• 10.02.2011 19:53

  • von Stefan Ziegler

Lotus von technischen Problemen eingebremst

Jarno Trulli und das Lotus-Team konnten beim Testauftakt in Jerez "nur" 54 Runden abspulen und mussten immer wieder vorzeitig in die Box abbiegen

(Motorsport-Total.com) - Das Lotus-Team erlebte keinen harmonischen Auftakt in die zweite Testwoche. Im spanischen Jerez zeigte sich der T128 in den Händen von Jarno Trulli eher von seiner störrischen Seite und machte der Mannschaft immer wieder einen Strich durch die Rechnung: Mehr als 13 Runden am Stück konnte der Italiener am Donnerstag nicht zurücklegen und stand zudem lange untätig in seiner Box herum.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli und der T128 konnten nicht so viele Proberunden abspulen wie geplant

Grund dafür waren diverse technische Probleme im Heckbereich des neuen Boliden - unter anderem sorgte das Getriebe für einen zusätzlichen Arbeitsaufwand bei den Mechanikern. So musste der T128 am frühen Nachmittag für rund zweieinhalb Stunden auf seinen nächsten Einsatz warten, weshalb das Team im Tagesverlauf in Jerez "nur" auf insgesamt 54 Runden und etwa 240 Probekilometer kam.

Immerhin: In 1:24.458 Minuten klassierte sich Trulli auf dem zehnten Rang unter zwölf Teilnehmern und konnte bei einem Rückstand von knapp 3,7 Sekunden auf Felipe Massa (Ferrari) wenigstens die direkte Konkurrenz von Virgin sowie Formel-1-Neuling Pastor Maldonado (Williams) hinter sich lassen. Angesichts der Schwierigkeiten des Donnerstags war dies aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

"Wir hatten einen guten Start in den Tag und anschließend eine gute Morgensession", berichtet Lotus-Sportdirektor Dieter Gass. "Erstmals konnten wir nützliche Setuparbeit verrichten und damit beginnen, ein Verständnis für die Aerodynamik des Autos aufzubauen. Leider gab es am Nachmittag ein Problem, das unsere Streckenzeit einschränkte. Das Team legte sich aber mächtig ins Zeug."

Der Testauftakt in Jerez war durchwachsen

Nach einer intensiven Reparaturpause ging es weiter: "Jarno konnte schließlich noch einmal für 45 Minuten auf die Strecke gehen. Über Nacht werden wir uns das Problem noch einmal etwas näher anschauen. Wir wollen sicherstellen, dass wir am Freitag nicht nochmals davon eingebremst werden", meint Gass. Trulli wäre es zu wünschen, denn der Italiener war am Donnerstag leicht enttäuscht.

"Das war nicht ganz, was wir erwartet hatten." Jarno Trulli

"Das war nicht ganz, was wir erwartet hatten, doch immerhin konnten wir ein paar gute Runden absolvieren. Leider gelang es uns nicht, größere Setuparbeiten durchzuführen. Wir gerieten nämlich jedes Mal aufs Neue in Schwierigkeiten. Unser Tag verlief also nicht wunschgemäß. Das Auto fühlt sich aber ziemlich gut an und hat definitiv einiges an Potenzial", gibt der 36-Jährige zu Protokoll.


Fotos: Lotus, Testfahrten in Jerez


"Jetzt müssen wir einfach noch weitere Kilometer zurücklegen, um auf der Strecke konstanter zu werden. Wenn wir unsere Runs immer wieder abbrechen müssen, werden wir nie einen Eindruck davon bekommen, was unsere Änderungen am Setup bewirken. Wichtig ist, dass uns das in den nächsten Tagen gelingt", meint Trulli, der auch am Freitag ins Lotus-Lenkrad greifen wird.

Trulli lässt sich nicht entmutigen

Die Technikfehler vom Nachmittag seien ohnehin "keine große Sache" gewesen, erklärt der Formel-1-Routinier. "Das sind Kleinigkeiten, aber solche Dinge kommen bei einem neuen Fahrzeug mit einem derart komplizierten Heck schon einmal vor. Das kann passieren. Wir arbeiten daran", sagt Trulli. "Wir warten außerdem auch noch immer auf ein paar Updates für das Auto", hält der Italiener fest.

"Das Fahrzeug hat Potenzial." Jarno Trulli

"Noch setzen wir nicht alle Elemente ein. Das Fahrzeug hat Potenzial. Schlecht ist aber: Wir konnten am Donnerstag nicht viel bewerkstelligen. Das Setup an sich macht mir keine Sorgen, denn das werden wir in den Griff bekommen. Wichtig ist halt, dass die Zuverlässigkeit stimmt. Es braucht viele Kilometer, bis man sich an den Rennwagen und an die Reifen gewöhnt hat. Es gibt viel zu tun."

Speziell die Reifen geben Trulli noch Fragezeichen auf: "Das Verhalten der Pneus stimmt mich nicht gerade sehr zufrieden, muss ich sagen. Im Augenblick steht das Auto nämlich klar im Schatten der Reifenleistung. Wir müssen unbedingt herausfinden, wie man diese Pneus am besten einsetzt", erläutert der 36-Jährige. "Der Verschleiß ist groß und speziell am Heck rutscht man sehr viel herum."

Die Pirelli-Reifen als großer Hemmschuh?

"Da liegt vermutlich der Hund begraben. Weil wir aber noch nicht so viel Arbeit am Setup verrichten konnten, tue ich mich schwer, zu sagen, was wir nun anstellen sollten. Klar ist: Den Reifen müssen wir uns ausgiebig widmen. Ich habe zudem noch gewisse Schwierigkeiten mit dem Handling und mit dem Heck. Die Reifen lassen halt so schnell nach. Es ist nicht einfach, richtig gute Runden zu fahren."

"Auf der Bremse ist der T128 stabil und gut ausbalanciert." Jarno Trulli

Und diese bräuchte man, um Vergleiche anzustellen und Setupmöglichkeiten zu erörtern, so der Lotus-Pilot weiter. "Auf der Bremse ist der T128 stabil und gut ausbalanciert. Wir müssen aber noch nach den richtigen Einstellungen bei den Flügeln und der Fahrwerkshöhe schauen. Am Donnerstag hatten wir den verstellbaren Heckflügel im Einsatz und dieser funktionierte prima", meint Trulli.

"Wir kriegen das schon gebacken. Dass wir einen halben Tag verpassten, war halt schade. Wir waren aber in der Region, wo wir sein wollten: in der Nähe des Mittelfeldes", bringt es der langjährige Formel-1-Fahrer auf den Punkt. "Ich denke, wir können noch einiges mehr aus dem Auto herausholen, daher bin ich zuversichtlich und freue mich schon darauf, am Freitag erneut an die Arbeit zu gehen."