Las-Vegas-Premiere: Sind drei Formel-1-Rennen in den USA zu viel?

Vor 15 Jahren gab es kein einziges US-Rennen in der Formel 1, mittlerweile sind es gleich drei - Die Fahrer freuen sich über diese positive Entwicklung in den Staaten

(Motorsport-Total.com) - Am Wochenende wird die Formel 1 zum ersten Mal seit 41 Jahren nach Las Vegas zurückkehren. Doch während damals lediglich auf einem Parkplatzgelände gefahren wurde, hat die Königsklasse dieses Mal die ganz großen Geschütze aufgefahren.

Titel-Bild zur News: Fans beim Formel-1-Rennen in Austin 2023

Beim Formel-1-Rennen in Austin sind volle Tribünen inzwischen garantiert Zoom

Blieb der Caesars Palace Grand Prix Circuit mit nur zwei dort ausgetragenen Rennen eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern der Königsklasse, soll der neue Las-Vegas-Grand-Prix zu einem der absoluten Vorzeigeevents der Formel 1 aufgebaut werden.

Ein durchaus mutiger Schritt, denn nach den Rennen in Austin (seit 2012 im Kalender) und Miami (seit 2022) ist Las Vegas bereits das dritte US-Rennen im Kalender. Dabei tat sich die Formel 1 zuvor über Jahre schwer, überhaupt auch nur ein Rennen in den USA auszutragen.

Nachdem der Grand Prix in Indianapolis nach der Saison 2007 aus dem Kalender verschwunden war, fand bis zur Austin-Premiere fünf Jahre später überhaupt kein Rennen in den Vereinigten Staaten mehr statt. Doch seitdem die Formel 1 in den USA ein enormes Wachstum erlebt.

Lewis Hamilton war 2007 beim letzten Indianapolis-Rennen selbst mit dabei und erklärt, die Königsklasse sei seitdem viel zugänglicher für die Fans geworden. Früher habe man bei jedem US-Besuch der Formel 1 wieder von vorne anfangen müssen, den Sport zu erklären.

"Als ich zu NFL- und NBA-Spielen ging und sah, wie leidenschaftlich die Amerikaner Sport verfolgen, konnte ich nicht verstehen, dass sie noch nicht vom [Formel-1-]Virus infiziert waren, mit dem viele von uns aufgewachsen sind, als wir jünger waren", erinnert sich Hamilton.

Hamilton: Mehr Rennen helfen der Formel 1 in den USA

Das sei heute ganz anders. "Die Leute besitzen Simulatoren, jeder will ein Fahrer sein", berichtet er und erklärt: "Ich denke, dass es sehr hilfreich ist, drei Rennen in einer so großen Nation zu haben." Austin sei sogar eine seiner Lieblingsstrecken im Kalender.

Das Rennen auf dem Circuit of The Americas sei jetzt bereits ein "Klassiker", der für "tolle Rennen" sorge, so Hamilton, der betont, dass nun auch die Vegas-Premiere "in einem großen Rampenlicht stehen" werde. Und auch in Miami mache man einen guten Job.

"Wir haben hier diese großartigen Städte mit einer unglaublichen Fangemeinde in jeder von ihnen, die alle eine andere Atmosphäre bieten. Ich war immer der Meinung, dass wir hier mehr als ein Rennen brauchen", verrät der Mercedes-Pilot.


Fotostrecke: Neue Formel-1-Strecken seit 2000

"Die Leute beschwerten sich immer, dass sie um 4:00 oder 5:00 Uhr morgens aufstehen mussten, um einen Grand Prix [in Europa] zu sehen", so Hamilton. Daher sei es gut, nun mehr Rennen in angenehmeren Zeitzonen für die amerikanische Bevölkerung zu haben.

Der Rekordweltmeister glaubt daher auch nicht, dass drei Rennen in den USA zu viel sind - im Gegenteil. Die Formel 1 könne in den Vereinigten Staaten noch immer "wachsen" betont er. Das sieht auch der amtierende Champion Max Verstappen ganz ähnlich.

Leclerc: Früher hat uns niemand auf der Straße erkannt

Für ihn sei es "ziemlich normal, dass wir zwei oder drei Rennen in den USA haben", betont der Niederländer und erklärt: "Es ist ein riesiges Land, selbst wenn man es mit dem europäischen Kontinent und all den Rennen vergleicht, die wir dort haben."

"Was Miami betrifft, denke ich, dass es mehr mit der Gegend und der Umgebung zu tun hat als mit der Strecke. Die Strecke selbst ist okay, aber nicht mein Favorit", gesteht er zwar. Austin sei jedoch eine "tolle Strecke", und auch auf Las Vegas sei er nun gespannt.

Verstappen selbst war 2014 zum ersten Mal in Austin auf der Strecke, damals noch als Testpilot. Er erinnert sich: "Vor ein paar Jahren konnte man innerhalb von 20, 25 Minuten zurück zum Hotel fahren, [...] während man jetzt 40, 45 Minuten braucht, um zum Hotel zurückzufahren."


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"Es gibt [inzwischen] so viele Fans in der Stadt", berichtet der Niederländer, und auch Charles Leclerc, der 2017 erstmals als Testpilot in Austin fuhr, bestätigt: "In Austin konnten wir herumlaufen, und niemand hat uns erkannt. Jetzt ist es etwas schwieriger."

Die Formel 1 wachse momentan "überall", so Leclerc, aber in den USA sei es zumindest für die Piloten am spürbarsten. McLaren-Boss Zak Brown ist sogar der Meinung, dass die USA noch ein viertes Rennen vertragen könnten, "aber ich denke, der Formel-1-Kalender kann es nicht", betont er.

Zu wenig Platz im Kalender für noch mehr Rennen?

Denn der platzt 2024 mit planmäßig 24 Rennen bereits aus allen Nähten. "Ich würde uns immer noch gerne in Indien, in Südafrika und einem weiteren Rennen in Asien et cetera sehen, also glaube ich nicht, dass wir hier ein viertes Rennen brauchen", stellt Brown daher klar.

Ohnehin gebe es in Amerika neben den drei US-Rennen auch noch die Läufe in Kanada, Mexiko und Brasilien, weshalb die Formel 1 in Amerika gut aufgestellt sei, so Brown. Und Daniel Ricciardo hofft, dass die Königsklasse auch weiterhin am Rennen in Austin festhalten wird.

Denn zwar sind die Grands Prix in Miami und Las Vegas die neuen "Babys" von Liberty Media. Doch laut Ricciardo habe auch Austin weiterhin einen Platz im Kalender verdient. "Ich habe das Gefühl, dass es die Identität des amerikanischen Grand Prix aufgebaut hat", erklärt er.

Dort fühle sich alles "sehr amerikanisch" an, was das Rennen "besonders" mache. Außerdem schätze er die Nähe zur Stadt, erklärt Ricciardo. "Wir alle können in der Innenstadt übernachten und ein wenig von der Kultur der Stadt erleben", betont er.

Das sei anders als bei einigen anderen Rennstrecken, "wo wir in Motorhomes in einem Fahrerlager übernachten und nicht wirklich etwas sehen", so Ricciardo. Dieses Problem dürfte man auch beim neuen Rennen in Las Vegas nicht haben ...