• 23.03.2011 15:53

Lauda: "Die Konfusion könnte groß werden"

Niki Lauda im Interview: Mit welchen Teams er 2011 rechnet und wieso er heftige Kritik am neuen Reglement übt

(Motorsport-Total.com) - Der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda ist aus dem Fahrerlager nicht wegzudenken: Für seine markanten Sprüche bekannt, wird er auch dieses Jahr wieder für 'RTL' die Rennen analysieren. Der Österreich nimmt sich schon vor dem Saisonstart kein Blatt vor den Mund: Im Interview stellt er klar, welche Teams er 2011 auf der Rechnung hat, was er vom neuen verstellbaren Heckflügel hält und wie sich die neuen Pirelli-Reifen auf die Rennen auswirken werden.

Titel-Bild zur News:

Niki Lauda reist auch 2011 wieder zum Saisonauftakt in Melbourne

Frage: "Herr Lauda, Sie geben ungern Prognosen ab. Haben Sie dennoch einen erklärten Favoriten für das Auftaktrennen in Melbourne?"
Niki Lauda: "Für mich ist klar, dass Red Bull und Vettel bei den Testfahrten immer dominiert haben. Die sind einmal für mich die Favoriten in Melbourne. Ferrari ist, würde ich sagen, am nächsten dran gewesen an den Red Bulls, aber sicher langsamer. McLaren kann ich gar nicht beurteilen, aber dafür habe ich zwei 'Überraschungsteams': das eine ist Mercedes mit Schumacher und Rosberg und das zweite ist Toro Rosso. Auf die werde ich in Melbourne achten."

Frage: "Wagen Sie denn schon einen Blick über Melbourne hinaus?"
Lauda: "Nein, man muss jetzt einfach mal abwarten, was in den ersten drei Rennen passiert. Melbourne ist ein Kurs mit einem harten, kühlen Asphalt, da wird sich zeigen, wer die Reifen besser auf Trab bekommt. Richtige Einblicke in die langfristige Performance der Autos bekommen wir erst in Kuala Lumpur."


Fotos: Großer Preis von Australien


"Der Kurs dort ist irrsinnig anspruchsvoll, dazu ist es wahnsinnig heiß. Hier zeigt sich, wie belastbar die Autos sind und wie viel Potenzial in ihnen steckt. Und wenn dort wie schon so oft beim Training noch Regen dazu kommt, hat man die ganze Palette der Tests für Reifen und Auto vor Augen und kann sich ein gutes Bild machen, das sich einen Grand Prix später in Schanghai verfestigt. Danach haben längerfristige Prognosen eine halbwegs solide Basis."

Frage: "KERS hält wieder, die verstellbaren Heckflügel erstmals Einzug in die Königsklasse. Was halten Sie davon?"
Lauda: "KERS ist absolut in Ordnung, das habe ich auch nie kritisiert. Warum es im letzten Jahr nicht erlaubt war, versteht kein Mensch. Aber KERS bringt Fahrern und Teams keine Vorteile, da gibt es überhaupt keine Diskussion. Vor zwei Jahren fuhren wenigstens KERS-Autos gegen Nicht-KERS-Autos, da gab es spannende Starts bis zur ersten Kurve hin."

"Das wird es heuer nicht mehr geben, weil eben alle Topteams KERS haben. Was ich kritisiere, ist diese Flügelgeschichte. Ich halte grundsätzlich nichts davon, dass man durch das Verstellen der Heckflügel Überholmanöver theoretisch erzeugt. Ein Überholvorgang mit 15, 17 Stundenkilometern mehr, weil der Flügel unten ist, ist überhaupt keine Kunst."

"Das kann in Wirklichkeit jeder und deswegen verstehe ich das ganze Prinzip nicht. Wir erwarten, dass die Fahrer mit ihrer Leistung in Kurven andere ausbremsen oder besser beschleunigen oder was auch immer. Jetzt wird das künstlich erzeugt und zwar an Stellen, welche die FIA von Rennen zu Rennen bestimmt."

Frage: "Was kommt mit den schnell abnutzbaren Pirelli-Reifen auf die Fahrer zu?"
Lauda: "Die Pirelli-Reifen sind die Herausforderung schlechthin - für alle neu, für alle gleich. Wer die Reifen schneller verstanden hat und die Konstruktion des Autos, besonders die Radaufhängung und die Aerodynamik am besten darauf abgestimmt hat, wird am Anfang die Nase vorn haben."

"Die erste Reifenschicht wird je nach Streckenführung oder Temperatur offensichtlich schnell abgefahren, anders als bei den Bridgestones, die im Vorjahr wesentlich berechenbarer waren, weil sie langsam abgebaut haben. Es kann deshalb durchaus sein, dass wir insgesamt bis zu drei bis vier Reifenstopps erleben werden, und dann könnte die Konfusion groß werden."