Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Liuzzi: "Ich bin geboren, um Rennen zu fahren"
Im Interview spricht Vitantonio Liuzzi über seine Rückkehr als Formel-1-Einsatzfahrer und lässt die vergangene Saison noch einmal Revue passieren
(Motorsport-Total.com) - Fünf Rennen bestritt Vitantonio Liuzzi in diesem Jahr für Force India, nachdem Giancarlo Fisichella zu Ferrari gewechselt war. Der Italiener spricht über sein Formel-1-Comeback 2009 und blickt zurück auf die abgelaufene Saison in der Königsklasse des Motorsports. "Mit einem guten Auto können wir mit den Großen mithalten", meint Liuzzi.

© xpb.cc
Vitantonio Liuzzi saß 2009 ab Monza als Einsatzfahrer im Force-India-Cockpit
Frage: Wie haben Sie sich gefühlt, als sie nach Spa die Chance hatten, wieder in den Formel-1-Rennbetrieb einzusteigen?
Vitantonio Liuzzi: "Ich war natürlich erfreut, da ich furchtbar darunter gelitten hatte, dritter Fahrer zu sein und Rennen im Fernsehen anzusehen. Ich bin geboren, um Rennen zu fahren. Ich habe dann meine Chance erhalten und glaube, dass ich das Maximum herausgeholt habe, schließlich hatte ich nur fünf Rennen, um meinen Speed unter Beweis zu stellen. Ich wollte im kommenden Jahr wieder in der Formel 1 antreten, aber dort ändert sich die Lage schnell. Aus diesem Grund musste ich alle Energie in diese fünf Rennen legen."#w1#
"Ich bin ein Kämpfer, ich gebe niemals auf"
Frage: "Wie schwierig war es für dich, als dritter Fahrer zum Zusehen verdammt gewesen zu sein?"
Liuzzi: "Ziemlich. Glücklicherweise konnte ich meine Motivation aufrecht erhalten, da ich sicher war, ich würde eines Tages wieder in einem Rennwagen sitzen. Diese Gelegenheit wollte ich nicht verpassen. Aber das war alles in allem keine einfache Zeit."
Frage: "Du bist davor in anderen Kategorien angetreten. Stellte es dich vor Probleme, ohne vorherige Testfahrten wieder Formel 1 zu fahren?"
Liuzzi: "Das war nicht so einfach, da sich die Formel 1 ziemlich von den anderen Kategorien, bei denen ich in diesem Jahr angetreten bin, unterscheidet, Speedcar und A1GP etwa. Die Formel 1 ist die Krone des Motorsports. Neben der Geschwindigkeit, die dort gefahren wird, hat man es mit Piloten zu tun, die 100-prozentig fit sind. All das ist eine große Herausforderung. Aber ich bin ein Kämpfer, und ich glaube, ich habe in den Rennen gezeigt, dass ich niemals aufgebe. Ich mag diese Art von Abenteuer, und ich komme damit gut zurecht."
Frage: "Was bereitete dir bei deinem Wiedereinstieg die größten Probleme?"
Liuzzi: "Das Schwierigste war, sich an die Fahrweise zu gewöhnen, die die Autos erfordern, da ich aus meiner früheren Formel-1-Zeit nur Rillenreifen und keine Slicks kannte. Ohne Traktionskontrolle muss man da vom Fahrstil her ziemlich anders herangehen. Man kann zwar aggressiver fahren und bremsen, aber man muss auch mit den Reifen anders haushalten. Deshalb war das alles sich nicht so einfach."
Wenig Glück trotz guter Performance
Frage: "Wie hast du deine Rennen erlebt?"
Liuzzi: "Wir hatten immer gute Rennen. Es lief sehr unglücklich in Monza, da das Auto dort wirklich gut war. Zwischen Platz drei und fünf wäre alles drin gewesen. Schade, dass dann eine Antriebswelle brach, aber das gehört dazu. Nachdem Luca Badoer zurück zu Ferrari gegangen war und ein dritter Fahrer das Cockpit übernommen hatte, dachte niemand, dass wir so stark sein könnten. Ich habe das ganz anders wahrgenommen: Ich war mir sicher, dass alles gut läuft. Ich hätte sogar noch schneller sein können, aber ich war noch nicht gänzlich der alte."
Frage: "Wie siehst du die Rennen ab Singapur?"
Liuzzi: "In mancher Hinsicht waren wir nicht übermäßig glücklich. Singapur war das einzige Rennen, in dem wir nicht allzu schnell waren, doch in Brasilien und Suzuka hatten wir eine gute Pace - aber halt Pech im Qualifying. In Japan ging im dritten Training das Getriebe kaputt, und wir hatten nicht mehr ausreichend Zeit zu testen."
"Im Qualifying schliff das Auto dann am Boden, und ich verlor rund eine halbe Sekunde auf den Geraden. In Brasilien hatte ich genau in dem Moment mit Aquaplaning zu kämpfen, als ich im Regen gut unterwegs war. Ich war sicher, dass ich den Sprung in Q3 schaffen würde. Aber in den Rennen waren wir immer schnell unterwegs, deswegen bin ich alles in allem glücklich."
Frage: "Es war eine seltsame Saison: Force India rollte das Feld von hinten auf, während anderen Teams das Gegenteil widerfuhr. Hast du eine Erklärung dafür?"
Liuzzi: "Das war ein verrücktes Jahr. Ich denke, die neuen Regeln haben großen Anteil daran, dass die Meisterschaft so unvorhersehbar ist. Unser Auto war wirklich stark auf Kursen mit niedrigem Abtrieb, vielen Hochgeschwindigkeitskurven und langen Geraden. Bei Williams und Toyota war es genau anders: Sie waren erfolgreich auf Strecken mit viel Downforce."
"In diesem Jahr war alles möglich, das war schön für Show und Zuschauer. Brawn und Red Bull waren die einzigen Autos, die konstant konkurrenzfähig waren, und selbst bei ihnen gab es Performance-Unterschiede auf verschiedenen Strecken. Im kommenden Jahr denke ich, dass McLaren und Ferrari wieder mitreden werden. Die Meisterschaft wird meiner Ansicht nach durch die erneuten Regeländerungen, wie etwas das Nachtankverbot, wieder interessant bleiben.
Im Konzert mit den Großen
Frage: "War der VJM02 das beste Fahrzeug, mit dem du jemals gefahren bist?"
Liuzzi: "Natürlich. Besonders deutlich wurde das in Monza, wo wir wirklich konkurrenzfähig waren. Wir konnten dort unser Potenzial wirklich ausspielen und zeigen, dass wir mit einem guten Auto im Feld der Großen mithalten können. In der Vergangenheit mit Toro Rosso hatte ich nie ein derart gutes Fahrzeug, wir mussten immer hoffen, dass es zu regnen beginnt."
Frage: "Wie gut ist Force India im Moment?"
Liuzzi: "Ich bin der Ansicht, dass Team ist gut strukturiert. Als es noch Jordan hieß, haben sie bewiesen, dass sie ihre Chance nutzen können, auch wenn sich nicht die finanziellen Möglichkeiten wie die größeren Teams haben. Genauso ist es jetzt - wir haben so hart zusammen gearbeitet, um das Team nach vorn zu bringen. Die Leute, die hier beschäftigt sind, sind einfach großartig. Ich denke, da wird es noch einige Überraschungen geben."

