• 29.07.2013 13:30

  • von Timo Pape

Lotus hat die Reifen verstanden

Lotus-Chefingenieur Alan Permane ist nach dem Großen Preis von Ungarn rundum zufrieden - besonders mit den neuen Reifen und Romain Grosjean

(Motorsport-Total.com) - Trotz relativ harter Bestrafungen für Romain Grosjean war es aus Sicht von Lotus ein rundum gelungenes Wochenende am Hungaroring: Kimi Räikkönen wurde Zweiter und Grosjean kam trotz seiner zwei Strafen noch auf Platz sechs. Chefingenieur Alan Permane ist dementsprechend glücklich nach dem Ungarn-Rennen und freut sich besonders darüber, dass das Team mit den neuen Reifen zurechtkommt: "Ich denke, wir sind etwa auf dem gleichen Level wie vorher. Vielleicht haben wir sogar etwas profitiert."

Titel-Bild zur News: Alan Permane

Alan Permane ist stolz auf seinen Piloten Romain Grosjean Zoom

Die Konkurrenz habe es unterschiedlich getroffen, die Profiteure seien aber ganz klar Lewis Hamilton und Mercedes: "Es sieht so aus, als hätten sie ein bisschen von ihrer Qualifyingpace eingebüßt. Aber im Rennen sie sind ganz klar schneller geworden." Für die anderen beiden Konkurrenzteams im WM-Kampf dürften die neuen Reifen weniger erfreulich sein, glaubt Permane: "Es sieht so aus, als hätte Ferrari jetzt ein paar Probleme. Und Red Bull vielleicht auch ein kleines bisschen. Wir waren sehr nah an ihnen dran im Qualifying und schneller als sie im Rennen."

Dass die Reifen nur bei den extremen Bedingungen in Ungarn gut für Lotus liefen, glaubt Permane nicht und fürchtet daher keinen Einbruch bei kälteren Temperaturen anderswo: "Nein, ich denke, wir verstehen die Reifen mittlerweile so gut, dass wir überall hinkommen können und es hinbekommen. Vielleicht haben wir im Qualifying noch ein paar Problemchen, aber der Rennspeed sollte eigentlich überall passen." Zuversicht pur also bei Lotus für den Rest der Saison.

Grosjean im Aufwind

Mit der Höchstgeschwindigkeit des Autos sah es in Ungarn etwas dürftig aus - laut Permane aber eine vollkommen bewusste Entscheidung: "Das war nur die Abstimmung, es sollte so alles in allem am schnellsten sein. Das ist unsere Philosophie. Ich denke, das ist auch das, was Red Bull - besonders im vergangenen Jahr - gemacht hat." Aus diesem Grund kam Sebastian Vettel wohl im Rennen auch nicht an Räikkönen vorbei. In Spa und Monza werde es aber wieder ein wenig anders aussehen, so der Brite.


Fotos: Lotus, Großer Preis von Ungarn, Sonntag


Besonders erfreut zeigt sich der Chefingenieur über seinen Fahrer Grosjean: "Nicht nur hier, auf dem Nürburgring genauso. Die letzten beiden Rennen ist er sehr, sehr gut gefahren. Er ist sowohl im Auto als auch außerhalb ein anderer Typ." Schon nach dem deutschen Grand Prix habe Permane dem Franzosen gesagt, er solle genauso weitermachen. "Er ist ruhig, entspannt, er macht sich keine Sorgen. Er fährt im Qualifying und im Rennen gut, also wenn er so für den Rest der Saison weitermacht, ist das hervorragend."

"Wir denken, das war eine sehr harte Strafe. Selbst Massa hat die Situation so kommentiert." Alan Permane

Die Durchfahrtsstrafe für seinen Piloten in Budapest kann er nicht ganz nachvollziehen: "Wir denken, das war eine sehr harte Strafe. Selbst Massa hat die Situation so kommentiert. Romain konnte nirgendwo anders hin. Aber er kam von der Strecke ab, und sie haben das als Vorteil bewertet." Grosjean habe eher eine Kollision vermieden, da er in Permanes Augen bereits vor der Kurve vorn lag: "Man hätte es auch anders herum sehen können, dass Massa ihn rausgedrängt hat."

Passende Strategie in Ungarn

"Das hätte die nächste Durchfahrtsstafe geben können." Alan Permane

Grosjean hatte die Strecke beim Überholvorgang mit allen vier Rädern verlassen und bekam eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt, die ihn womöglich den zweiten Platz kostete. In einer anderen Situation berührte er leicht den McLaren von Jenson Button: "Das hätte die nächste Durchfahrtsstafe geben können", sieht Permane ein, "Er hat sich bei Jenson auch schon dafür entschuldigt. Aber es war auch nur eine ganz kleine Berührung."

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen holte den zweiten Platz und ist damit nun Vettels engster Verfolger Zoom

Ursprünglich seien beide Lotus auf einer Dreistoppstrategie unterwegs gewesen, im Verlauf des Rennens habe man sich bei Räikkönen für zwei Boxenstopps entschieden: "Wir haben ihm gesagt - ich glaube, das hat man auch über den Funk gehört - 'Target plus 10'. Er hat zugestimmt und war zufrieden damit", so der Brite. Der Iceman sollte seinen Stint demnach um zehn Runden verlängern. In den letzten paar Runden habe Räikkönen dann aber etwas langsamer machen müssen, um den letzten Stint "nicht zu beängstigend zu gestalten". Nach 29 Runden auf demselben Satz seien die Reifen echt am Limit gewesen, so der Ingenieur.

"Ohne die Durchfahrtsstrafe wären wir mit beiden Autos vor Vettel gelandet." Alan Permane

Insgesamt ist Permane hochzufrieden mit dem Rennen am Hungaroring: "Ich würde sagen, wir waren schneller als Red Bull. Ich bin sicher, ohne die Durchfahrtsstrafe wären wir mit beiden Autos vor Vettel gelandet." Der zweite Platz von Räikkönen war demnach in seinen Augen nie wirklich in Gefahr: "Vielleicht in Kurve 4, aber Kimi hat den Angriff abgewehrt. Er konnte ihn auf der Geraden auf jeden Fall nicht packen. Er kam immer recht nah heran, aber dann zogen wir wieder weg im mittleren Teil."