• 13.05.2012 22:25

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Maldonado bringt Williams das Glück zurück

Lange Zeit als Paydriver verschrien, nun als Sieger auf dem Podest von Barcelona: Die Formel-1-Welt staunt über die saubere Fahrt von Pastor Maldonado

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 schreibt derzeit verrückte Geschichten. Nach fünf Rennen der Saison 2012 gibt es bereits fünf verschiedene Sieger aus fünf verschiedenen Teams. Das Feld ist bunt durchmischt, ein regelrecht graues Mittelfeld scheint es in diesem Jahr überhaupt nicht zu geben. In der Königsklasse freut man sich über Sensationen. Den Sieg von Williams-Pilot Pastor Maldonado am Sonntag in Barcelona darf man durchaus als solche bezeichnen - oder vielleicht doch nicht?

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Geschafft: Pastor Maldonado feierte im erst 24. Grand Prix seinen ersten Sieg

Maldonado ließ Familie, Fans und Teammitglieder jubeln und Kritiker verstummen. "Da muss ich eigentlich sehr lachen. Vor zwei Jahren hat man mich immer wieder gefragt, was ich davon halte, dass sich angeblich nicht so gute Paydriver ein Cockpit quasi erkaufen. Ich habe damals nur geschmunzelt", sagt Nico Rosberg auf 'RTL'. "Ich kenne den Maldonado, der ist ein guter Fahrer. Der Perez genauso. Das finde ich gut."

Aufgrund der umfassenden finanziellen Unterstützung aus seiner Heimat Venezuela hatte Maldonado schnell den Ruf als Paydriver weg. Was viele dabei vergessen haben: Der 27-Jährige hat 2010 die GP2 gewonnen. "Pastor hat Erfahrung. Der hat in der GP2 viele Rennen gewonnen", meint Maldonados Renningenieur Xevi Pujolar. Im Team hat niemand an dem Mann Zweifel, der den Deutschen Nico Hülkenberg zu Beginn der Saison 2011 ersetzte.

Pastor Maldonado

Die Ehrenrunde als Sieger von Barcelona: Williams-Pilot Pastor Maldonado Zoom

"Das war gute Arbeit und ist großartig für sie, auf einer so anspruchsvollen Strecke zu gewinnen", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Das gesamte Fahrerlager teilte die Williams-Freude (zumindest bis zum Feuer in der Box) und gratulierte. "Ein fantastisches Ergebnis, und dies ist auch für ihn persönlich ein großartiger Tag", so beispielsweise Lewis Hamilton. Felipe Massa erklärt: "Der Geschmack des ersten Formel-1-Sieges ist etwas Unglaubliches, und ich kann nachvollziehen, wie er sich im Moment fühlt."

"Ich freue mich sehr für Venezuela, und natürlich auch für Williams. Sie haben klasse Arbeit geleistet, indem sie mir ein großartiges Auto hingestellt haben. Wir werden immer besser, von Rennen zu Rennen", so die halbwegs nüchterne Aussage des neuen Nationalhelden des südamerikanischen Landes. Maldonado und sein Team nahmen den großartigen Erfolg gelassen hin, von Ausflippen keine Spur. Ganz cool hatte er gegen Alonso verteidigt, ganz cool die Feierlichkeiten mitgenommen.

"Als er führte und führte und führte sagten wir ihm über Funk, nicht darüber nachzudenken, was die Leute nach dem Sieg sagen könnten, wie hoch das Preisgeld sein könnte, sondern stattdessen früher zu bremsen, auf die Reifen und nur sich selbst zu achten und es konzentriert nach Hause zu fahren", sagt Teamchef Frank Williams, der am Samstag seinen 70. Geburtstag gefeiert hatte und am Sonntag reich beschenkt wurde. Nach langen acht Jahren endlich wieder ein Williams-Sieg.


Fotos: Feuer in der Williams-Box


Maldonado selbst musste längst nicht so lange warten. Ihm gelang bereits im 24. Formel-1-Rennen der erste Sieg. Zum Vergleich: Nico Rosberg hatte weit über 100 Rennen absolviert, bevor es in China endlich mit dem Erfolg klappte. "Sie waren schneller als wir und verdienen deshalb den Sieg", stellt Fernando Alonso anerkennend fest. Der Spanier bringt in aller Kürze auf den Punkt, was alle im Fahrerlager denken. Der Williams-Erfolg war unter den aktuellen Bedingungen in der Formel 1 eher logisch als sensationell.

Dass es Maldonado mal nach ganz oben schaffen könnte, war einem langjährigen Formel-1-Teamchef schon lange klar. Kurz nach der Siegeszeremonie in Barcelona meldete sich Giancarlo Minardi zu Wort. "Ich freue mich für Pastor. Endlich ist er dort angekommen, wo ich ihn immer vermutet habe", so der Italiener. Minardi hatte dem Venezolaner 2005 einen ersten Test ermöglicht. "Schade, damals schnappten mir einige Manager mit mehr Geld dieses Talent weg", sagt der Ex-Teamchef. "Aber es ist toll, wenn man mit einem solchen Talent zusammenarbeiten durfte."