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  • 26.10.2021 16:48

  • von Chris Lugert, Co-Autor: Alex Kalinauckas

Lando Norris: "Daniel ist halt ein guter Fahrer"

Lando Norris musste in Austin eine teaminterne Niederlage gegen Daniel Ricciardo hinnehmen, doch der Brite freut sich sogar über einen starken Teamkollegen

(Motorsport-Total.com) - Dreht sich der Wind im Teamduell bei McLaren ganz allmählich? Überflieger Lando Norris musste beim Formel-1-Rennen in Austin wieder einmal eine Niederlage gegen Daniel Ricciardo einstecken. Bereits zum dritten Mal in den vergangenen vier Rennen kam Norris hinter seinem australischen Teamkollegen ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, Lando Norris

Umgekehrtes Bild bei McLaren: Daniel Ricciardo vor Lando Norris Zoom

Nun hatte jedes dieser Rennwochenenden zuletzt eine besondere Geschichte. In Monza waren beide quasi gleichauf, Ricciardo war derjenige, der den Sieg nach Hause brachte. Und über die Vorkommnisse in Sotschi wurde alles gesagt, unter normalen Umständen wäre Norris niemals hinter Ricciardo angekommen.

Doch in Austin lag Ricciardo erstmals seit Barcelona sowohl im Qualifying als auch im Rennen vor Norris - klammert man das Nicht-Rennen von Spa mal aus, als Norris im Qualifying zudem schwer verunfallte.

Lando Norris: Leute müssen nicht geschockt sein

Doch der 21 Jahre alte Brite sieht absolut keinen Grund zur Panik. Schließlich sei Ricciardo kein Anfänger, sondern ein richtig guter Rennfahrer. "Daniel hat einfach einen guten Job gemacht und ist gut gefahren", sagt Norris über das Wochenende in Austin. Ohnehin täusche das Qualifying, als Ricciardo 79 Tausendstelsekunden schneller war, über das wahre Kräfteverhältnis hinweg.


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"Ich lag die ganze Zeit vor ihm, bis zur letzten Kurve im zweiten Versuch. Da habe ich einen großen Fehler gemacht", sagt Norris. Aber er warnt davor zu tun, als wäre es eine Sensation, wenn Ricciardo in der Zeitentabelle über ihm steht. "Ich nehme an, viele Leute sind geschockt und denken: 'Oh, Lando ist schlecht gefahren.' Aber Daniel ist halt einfach ein guter Fahrer", stellt Norris klar.

Der Australier selbst erlebte in Austin aus seiner Sicht "definitiv eines der besseren Wochenenden. Das Wochenende verlief sauber, aber es gibt immer noch Momente, in denen ich denke, dass ich es besser machen kann", sagt der 32-Jährige. Komplett habe er das Auto noch immer nicht verstanden, "aber es wird allmählich, es braucht nur noch etwas Zeit", sagt er.

Ricciardo rettet gegen Sainz Rang drei in der WM

Zeit ist allerdings etwas, was McLaren nicht unbedingt hat. Nicht nur, weil die Saison nur noch fünf Rennen beinhaltet. Zudem wird der Druck von Ferrari immer größer, nur noch 3,5 Punkte trennen beide Teams in der Konstrukteurs-WM. Es geht um Rang drei und damit neben Prestige auch um Geld.

Mit seinem fünften Platz trug Ricciardo in Austin dazu bei, dass McLaren noch knapp die Nase vorne hat. Denn immerhin konnte er Carlos Sainz hinter sich halten, der Spanier musste kurz vor Rennende sogar noch einen Platz an Valtteri Bottas abgeben. Wäre der Spanier an Ricciardo vorbeigekommen, hätte das auch einen Platztausch in der WM zur Folge gehabt.


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Sollte Ricciardo seine Formsteigerung konservieren können, wäre dies ein möglicher Trumpf für McLaren im Saisonendspurt. In der ersten Saisonhälfte konnte er Norris nicht wie erhofft unterstützen, der Brite stand zu oft quasi allein gegen beide Ferraris. Daran erinnert auch Norris selbst.

Norris froh: Endlich gemeinsam gegen Ferrari

"In der ersten Saisonhälfte war es schwierig, Ferrari hinter uns zu halten, als er gerade seine Pace finden musste. Aber es ist schön, dass er jetzt da ist, dann können wir uns im Rennen noch mehr unterstützen. Das hilft enorm und lindert ein wenig den Vorteil bei der Pace, den sie im Moment haben", sagt Norris über Ricciardo.

Der Teamgedanke also als Schlüssel gegen ein überlegenes Ferrari. Die Scuderia ist seit dem Motorenupdate deutlich stärker geworden, McLaren wird sich gewaltig strecken müssen, zumal bei Norris immer noch eine Strafversetzung im Raum steht. Er ist neben Aston-Martin-Pilot Lance Stroll der einzige Fahrer mit Mercedes-Antrieb im Heck, der noch keine Strafe kassiert hat.

Ricciardo selbst bekam in der Türkei einige neue Teile, was laut Norris einen Anteil an seiner starken Leistung in den USA hatte. Allzu hoch will er das Thema aber nicht hängen. "Ich fahre noch den alten, das hilft definitiv nicht, aber ich nehme das nicht als Entschuldigung. Daniel hat an diesem Wochenende einfach einen guten Job gemacht", sagt Norris. Auswirkungen habe das neue Aggregat aber auf jeden Fall beim Topspeed.

Seidl: Norris' Rennen war früh gelaufen

In Austin hätte das Rennen für Norris aber auch ganz anders laufen können, wenn ihm in der Anfangsphase das Überholmanöver des Jahres geglückt wäre. Norris nutzte auf der langen Geraden in der ersten Runde den doppelten Windschatten von Ricciardo und Sainz und wollte sich innen an beiden vorbeibremsen.


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Doch das Manöver misslang, auch, weil Sainz den Platz abseits der Strecke nutzte, um vorne zu bleiben. Dieser gab schließlich die Position an Ricciardo ab. Anschließend hing Norris hinter beiden fest, der Doppelstopp mit Ricciardo kostete schließlich etwas Zeit, weshalb Valtteri Bottas an ihm vorbeikam.

"Als er in den ersten Runden keine Positionen gewinnen konnte, war sein Rennen mehr oder weniger gelaufen. Es war kein einfaches Rennen für ihn", sagt Teamchef Andreas Seidl. Norris habe über starken Reifenabbau geklagt, laut Seidl war für Norris "einfach nicht mehr drin".

Mit dem Ausgang des Rennens und der Tatsache, dass mit einem Auto zumindest ein Ferrari geschlagen werden konnte, müsse das Team zufrieden sein, stellt Seidl klar. "Ferrari war an diesem Wochenende mit beiden Autos klar schneller", sagt er.

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