wir dann ziemlich konkurrenzfähig sein sollten."

Auf dieser "Reise" geht es nicht mehr darum, neues Spitzenpersonal anzuheuern oder Fahrer-Megastars zu verpflichten. Ein Wechsel des Motorenpartners könnte noch bevorstehenden. Aber im Großen und Ganzen, versichert Brown, hat er das Team beisammen, mit dem er die zukünftigen Kapitel der McLaren-Geschichte schreiben möchte.

"Von meiner Seite aus ist der Prozess abgeschlossen. Ich habe mein Führungsteam beisammen", stellt er klar. "Das sind Andreas, der sich um das Formel-1-Team kümmert, James als Technikchef und ein neuer Marketingleiter für die kommerzielle Seite. Dazu kommen ein Finanz- und ein Personalchef. Das Führungsteam ist komplett. Ich habe die Struktur und die Leute, die ich haben wollte."

Neuer Dreh- und Angelpunkt bei McLaren ist Teamchef Seidl, der von Brown mit umfassenden Vollmachten ausgestattet wurde. Bereits in den ersten Wochen seiner Amtszeit brachte Seidl einen neuen Windkanal auf Schiene und nabelte sich endgültig von Fernando Alonso ab. Der zweimalige Weltmeister passte nicht in seine Vision des Aufbruchs.

Nicht nur McLaren: Auch Mercedes wollte Seidl haben!

Seidl kam von Porsche zu McLaren, hätte dort Sportchef werden und das neue Formel-E-Team leiten können. Doch ihn lockte die Formel 1. Offenbar wurde er neben McLaren auch von anderen Formel-1-Rennställen umworben. Mercedes, heißt es, wollte ihn haben. Aber nur bei McLaren hatte er die Perspektive, ein auf dem Boden liegendes Team nach seinen eigenen Vorstellungen aufzubauen.

"Er war schon früher mit BMW in der Formel 1, während der Sauber-Ära", sagt Brown über Seidl. "Ich kenne ihn bereits seit einiger Zeit, durch Sportwagenrennen, und ich weiß, welche Arbeit er bei Porsche geleistet hat. Er ist ein Racer, ein Leader und ein Teamplayer. Er hat einen starken technischen Hintergrund."

"Ich habe mich in der Formel 1 und auch außerhalb umgesehen. Da ist er ganz klar als die Person herausgestochen, die ich haben wollte, um unser Formel-1-Team zu führen. Er war sehr gefragt. Wir waren nicht das einzige Team, das mit ihm sprach. Darunter auch Teams, die in der Formel 1 Rennen gewinnen. Daher bin ich sehr glücklich, dass wir ihn für McLaren gewinnen konnten."

Vollstes Vertrauen in Seidl hat Brown auch, was weitere Personalentscheidungen innerhalb des Formel-1-Teams betrifft. Der McLaren-Boss hat nicht vor, sich in das, was Seidl und Key für das Beste halten, groß einzumischen: "Andreas und James haben meine volle Unterstützung bei allem, was sie mit dem Team vorhaben."

Grundsätzliche erwarte er aber "keine signifikanten Änderungen mehr" - abgesehen von einer sukzessiven Steigerung der Performance. Und da schweben Brown im Idealfall mehrere Etappen vor: 2019 soll Platz vier ins Ziel gebracht werden. 2021 ist die Budgetobergrenze die Chance, den Abstand weiter zu verkürzen. Und ab 2023 erwartet er McLaren in alter Stärke.

"Unser Plan ist, uns konstant zu verbessern", kündigt Brown an. "Vergangenes Jahr waren wir Sechster in der Konstrukteurs-WM. Eigentlich ja nur Siebter (wegen der Insolvenz von Force India; Anm. d. Red.). Aktuell sind wir schon Vierter. Aber es ist sehr eng. Das ganze Mittelfeld ist nur durch eine halbe Sekunde getrennt."

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