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Ferrari-Doppelsieg in der Sakhir-Wüste

Felipe Massa dominierte den Grand Prix von Bahrain und gewann vor Räikkönen, Kubica und Heidfeld - Hamilton nach Auffahrunfall ohne Punkte

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Nullnummern in Australien und Malaysia hat Felipe Massa heute beim Grand Prix von Bahrain endlich zurückgeschlagen: Der dominierende Mann dieses Wochenendes war mit seinem Ferrari in der Sakhir-Wüste nicht zu schlagen und feierte einen nie gefährdeten Sieg - und zwar einen mit Parallelen zum Vorjahr!

Titel-Bild zur News: Podium in Bahrain 2008

Felipe Massa ist wieder da: Der Sieg kam genau zum richtigen Zeitpunkt!

Damals hatte Massa nach einem schwierigen Saisonbeginn ebenfalls in Bahrain triumphiert und damit aus seiner Sicht die Wende in der Weltmeisterschaft eingeleitet. Heute ließ er mit einer überragenden Performance alle Kritiker verstummen, denn obwohl er im Qualifying die sicher scheinende Pole-Position nicht nach Hause fahren konnte, war er im Rennen nicht zu schlagen. Entsprechend groß war sein Jubel nach dem psychologisch wichtigen Comeback auf dem Podium.#w1#

Ferrari in der Wüste nicht zu schlagen

Überhaupt war es ein Freudentag für Ferrari, denn Weltmeister Kimi Räikkönen rundete den totalen Erfolg der Roten aus Maranello ab. Das BMW Sauber F1 Team brachte Polesetter Robert Kubica auf das Podium und Nick Heidfeld auf Rang vier - aber es gab auch einen großen Geschlagenen: Lewis Hamilton! Der McLaren-Mercedes-Pilot ging nach einem unnötigen Auffahrunfall auf seinen Ex-Teamkollegen Fernando Alonso (Renault) gleich zu Beginn leer aus.

Aber der Reihe nach: Massa ließ schon am Start keinen Zweifel daran aufkommen, wer heute der Chef in der Sakhir-Wüste sein würde, denn gleich auf den ersten Metern schob er sich mit einem makellosen Start problemlos an Kubica vorbei. Dahinter reihten sich zunächst Räikkönen, Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes), Jarno Trulli (Toyota), Heidfeld, Nico Rosberg (Williams-Toyota) und Jenson Button (Honda) ein.

Hamilton blieb beim Losfahren beinahe stehen, weil das Anti-Stall-System aktiviert wurde. Dadurch fiel der Brite auf Platz zehn zurück. Aber damit nicht genug: Auf dem Weg nach vorne fuhr er in einem etwas merkwürdig aussehenden Manöver ausgerechnet seinem Erzrivalen Alonso ins Heck, wodurch der Frontflügel abgeschlagen wurde. Der anschließende Reparaturstopp warf ihn logischerweise aus der Entscheidung, zumal aus noch ungeklärten Gründen auch Speed fehlte.

Turbulente Anfangsphase

Überhaupt war die Anfangsphase höchst turbulent, denn Sebastian Vettel (Toro-Rosso-Ferrari) schied gleich in der ersten Runde aus. Heidfeld ging dann relativ früh an Trulli vorbei, während sich etwas weiter hinten Nelson Piquet Jr. (Renault) drehte und Glück hatte, dass er von seinem Konkurrenten gerammt wurde. Für den Brasilianer war der Arbeitstag übrigens nach der 41. Runde wegen eines technischen Problems vorbei.

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel zog gleich zu Beginn eine Rauchwolke hinter sich her Zoom

Hamilton kam als 18. mit fast 50 Sekunden Rückstand wieder auf die Strecke, aber an der Spitze überrumpelte Heidfeld in der engen Kurve zehn mit einem sehenswerten Manöver Kovalainen und nahm damit die Verfolgung der Spitzenreiter auf. In jener Phase bildete sich an der Spitze jenes Viererpaket mit den beiden Piloten von Ferrari und dem BMW Sauber F1 Team, das bis zum Schluss unangetastet bleiben sollte.

Nachdem Räikkönen bei Start und Ziel Kubica geschluckt hatte, waren die Ferraris für den Rest des Tages unter sich. Massa fuhr bis auf einen kleinen Drift in der zehnten Runde absolut souverän, baute relativ rasch einen Vorsprung von drei bis fünf Sekunden auf und kam jeweils einen Umlauf nach seinem Teamkollegen zum Boxenstopp, sodass er nie wirklich in Gefahr geriet. Bahrain wird also immer mehr zu seiner Lieblingsstrecke.

Heidfeld im Rennen stärker als im Qualifying

Dahinter lieferten sich Kubica und Heidfeld ein Fernduell mit mehreren Sekunden Abstand. Heidfeld witterte beim zweiten Boxenstopp dank eines längeren Stints Morgenluft, aber im Endeffekt war er heute ohne Chance auf einen Podestplatz - Rang vier war das Maximum für den besten Deutschen. Aber: Das BMW Sauber F1 Team hat mit dem heutigen Resultat die Führung in der Konstrukteurs-WM übernommen!

Während die Top 4 nur noch bummelten, um nichts zu riskieren, ging es dahinter im Kampf um die Punkte recht spannend zu: Kovalainen geriet nur zwischenzeitlich unter Druck von Trulli, fuhr aber einen starken letzten Stint und wurde damit sicherer Fünfter vor dem Toyota-Piloten. Mark Webber (Red-Bull-Renault) holte als Siebenter wieder zwei WM-Punkte, während der letzte Zähler unter zwei Deutschen ausgemacht wurde.

Rosberg und Timo Glock (Toyota) waren nämlich auf der Ziellinie durch deutliche 13,6 Sekunden getrennt, aber zwischenzeitlich war Glock schon formatfüllend im Rückspiegel seines Landsmannes. Anschließend baute der Formel-1-Newcomer jedoch im Mittelstint so stark ab, dass er sogar Mühe hatte, Alonso hinter sich zu halten, ehe er wieder zulegen konnte. Da war der Zug mit den WM-Punkten aber schon ohne ihn abgefahren.

Robert Kubica und Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen nutzte zu Beginn eine kurze Schwächephase von Robert Kubica Zoom

Kollision zwischen Coulthard und Button

Der einzige Zweikampf spielte sich in der letzten Runde zwischen Alonso und Rubens Barrichello (Honda) um den bedeutungslosen zehnten Platz ab. Apropos Honda: Buttons starke Performance an diesem Wochenende wurde nicht belohnt, denn der Brite musste früh einen unplanmäßigen Boxenstopp einlegen, lieferte sich dann am Ende des Feldes ein herzerfrischendes Duell mit David Coulthard (Red-Bull-Renault) - und rutschte dem Schotten in einer Bremszone ins Auto.

Coulthard konnte durchfahren und wurde 18. und Vorletzter, immerhin noch vor Adrian Sutil (Force-India-Ferrari), der heute keine Rolle spielte und einen verkorksten Nachmittag erlebte. Dafür geigte sein Teamkollege Giancarlo Fisichella umso stärker auf: Der Routinier wurde durch die Boxenstopps zwischenzeitlich sogar auf Platz sieben gespült, fightete gegen Rennmitte beherzt mit Hamilton und belegte unterm Strich die respektable zwölfte Position.

Hamilton lieferte in der Schlussphase immerhin noch ein Überholmanöver gegen den einzigen Einstopper im Feld, Kazuki Nakajima (14./Williams-Toyota), aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass McLaren-Mercedes in Bahrain hinter Ferrari und dem BMW Sauber F1 Team nur dritte Kraft war. Besonders bitter: Der Vizeweltmeister von 2007 verlor durch die heutige Niederlage auch die WM-Führung.

Räikkönen übernimmt die WM-Führung

In der Fahrerwertung hat nun Titelverteidiger Räikkönen mit 19 Punkten die Nase vor Heidfeld (16) und Hamilton, Kubica und Kovalainen, die bei je 14 Zählern halten. Massa folgt mit den heutigen zehn Punkten auf Rang sechs. Bei den Konstrukteuren hat wie bereits erwähnt das BMW Sauber F1 Team (30) die Spitze vor Ferrari (29) und McLaren-Mercedes (28) übernommen. Williams (10) ist derzeit bester Verfolger der Top 3.

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton verlor an einem Tag zum Vergessen die Fahrer-WM-Führung Zoom

Das 2008er-Kräfteverhältnis kann man nach den bisherigen drei Saisonrennen schon etwas besser einschätzen. Immer mehr erhärtet sich der Eindruck, dass Ferrari klar die Nummer eins ist, denn Massa und Räikkönen konnten heute einsam an der Spitze fahren und drehten immer dann Rekordrunden, wenn es ihnen passte - auch wenn die schnellste Rennrunde (1:33.193 Minuten) schlussendlich an Kovalainen ging.

Allerdings kann es beim bevorstehenden Europaauftakt am 27. April in Barcelona erste Verschiebungen geben, denn bis dahin haben die Teams endlich Gelegenheit, wieder einmal zu testen - das gab es bisher in dieser Saison nicht. Praktisch alle Autos werden für den Spanien-Grand-Prix mit großen Updates versehen. Wer in den drei Wochen bis dahin am besten arbeiten wird, ist jedoch unmöglich vorherzusehen.

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