Leclerc über Ferraris Boxenfunk-Zoff: "Ich denke, ich sage heute mal nichts"

Charles Leclerc macht seinem Ärger nach dem Miami-GP Luft - Warum der Zoff am Boxenfunk derzeit das kleinste Ferrari-Problem ist und wann Besserung kommen soll

(Motorsport-Total.com) - Der Boxenfunk-Zoff bei Ferrari war eines der großen Themen beim Großen Preis von Miami: Während des Rennens duellierten sich Charles Leclerc und Lewis Hamilton, tauschten mehrfach ihre Plätze. Und danach? "Normalerweise sage ich etwas dazu, aber ich denke, ich sage heute mal lieber nichts", grinst Leclerc.

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc glaubt, dass der Platztausch mit Hamilton ein Fehler war

Charles Leclerc glaubt, dass der Platztausch mit Hamilton ein Fehler war Zoom

"Ich glaube, die Geschichte wird sowieso groß genug", ahnt der Monegasse bereits kurz nach dem Rennen, dass Ferrari einmal mehr zur Zielscheibe der italienischen Medien wird. Die bekannte Gazzetta dello Sport schlägt am Montagmorgen mit der Schlagzeile "SOS Ferrari" bereits Alarm.

"Heute war nicht ideal, und wir haben unser Potenzial längst nicht ausgeschöpft", weiß Leclerc. "Aber wir müssen uns als Team neu aufstellen und besser werden." Denn mit dem Vorgehen seines Teams - insbesondere mit der Anordnung, seinen Teamkollegen vorbeizulassen - ist der Ferrari-Pilot alles andere als zufrieden.

Leclerc schimpft: Platztausch zu voreilig!

"Ich denke einfach, dass wir vielleicht etwas länger hätten diskutieren sollen, bevor wir den Platztausch durchführen", meint der 27-Jährige. Immerhin hatte es einen triftigen Grund, dass er in jener Phase des Rennens deutlich langsamer war als sein Teamkollege.

"Ich habe mich natürlich auf mein Rennen und auf meine Reifen konzentriert", erklärt Leclerc, der wusste, dass er das Rennen mit jenem Reifensatz zu Ende fahren musste. "Ich musste sehr sorgsam damit umgehen, weil ich schon in der ersten Runde mit den neuen Reifen gegen Carlos gekämpft hatte."

Charles Leclerc, Lewis Hamilton

Lewis Hamilton durfte Charles Leclerc überholen - und andersrum Zoom

Leclerc versuchte deshalb, sein Material zu schonen - und wurde damit zum Hindernis für seinen Teamkollegen Hamilton. Dass sich dieser über Funk lautstark über das schlechte Teamwork beschwerte, bekam der Monegasse überhaupt nicht mit. Erst in Runde 38 kam schließlich die Anweisung an Leclerc, den Briten vorbeizulassen.

Besonders ärgerlich: Hamilton gelang es nicht, sich entscheidend abzusetzen, weshalb Leclerc in der verwirbelten Luft seines Teamkollegen feststeckte und damit seinen Reifen noch mehr schadete. Ähnlich wie zuvor Hamilton machte der 27-Jährige seinem Frust am Funk Luft.

"Kommt alles zusammen und summiert sich"

"Die Frustration war schon vorhanden, weil ich zu diesem Zeitpunkt um Platz 8 kämpfte und keinerlei Fortschritte machte", sucht der achtfache GP-Sieger nach einer Erklärung für seinen emotionalen Ausbruch. "Ich hatte wirklich große Probleme mit dem Auto, das allein war schon frustrierend genug. Und dann kommt eben alles andere hinzu, das summiert sich."


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"Ich denke, wir sind uns ziemlich einig, dass heute nicht der Sonntag war, den wir wollten, und auch wenn der Speed nicht da war, glaube ich nicht, dass heute Wunder möglich gewesen wären", bilanziert Leclerc nach dem Rennen ehrlich. "Wenn alles perfekt gelaufen wäre, hätten wir vielleicht vor Kimi [Antonelli] landen können, aber mehr auch nicht."

"Es war einfach nicht mehr im Auto drin", erneuert der Ferrari-Pilot seine Aussage vom Samstag, dass es derzeit an grundlegendem Speed fehlt. "Ich glaube, wir müssen diese zwei Dinge voneinander trennen: Wir müssen die Probleme beheben, die uns wahrscheinlich einen Platz gekostet haben."

"Imola könnte vielleicht gut für uns sein"

"Aber die anderen sechs oder sieben Positionen liegen am Auto selbst, und hier müssen wir uns verbessern", stellt der Monegasse klar und betont damit zugleich, dass der Boxenfunk-Streit momentan nicht Ferraris größtes Problem darstellt. Eine schnelle Lösung sieht Leclerc allerdings nicht.

Charles Leclerc ist in Miami

Leclerc sieht wenig Hoffnung auf eine schnelle Besserung Zoom

"Ich weiß es nicht, ich weiß nicht wann, und ich glaube, es ist auch nicht offiziell", deutet der Ferrari-Pilot immerhin ein kommendes Update-Paket an. "Ich habe ohnehin schon zu viel gesagt. Jedenfalls wird irgendwann etwas kommen, und ich hoffe, dass uns das dann nach vorne bringt."

"Ich glaube, Imola könnte vielleicht gut für uns sein", hofft Leclerc auf ein kleines Erfolgserlebnis beim Ferrari-Heimspiel. "Auf Monaco freue ich mich dieses Jahr leider überhaupt nicht, weil ich nicht glaube, dass unser Auto dort besonders stark sein wird." Der nächste Zoff mit seinem Team ist also vorprogrammiert.