• 23.09.2018 12:53

  • von Stefan Ehlen & Adam Cooper

Manager: "Kimi weiß, worauf er sich eingelassen hat"

Wenn P7 das Maximum ist und Siege praktisch ausgeschlossen sind: Manager Steve Robertson erklärt, warum Kimi Räikkönen nie an sein Karriereende gedacht hat

(Motorsport-Total.com) - Es ist einer der interessantesten Fahrerwechsel vor der Formel-1-Saison 2019: Ex-Champion Kimi Räikkönen verlässt Ferrari und kehrt zurück zu Sauber, wo er 2001 seine Grand-Prix-Karriere begonnen hatte. Und die Frage, die viele Beobachter angesichts dieser Personalie beschäftigt, lautet: Was genau will Räikkönen eigentlich beim Traditionsteam aus der Schweiz? Räikkönens Manager Steve Robertson hat eine einfache Antwort darauf: Formel 1 fahren!

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Weg von Ferrari, hin zu Sauber: Kimi Räikkönen steht vor einem Neuanfang Zoom

Kann es wirklich so einfach sein? Robertson bejaht, zeigt aber Verständnis für die eine oder andere hochgezogene Augenbraue. "Die Leute sind überrascht", sagt er. "Kimi fuhr so lange für Ferrari, dass jeder glaubte, er würde anschließend zurücktreten, auf seiner Jacht sitzen und den Rest seines Lebens genießen. Aber er liebt es, Formel-1-Autos zu fahren. Das gibt ihm einen Kick. Denn Kimi ist gern am Limit unterwegs. Wenn er nicht Formel 1 fahren würde, dann eben Motocross. Aber die Formel 1 ist für ihn das Größte."

Deshalb habe Räikkönen darauf bestanden, dass ihm sein Management ein neues Grand-Prix-Cockpit besorgen soll. "Kimi wollte einen neuen Vertrag", meint Robertson. Doch auch mit der Wahl des Teams wusste der "Iceman" zu überraschen: Sauber. Dort hat der künftige Ferrari-Pilot Charles Leclerc - Räikkönens Nachfolger - in diesem Jahr zwar einige Achtungserfolge erzielt, aber das Team schrieb in der jüngeren Vergangenheit eher durch sportlichen Misserfolg Schlagzeilen, wenn überhaupt. Und jetzt kommt mit Räikkönen ein ehemaliger Weltmeister. Wo bleibt da der Anspruch?

Räikkönen rechnet nicht (mehr) mit Siegen

Räikkönen gebe sich mit dem Wechsel zu Sauber keinen Illusionen hin, sagt Robertson: "Kimi weiß, worauf er sich eingelassen hat. Er muss das nicht machen. Doch er hat den Eindruck, er kann dem Team weiterhelfen." Außerdem habe Sauber - unter anderem mit dem Alfa-Romeo-Deal - erfolgreich die Wende eingeläutet und stehe finanziell wieder auf soliden Beinen. "Vor zwei Jahren", meint Robertson, "hätte sich das Team Kimi gar nicht leisten können. Damals schien Sauber auf dem absteigenden Ast zu sein. Jetzt haben sie Kimi geholt, einen Topfahrer der Formel 1, einen Weltmeister. Das zeigt, wie ernst man es meint, wo man mit dem Team hin will."

Was aber ist realistisch drin für Räikkönen im Sauber-Alfa 2019? Erhofft sich der Finne etwa eine Rückkehr in die Siegerstraße der Formel 1? Sein Manager schließt derartige Höhenflüge aus: "Ich persönlich glaube nicht [an Siege]." Er sehe Sauber mittelfristig vielmehr im vorderen Mittelfeld und meint: "Wenn uns jemand für die kommenden beiden Jahre siebte Plätze anbieten würde, ich würde das sofort unterschreiben. Denn das ist das absolute Maximum, weil die Kluft zwischen den kleinen und den größeren Teams größer geworden ist."

Räikkönen sei sich darüber im Klaren, künftig nicht mehr um Podestplätze mitzufahren. "Er wird keine Siege erzielen, wenn es nicht gerade mal ein total verrücktes Rennen gibt", erklärt der Manager des 38-Jährigen. "Aber er kann dem Team bei der Entwicklung mit seinem Know-how sehr viel bieten. Er kann dabei helfen, dass Sauber seine Ziele noch schneller erreicht."

Kimi Räikkönen

Zu viele Medientermine wollte Kimi Räikkönen noch nie gerne wahrnehmen ... Zoom

Und Räikkönen kann beim Rennstall aus Hinwil in der Schweiz wohl auch etwas entspannter auftreten als beim weltweit vielleicht berühmtesten Motorsport-Team Ferrari. So sei es schon gewesen, als Räikkönen mit Lotus in die Formel 1 zurückkehrte, sagt Robertson. "Man schildert mir immer wieder, dass Kimi da viel relaxter gewesen sei." Der damalige Lotus-Teamchef Eric Boullier habe Räikkönen bewusst Freiräume gelassen. "Dann kann Kimi einfach mehr Kimi sein", erklärt Robertson. Ähnliches erhofft man sich nun auch vom Wechsel zu Sauber.