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  • 08.06.2013 23:16

  • von Dominik Sharaf

Marussia verpokert sich: "Wie auf einer Eislaufbahn"

Die russisch-britische Truppe hätte die Slicks lieber im Regal gelassen - Teamchef Booth hofft auf Wetterbesserung: "Leistung im Trockenen deutlich besser"

(Motorsport-Total.com) - Marussia verpasste es im Qualifying zum Großen Preis von Kanada am Samstag, die heiklen Bedingungen auf halbfeuchter Bahn für sich zu nutzen und für eine Überraschung zu sorgen: Die Messe war einmal mehr nach Q1 gelesen. Jules Bianchi landete mit einer Runde in 1:26.508 Minuten (+1,600 Sekunden) auf Rang 20, Teamkollege Max Chilton blieb als 21. und einem besten Umlauf knapp in 1:27.062 Minuten (+2,154 Sekunden) knapp dahinter. Schuld war ein Poker mit Trockenreifen.

Titel-Bild zur News: Jules Bianchi

Die Reifenwahl der Marussia-Truppe war der berühmte Satz mit "X" Zoom

Bianchi hadert mit dem Schicksal: "Es war ein frustrierender Tag, wenn ich daran denke, dass wir gestern im Trockenen stark wirkten und auch mit einem Trockenrennen rechnen. Der heutige Tag war eine Pleite, denn obwohl der Regen nicht stark war, fiel er ohne Unterbrechung und die Strecke veränderte sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten", erklärt der Franzose. "Wie die meisten im Feld haben wir uns auf einen Poker eingelassen und die supersoften Reifen aufgezogen, als die Bahn in Q1 abtrocknete."

Der Ferrari-Junior hätte von den Gummis lieber die Finger gelassen: "Es war noch immer so rutschig, dass wir Glück hatten, es überhaupt zurück an die Box geschafft zu haben und wieder auf Intermediates zu wechseln. Ich habe überhaupt keine freie Runde mehr bekommen und es waren teilweise feuchte Stellen auf der Ideallinie. So war ich nicht konstant genug, um mich ausreichend zu verbessern. Hoffentlich erwartet und das prognostizierte Trockenrennen und wir können uns auf die positiven Elemente von gestern konzentrieren."

Bianchi begeht Fahrfehler

Auch Chilton war nicht gerade begeistert von seiner Leistung: "Das war ein kniffliges Qualifying. Vor unserem ersten Versuch war es nicht einfach, die Strecke zu lesen. Dennoch wurde schnell klar, dass der supersofte Pneu, mit dem wir begonnen hatten, nicht der richtige Weg war. Es war wie auf einer Eislaufbahn", beschreibt der junge Brite die Verhältnisse, die eine Rolle rückwärts erforderten: "Als wir wieder auf den Intermediate wechselten, habe ich Vertrauen gefasst, um zu attackieren."

Doch es war bereits zu spät für Marussia: "Wir machten Fortschritte, aber die Strecke verbesserte sich fortlaufend und jeder fuhr schneller. Auf meiner schnellsten Runde wurde ich aufgehalten, aber es ist gut, dass wir morgen zumindest vor einem der Caterham starten. Hoffentlich haben wir letztmals Regen erlebt und dürfen uns auf ein trockenes Rennen freuen, weil es gestern doch vielversprechend aussah", meint Chilton und stimmt in Sachen Wetterwünschen ganz mit seinem Teamchef überein.

Denn auch John Booth erklärt: "Die nassen Bedingungen sorgten dafür, dass das Team einen schwierigen Start hatte. Das auf die halbe Fahrtzeit verkürzte dritte Freie Training war eine größere Herausforderung als sonst, aber wir haben am Ende beide Autos mit dem Option-Reifen auf die Strecke bekommen." Der Brite klopft Bianchi nicht gerade auf die Schulter: "Jules hat nicht das Optimum herausgeholt, als er im Feuchten mit Trockenreifen von der Strecke abkam", tadelt er den hochgelobten Franzosen.


Fotos: Marussia, Großer Preis von Kanada


"Trotzdem konnten wir erkennen, dass die Autos grundsätzlich so waren, wie wir es nach unseren nächtlichen Anpassungen erwartet hatten", macht Booth Mut und verteidigt die Reifen-Entscheidung: "Wir hatten das Gefühl, dass es der richtige Schritt sei, den Intermediate aufzuziehen. Weil mit dem Timing unserer Versuche nichts fundamental falsch war, müssen der Verkehr und wechselhafte Bedingungen die Schuld daran gehabt haben, dass beide Fahrer ihre Bestleistung nicht gezeigt haben. Im Trockenen sind wir deutlich glücklicher. Obwohl es morgen noch immer ein leichtes Regenrisiko gibt, scheint es wahrscheinlicher als heute, dass es trocken bleibt. Wir freuen uns darauf, dass das der Fall sein wird und wir so weit wie möglich nach vorne kommen."