• 30.07.2023 11:46

  • von N.Fischer, Co-Autoren: C.Nimmervoll, R.Vording

Max Verstappen: Wird nie eine Lösung für schlechte Sicht geben

Während Toto Wolff das Vorgehen beim Formel-1-Sprint für richtig hält, sieht Max Verstappen keine Lösung für das Gischtproblem, außer: Muss halt auf Pole fahren!

(Motorsport-Total.com) - Bekommt die Formel 1 ihre Probleme mit dem Regen jemals in den Griff? Max Verstappen ist sich da nicht so sicher. Die Serie musste am Samstag sowohl ihr Shootout als auch den Sprint aufgrund von einsetzendem Regen verschieben. Im Sprint fuhr man dann erst fünf Runden hinter dem Safety-Car, bevor alle Fahrer innerhalb von zwei Runden auf die Intermediates gingen.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen (Red Bull RB19) beim Formel-1-Sprint in Belgien 2023

Max Verstappen wurde schon vom Safety-Car zugenebelt Zoom

Darüber war natürlich nicht jeder Fan glücklich, doch Toto Wolff verteidigt die Vorgehensweise: "Ich kann absolut verstehen, dass sie hier in Spa auf Nummer sicher gehen. Wir hatten zwei fürchterliche Unfälle, der letzte davon unter ähnlichen Bedingungen im Regen, wo die Fahrer aufgrund der Gischt nichts sehen konnten", sagt der Mercedes-Motorsportchef.

Er spielt damit auf den tödlichen Unfall von Nachwuchspilot Dilano van't Hoff an, der in einem Rennen der Formula Regional Anfang des Monats verstorben war, als ein nachfolgendes Fahrzeug seinem Auto nach einem Unfall nicht mehr ausweichen könnte - zu schlecht war die Sicht auf der Kemmel-Geraden.

"Von daher war es klar, dass der Ansatz hier super sicher sein musste. Und ich finde, das war richtig", so Wolff. "Die Gischt ist auf dem neuen Asphalt ziemlich schlecht, und die ganzen Runden zu fahren, war auch richtig."

Was er aber ändern würde: Durch die vielen Safety-Car-Runden war der Sprint nur noch elf Runden lang als es losging, was für Wolff etwas unglücklich ist. Er würde gerne sehen, dass diese Einfahrrunden nicht mit zum eigentlichen Rennen zählen. "Die aktuellen Regeln erlauben das nicht, aber ich hätte lieber 15 oder 17 Runden in regulären Bedingungen gesehen."

Verstappen: Bitte nicht wie NASCAR!

Spa selbst ist für ihn immer noch eine der besten Strecken und Eau Rouge eine Kurve, die die Formel 1 zu einem "Gladiatorensport" macht, "aber die Autos sind sehr schnell und die Gischt ist sehr, sehr schlecht", sagt er und sucht nach Lösungen, Spa im Kalender zu behalten und gleichzeitig sicherzustellen, dass es eine bessere Sicht gibt.


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Doch geht das überhaupt? Max Verstappen sieht die Diskussion wie üblich pragmatisch: "Als ich in der Formel 3 gefahren bin, war ich auch manchmal im Mittelfeld und konnte überhaupt nichts sehen. So war es schon immer. Man muss nur einmal die älteren Fahrer in der Formel 1 fragen, sie haben auch nichts gesehen", sagt der Niederländer.

"Natürlich gibt es Unfälle mit schlimmen Folgen, und dann reden die Leute natürlich mehr darüber. Aber wenn man es so sieht, kann man im Regen eigentlich keine Rennen mehr fahren, weil es immer Probleme mit der Sicht geben wird", meint er. Das wäre aber nicht in seinem Sinne: "Nein, das wäre schade. Dann wird es wie NASCAR. Die fahren im Regen gar nicht."

Radabdeckung funktioniert nicht wie gewünscht

Abhilfe schaffen sollte eine neue Idee der FIA, die kürzlich getestet wurde. Radabdeckungen sollten verhindern, dass Spray aufgewirbelt wird, wodurch die Sicht besser wäre. Allerdings sollen die Tests nicht zur Zufriedenheit der Beteiligten ausgefallen sein, doch Verstappen glaubt ohnehin nicht, dass so etwas helfen würde.

"Schon das Safety-Car hat eine Menge Spray in meine Richtung geworfen, und auf der Autobahn hat man das gleiche Problem. Radabdeckungen würden in der Formel 1 keinen großen Unterschied machen", so der Red-Bull-Pilot.

FIA-Regenpaket

Solche Schutzbleche wurden vor kurzem getestet Zoom

Auch Toto Wolff ist zwiegespalten, was die Idee angeht: "Ich denke, dass es für die Sicherheit ein gutes Feature ist", sagt er. "Aber auf der anderen Seite gibt es Physik, und bei Regen sorgen der Unterboden, der Diffusor und die Reifen einfach für eine Menge Gischt. Ich bin nicht sicher, ob man die jemals loswird."

"Man könnte sich den Asphalt bestimmter Strecken ansehen und überlegen, wie er optimiert werden kann. Und ich glaube nicht, dass wir das schon in Angriff genommen haben. Aber wir wissen auf jeden Fall, was das Ziel ist", so Wolff. "Wir können im Regen besser fahren und sind uns gleichzeitig bewusst, dass es nie großartig sein wird."

Verstappen: Musst halt auf Pole fahren!

Verstappen hat aber eine einfache Lösung: "Du musst dich einfach auf Pole qualifizieren, dann siehst du besser", lacht er.

"Es ist einfach schwierig, diese Dinge zu lösen", ergänzt er dann ernsthaft. "Man wird immer darunter leiden und man wird immer Spray haben. In Brasilien 2016 habe ich auch überhaupt nichts gesehen, und das waren ganz andere Autos. Du gibst einfach Vollgas und denkst, alle anderen machen das Gleiche."


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Dass die Fahrer im Sprint sofort alle auf Intermediates wechselten, hat für ihn auch einen einfachen Grund: "Das Problem ist, dass die Full-Wets nicht gut sind. Sie sind schon hinter dem Safety-Car zu heiß geworden, und der Unterschied zwischen den Full-Wets und den Intermediates ist einfach zu groß."

"Man will den Intermediate so schnell wie möglich, weil er viel schneller ist, aber manchmal kann man ihn nicht nehmen, weil noch zu viel stehendes Wasser auf der Strecke ist", sagt Verstappen. "Den Full-Wet sollte man aber nur benutzen, wenn man wie ein Boot um die Strecke fährt, aber dann sind sowieso Bedingungen für eine rote Flagge."

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