• 15.05.2009 10:23

  • von Kay Siecken

Massa schöpft nach Barcelona Mut

Trotz des für Ferrari-Verhältnisse miserablen Saisonstarts wird die Scuderia die Saison nicht abschreiben und das Bestmögliche aus 2009 herausholen

(Motorsport-Total.com) - Schwenken die Roten nach dem schlechtesten Saisonauftakt aller Zeiten bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die weiße Flagge? "Nein", sagt Felipe Massa, der wie sein Teamkollege Kimi Räikkönen nach fünf Rennen gerade einmal drei mickrige Zähler auf seinem Konto verbuchen kann und die Weltmeisterschaft in Barcelona für verloren erklärt hatte.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Kommen die roten Renner bald auf den grünen Zweig?

"Die Situation in der Meisterschaft ist für jeden erkennbar äußerst schwierig und es ist nur realistisch, wenn man eingesteht, dass ein Aufholen des Rückstandes so gut wie unmöglich ist", sagt Massa, erklärt aber gleichzeitig: "Das bedeutet nicht, dass wir aufgeben. Wir haben bereits im vergangenen Jahr gezeigt, dass wir bei negativen Ergebnissen nicht gleich die Flinte ins Korn werfen."#w1#

Was den Vorjahres-WM-Zweiten positiv stimmt, sind die offensichtlichen Verbesserungen, die Ferrari zum Europaauftakt in Barcelona am F60 zustande gebracht hat. Aber noch ist nicht alles Gold, was glänzt. Den optimistischen Kommentaren, dass ein Auto, das in Barcelona funktioniert, auch auf jeder anderen Rennstrecke funktioniert, entgegnet Massa mit Zurückhaltung: "Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt, aber was ich sagen kann ist, dass wir wieder im Wettbewerb mitmischen", behauptet der Brasilianer.

Keine Möglichkeiten Neuerungen zu testen

Das Arbeitsgerät des Ferrari-Piloten fühlt sich im Vergleich zu den Überseerennen schon besser an: "Es macht jetzt sehr viel mehr Spaß, den F60 zu fahren. Er ist stabiler und hat größere Abtriebskräfte. Das war wirklich ein großer Schritt nach vorne. Das zeigt, dass wir nach einem schwierigen Start in der Lage sind, das Auto zu entwickeln."

"Der Sprit ist nicht vollständig geflossen. Wir müssen jetzt genau analysieren, woran es gelegen hat." Felipe Massa

Das Problem bei solch nachträglichen Verbesserungen ist, dass der Pilot keinerlei Möglichkeiten hat, sein Arbeitsgerät zu testen und eventuelle Kinderkrankheiten in aller Ruhe auskurieren zu können. So wurde Massa in Barcelona ins modifizierte Auto gesetzt und ins kalte Wasser geschmissen. Das Freitagstraining in Barcelona diente demnach dazu, sich erstmals mit den verbesserten Boliden auseinanderzusetzen.

Bei allen Fortschritten stellte Massa aber auch noch einige Probleme fest: "Wir haben vor allem in der ersten Runde immer noch Probleme mit der harten Reifenmischung." Wie beim Rennen in der katalanischen Hauptstadt für jeden ersichtlich war, gab es bei Ferrari auch Probleme mit der Tankanlage, wie Massa bestätigt: "Ich hatte bei beiden Boxenstopps Probleme mit der Tankanlage. Der Sprit ist nicht vollständig geflossen. Wir müssen jetzt genau analysieren, woran es gelegen hat."

Auch in Monaco bleibt Ferrari bei KERS

Die Analyse des Tankproblems beschäftigte die Ferrari-Mannschaft die vergangenen Tage in Maranello. Bis jetzt wurde aber noch kein abschließendes Urteil getroffen, woran es gelegen haben könnte. Für den Piloten waren die letzten Runden in Barcelona natürlich ein Spiegelbild der gesamten Saison: "Es war enorm frustrierend, als ich zwei Plätze verloren habe, weil ich, um Sprit zu sparen, langsamer werden musste, damit ich die Ziellinie noch überquere", sagt Massa.

"Außerdem habe ich noch die Abdeckung meines linken Vorderrads verloren", fährt der Brasilianer fort. "Das bestätigt, dass, wenn man so viele Veränderungen bringt, ohne die Möglichkeit des ausgiebigen Testens zu haben, es immer Probleme mit der Haltbarkeit geben kann."

""Man sagt zwar, dass KERS in Monaco keine große Rolle spielen wird, aber wir werden es dennoch benutzen." Felipe Massa

Statt im Auto Testkilometer en masse abzureißen, ist Massa angesichts der neuen Regeln (Stichwort: Testverbot) dazu verdammt, sich im Simulator auf das kommende Rennen in Monaco vorzubereiten. Ferrari hofft natürlich beim Leitplankenroulette an der Cote d'Azur zumindest einen Achtungserfolg erringen zu können.

"Angesichts der Tatsache, dass Überholen in Monaco beinahe unmöglich ist, müssen wir das bestmögliche Setup für das Qualifying finden", sagt Massa. "Man sagt zwar, dass KERS in Monaco keine große Rolle spielen wird, aber ich denke, wir werden es dennoch benutzen, weil unser gesamtes Projekt um dieses System herum ausgelegt ist." Ferrari hofft nun darauf, in Monaco den positiven Trend bestätigen, das neue Image als graue Maus abstreifen und den alten Glanz des Traditionsrennstalls wieder herstellen zu können.