Max Mosley bleibt hart
FIA-Präsident Max Mosley nahm erneut Stellung zu den geplanten Regeländerungen und hob seine wichtigsten Vorschläge hervor
(Motorsport-Total.com) - So überraschend wie die vorgeschlagenen Regeländerungen in Imola öffentlich wurden, so vorhersehbar waren die Äußerungen der Team- und Herstellerverantwortlichen nach dem Treffen in Monaco. Zwar einigten sich alle auf eine Grundlinie, doch über den genauen Ablauf der Reformen herrscht auch heute noch Uneinigkeit. FIA-Präsident Max Mosley stellte sich am freien Tag des Großen Preises von Monaco den Fragen der Pressevertreter und legte seinen Standpunkt dabei wiederholt dar.

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Max Mosley legte seine Beweggründe erneut dar
Große Unstimmigkeit gab es in Bezug auf den zeitlichen Rahmen der Regelveränderungen. Mosley möchte die Ideen bereits für 2006 umsetzen, doch erst für 2008 kann man die Regeln seitens der FIA frei bestimmen, da man nur bis 2007 an das Concorde-Agreement gebunden ist. Dabei sind Veränderungen der Motorenregeln ohnehin nur einstimmig möglich, während alle anderen Vorschläge auch mit einer einfachen Mehrheit in der Formula One Commission verabschiedet werden können. Änderungen am sportlichen Reglement müssen zudem bis zum Ende dieses Jahres verabschiedet werden, um 2006 in Kraft zu treten. Teams und FIA stehen also unter Zeitdruck.#w1#
Doch alle Veränderungen hängen direkt von einer neuen Gelderverteilung in der Formel 1 ab. Hierauf hat die FIA jedoch keinen Einfluss, Absichtserklärungen von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gibt es jedoch. "Ich kann keine kommerziellen Deals abschließen", so Mosley. "Das ist nicht meine Aufgabe." Doch der finanzielle Druck auf die Teams ist so hoch, dass Veränderungen auch so kommen würden. "Das Kommerzielle regeln sie selbst, das tun sie ja immer."
Große Unstimmigkeit gibt es auch im Hinblick auf die Idee, dass Teams Chassis und andere Fahrzeugteile an andere Rennställe abgeben dürfen. Doch Mosley sucht weiterhin nach Unterstützung für diesen Vorschlag. "Das ist absolut notwendig, um neue Leute in die Formel 1 zu bekommen, aber das können wir nur einstimmig beschließen, weil es eine entsprechende Klausel im Concorde-Agreement gibt."
Dabei griff Mosley bereits eine Möglichkeit auf, die Motorenregeln auch ohne einstimmige Zustimmung schon für 2006 zu ändern. "Die Lebensdauer eines Motors zu erhöhen, ist eine sportliche Regel", so der Engländer. "Dem werden einige widersprechen, aber ich denke, dass die Anzahl der Motorenwechsel in einer Saison eine sportliche Regel ist. Die 2,4-Liter-Motoren werden wir damit jedoch nicht durchsetzen können."
Keine Abwertug der Formel 1
Die Angst vor einer zu rigorosen Abrüstung äußerte sich auch bei einigen Teamverantwortlichen, die fürchten, dass die Formel 1 auf das Niveau der Formel 3000 sinken würde. Doch Mosley widersprach diesen Befürchtungen energisch. "Wenn man alle Änderungen umsetzen würde, dann würde man keinen Unterschied zu jetzt sehen, außer, dass, abgesehen von Monaco, mehr Überholmanöver stattfinden würden."
Zudem bremst man die Weiterentwicklung der Formel-1-Teams und Motorenhersteller nur ein, zum Stillstand wird es nicht kommen. "Als wir die Motoren für ein ganzes Rennwochenende einführten, da war das für einige Teams das Ende des Lebens", so Mosley. "Und nun haben die Topleute sogar mehr Power als im letzten Jahr. Sie haben nicht die Leistung, die sie ohne Regeländerungen gehabt hätten, aber der Fortschritt hört nicht auf."
Die Gefahr, dass sich nach und nach nur wenige Chassis-Hersteller in der Formel 1 durchsetzen könnten, sieht Mosley nicht. Jedes Team würde darauf hinarbeiten, ein eigenes Auto zu bauen. Die Vergangenheit gibt ihm hier durchaus recht, denn auch in den 70er Jahren kamen mit Williams oder RAM Teams in die Formel 1, die kurze Zeit später eigene Boliden entwarfen.
Ein alleiniger Reifenhersteller ist ein Muss
Doch Mosleys absolutes Augenmerk liegt ohnehin auf zwei anderen Punkten, die er unbedingt durchsetzen möchte: ein einziger Reifenausrüster und eine standardisierte Elektronik in den Boliden. "Diese Dinge sind für mich grundlegend", erklärte er. "Über alles andere kann man reden. Wenn man den Grip der Reifen kontrolliert, dann ist es egal, wie viel Power da ist, denn sie werden diese nicht auf den Boden bekommen. An diesen beiden Dingen, den Reifen und der Elektronik, müssen wir festhalten."
Angesprochen wurde auch die hermetische Abriegelung der Formel 1. Fans, die ihren Idolen nahe kommen wollen, haben kaum die Gelegenheit dazu. Doch auch hier soll sich einiges Bewegen, zumal auch die Fahrergewerkschaft GPDA Ideen hierzu präsentierte. "Wir können aber natürlich nicht zu den alten Tagen zurück, und alles öffnen. Das würde im Chaos enden", so Mosley.
Einer der größten Budgetposten der meisten Teams sind sie Testfahrten. "Das muss aufhören - ganz einfach", erklärte der Engländer. "Wir müssen das auf ein Niveau drücken, bei dem das Rennteam die Tests durchführen kann, kein separates Testteam. Und da käme auch die standardisierte Elektronik zum Zug, denn wir würden genau wissen, wie viel jemand gefahren ist.

