Lowe: Aus für Coanda-Auspuff durch Reglement 2014

McLaren-Technikchef Paddy Lowe verspricht, dass der Coanda-Auspuff 2014 verschwindet, bis dahin stört ihn die aerodynamischen Nutzung des Auspuffs nicht

(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey wusste, was er tat, als er Sebastian Vettels Wunsch, auf das Coanda-Auspuffsystem zu verzichten, nur für das Rennen in Schanghai gewährte. Denn obwohl der Weltmeister zunächst keine große Freude mit den Auswirkungen des Auspuffs auf das Fahrverhalten hatte, stellte sich die Lösung im Laufe der Saison als Schlüssel zum Erfolg heraus. Inzwischen verzichten nur noch Williams und HRT auf das System. Da Windkanaltests nur beschränkt zu dessen Entwicklung beitragen und vor allem Erfahrung auf der Rennstrecke zählt, gehört Red Bull nun in Sachen Coanda-Auspuff zu den Vorreitern. Vettel kann sich also bei seinem Stardesigner bedanken.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

2013 wird der Coanda-Auspuff wohl seine Abschiedstournee geben Zoom

Doch entspricht das System überhaupt dem Geiste des Reglements? Eigentlich wollte die FIA dieses Jahr mit neuen Regeln gegen die in den vergangenen Jahren in Mode gekommene aerodynamische Zweckentfremdung des Auspuffs vorgehen, um ein sündteures Entwicklungsrennen zu verhindern, das finanzschwächere Teams zu Statisten degradiert. Mit dem Coanda-Auspuff haben die Teams aber einen Weg gefunden, die Restriktionen zu umgehen.

Coanda-Auspuff ab 2014 Geschichte

Bei McLaren - neben Sauber die Erfinder des Coanda-Auspuffs - sieht man den Lauf der Dinge jedenfalls entspannt und fürchtet keine Kostenexplosion im Jahr 2013. Es wurde darüber diskutiert, die Regeln vor der kommenden Saison einmal mehr zu verschärfen, die Teams entschieden sich aber dagegen, weil sie dies laut McLarens Technikchef Paddy Lowe als "nicht notwendig und unangemessen" empfanden. Kurioserweise lautete ein Argument, dass eine kurzfristige Reglementänderung die Kosten sogar in die Höhe treiben würde.

Dazu kommt, dass die Problematik laut Lowe ab 2014 ohnehin hinfällig sei, wenn die kleinen V6-Turbomotoren mit 1,6 Litern Hubraum die aktuellen V8-Sauger mit 2,4 Litern Hubraum ersetzen werden: "Das Reglement wird sich in Hinblick auf die Position des Auspuffs komplett verändern", verrät er. "Es wird nur noch ein Rohr mit einem Ladedruck-Regelventil geben. Das muss zentral liegen und tritt direkt vor der Hinterachse aus. Das eliminiert die Systeme, die wir jetzt verwenden, komplett."

"Es wird nur noch ein Rohr mit einem Ladedruck-Regelventil geben. Das eliminiert die aktuellen Systeme." Paddy Lowe

Lowe sieht in Sonderstellung des Auspuffs kein Problem

Dass sich diese Saison gegen den Willen der FIA nun doch wieder der Großteil der Entwicklung auf den Auspuff konzentriert, sieht Lowe nicht als "Problem": "Das ist doch Teil des Sports, Teil des Wettbewerbs und ein faires Spiel. Über den Winter wurden klare Einschränkungen eingeführt, die absolut numerisch und daher ganz objektiv kontrolliert werden können. Das Gleiche gilt für die Geometrie der Auspuffrohre, wo es ebenfalls absolute Klarheit gibt. Es gibt keine Auseinandersetzungen, was erlaubt ist und was nicht, aber es sind Möglichkeiten entstanden."

Er gibt zu, dass der aktuelle Vorteil von Red Bull zu einem beträchtlichen Teil auf die bessere aerodynamische Nutzung des Auspuffs zurückzuführen ist: "Wenn sie zu diesem Zeitpunkt in diesem Bereich bessere Arbeit geleistet haben, dann Hut ab! Über gewisse Strecken dieser Saison haben wir bessere Arbeit als sie geleistet - im ersten Viertel und wahrscheinlich im dritten Viertel waren wir führend. Und man könnte genauso sagen, dass das auf die bessere Nutzung des Auspuffs zurückzuführen war, was auch der Fall war - aber nur als Teil eines größeren Pakets."

"Es gibt keine Auseinandersetzungen, was erlaubt ist und was nicht, aber es sind Möglichkeiten entstanden." Paddy Lowe