• 05.07.2008 19:03

Kovalainen will den Sieg in Silverstone

Heikki Kovalainen in der Pressekonferenz über sein erste Pole-Position, die jüngsten Testfahrten und die Aussichten für das Rennen in Silverstone

(Motorsport-Total.com) - Heikki Kovalainen stahl heute Nationalheld Lewis Hamilton die Show und setzte seinen Silberpfeil auf den ersten Startplatz in Silverstone. Doch der Finne hat weit mehr im Sinn, als nur Kanonenfutter für seine Verfolger zu sein: Der Pole-Position will Kovalainen morgen auch den Rennsieg folgen lassen und seinem Team den Heimerfolg bescheren. Hing der Rennstall in Frankreich noch deutlich hinterher, so zeigt sich in Silverstone ein ganz anderes Bild der Lage - Kovalainen spricht im Interview über den Leistungsschub.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

A Finn finishes first: Heikki Kovalainen holte sich die Pole in Silverstone

Frage: "Heikki, was für ein Moment für dich: Du holst deine erste Pole-Position vor einem britischen Publikum und in einem Land, wo du einen Großteil deiner Karriere verbracht hast..."
Heikki Kovalainen: "Ja, genau. Es lief das ganze Wochenende über schon sehr gut und es ist uns in der vergangenen Woche gelungen, dem Auto noch mehr Leistung zu verleihen. Jetzt ging es dann nur noch darum, daran anzuknüpfen."#w1#

Schwierige Bedingungen in Silverstone

"Wie du schon gesagt hast, so bin ich schon eine ganze Weile hier in der Gegend um Silverstone zuhause, viele Jahre meines Lebens. Ich kenne hier eine Menge Familien und habe Freunde, es ist also wirklich großartig, hier meine erste Pole-Position eingefahren zu haben. Morgen werden wir da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben."

Frage: "Es war eine knifflige Session mit wechselhaften Bedingungen. Erzähle uns von deinem Qualifying und wie du es angegangen bist..."
Kovalainen: "Die Bedingungen waren recht schwierig, vor allem zu Beginn und in der Mitte der ersten Session. Der Himmel war ziemlich dunkel und es hätte jede Minute regnen können. Auf meiner ersten Runde in Q1 hatte ich Verkehr und konnte anfangs keine gute Rundenzeit hinlegen."

"Ich musste also nochmals rausfahren und es erneut versuchen, bevor es tatsächlich regnen würde - nur um sicherzustellen, dass wir nicht in Q1 ausscheiden konnten. Der zweite Quali-Abschnitt verlief viel besser und ich hatte keinerlei Probleme, erst in der dritten Einheit waren die Bedingungen wieder knifflig. Der Wind hat wohl aufgefrischt. Meine erste Zeit war nicht besonders, aber ich brachte beim zweiten Anlauf alles zusammen und bin sehr zufrieden damit."

Frage: "Sag doch noch ein paar Worte zu deiner Pole-Position und deinem Landsmann neben dir..."
Kovalainen: "Natürlich sind Kimi (Kimi Räikkönen; Anm. d. Red.) und Mark (Mark Webber; Anm. d. Red.) gute Fahrer und sehr konkurrenzfähig. Das wird morgen also keine leichte Geschichte. Unsere Pace war das ganze Wochenende über sehr gut und ich bin sehr zuversichtlich, dass auch unsere Strategie gut sein wird. Das einzige Ziel ist, den Grand Prix zu gewinnen."

Testfahrten führen zum Erfolg

Frage: "Du warst im dritten Sektor unglaublich schnell. Bedeutet das, dass ihr jetzt auch in langsamen Kurven gut unterwegs seid, wo bisher Ferrari Vorteile zu haben schien?"
Kovalainen: "Das ist richtig. Das Team hat viele Energien dahingehend eingesetzt, diesen Bereich zu verbessern und ich denke, sie haben einen brillanten Job gemacht. Was auch immer da falsch war, das Team hat mit dem Auto einen großen Schritt nach vorne gemacht. Darüber bin ich sehr froh, aber das Rennen morgen wird lang und da kann alles passieren. Die Balance des Wagens in schnellen Kurven und auch in langsamen Kurven ist wirklich top."

Frage: "Die Konzentration auf langsame Kurven sollte auch für Hockenheim und Ungarn hilfreich sein..."
Kovalainen: "Ganz ehrlich: Für mich stellt keine Kurve ein Problem dar. Egal ob langsam oder schnell - du musst einfach einen Weg finden, um sie besser zu fahren als alle anderen. Als Team arbeiten wir daran. Wenn man sich den Jahresverlauf anschaut, dann hatten wir damit wohl etwas zu kämpfen. Doch das Team hat gerade darauf gut reagiert und wir haben uns dort verbessert. Der letzte Sektor ist wirklich prima für uns, ohne dass wir etwas an Topspeed eingebüßt hätten. Ich bin sehr optimistisch, dass wir in die richtige Richtung operieren und freue mich sehr darüber."

Frage: "Die Pace habt ihr komplett der jüngsten Testwoche zu verdanken, oder?"
Kovalainen: "Ich denke, die Pace war in diesem Jahr an einigen Plätzen nicht so übel, auch nicht in Australien. Aber bislang war es eben schwierig, ein komplettes Wochenende zusammen zu bekommen, bei all den Zwischenfällen in dieser Saison. Wir haben aber im Team nie den Fokus verloren und haben damit weitergemacht, das Auto, meinen Fahrstil und unser Paket zu verbessern."

"Aufgrund der Resultate von Lewis waren wir sehr zuversichtlich, dass ich auch dahin würde kommen können. Um ehrlich zu sein hoffe ich, dass ich in Frankreich den Hebel umgelegt habe, denn es lief seither ziemlich problemlos für mich. Hoffentlich liegen die Probleme jetzt hinter mir und wir können auf diesem Niveau weitermachen und darauf aufbauen."

Zu viele Zwischenfälle bei Kovalainen

Frage: "Während der Tests hat uns dein ehemaliger Teamchef Richard Dutton gesagt, wie er mit dir die Stelle zwischen Bridge und Priory trainiert hat..."
Kovalainen: "Ich weiß nicht, ob das nun der Schlüssel zu meiner Pole-Position war, aber so fühlt es sich für mich am Besten an, diese Kurve mit viel Speed zu nehmen. Ich habe in meiner Karriere jede Menge von Richard und Fortec gelernt."

"Ich stehe noch immer in engem Kontakt mit meinen alten Freunden. Seit einigen Jahren schon bin ich immer hier in der Gegend rund um Silverstone und es ist schön, wieder einmal hierher zu kommen. Die Familien der Mechaniker und Ingenieure sind da, das ist also ein sehr spezielles Rennen für uns."

Frage: "Wie gut tut dieses Ergebnis nach all dem Pech? Wie gut war deine Runde - war sie perfekt?"
Kovalainen: "Erst einmal muss ich sagen, dass ich nicht den Eindruck habe, dass ich besonders viel Pech hatte. Wir hatten viele Möglichkeiten und konnten sie aufgrund diverser Zwischenfälle einfach nicht nutzen. Das passiert in der Formel 1 jedem einmal, wobei es natürlich nicht besonders ideal ist, das alles so gehäuft in einer Saison zu haben. Aber alles ist nun einmal möglich. Wir müssen jetzt einhundertprozentig fokussiert bleiben und dann werden die Resultate schon kommen."

"Heute haben wir einen großen Schritt in diese Richtung gemacht. Meine Runde war sicherlich nicht perfekt. Die Bedingungen waren sehr knifflig und man konnte bei diesem Wind und diesem Gripniveau leicht einen Fehler machen. Aber im Vergleich zu meiner ersten Runde in Q3 waren keinerlei Fehler drin, alles war sauber und das war heute wohl der Schlüssel zur Pole-Position."

Freude über erste Pole-Position

Frage: "Wie war das für dich, als das Team dir über Funk gesagt hat, dass du auf P1 liegst?"
Kovalainen: "Naja, natürlich bin ich sehr glücklich darüber aber das Rennen ist erst morgen. Das Ziel an diesem Wochenende ist der Sieg, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wir können sicherlich zufrieden mit dem heutigen Ergebnis sein, morgen wird es allerdings hart."

"Es wird ein schwieriges Rennen werden, bei den ganzen Jungs um uns herum - wir sollten aber eine gute Möglichkeit haben. Die Pace war das ganze Wochenende über sehr stark, die Strategie sollte konkurrenzfähig sein und ich freue mich schon darauf, das Rennen morgen zu fahren."

Frage: "McLaren-Mercedes sieht viel stärker aus als in Magny-Cours. Liegt das an der Strecke oder den jüngsten Veränderungen an der Aerodynamik?"
Kovalainen: "Meiner Meinung nach konnten wir in Frankreich nicht das volle Potential unseres Wagens entfalten. Das lag nicht zuletzt an verschiedenen Zwischenfällen. Unsere Pace war im Vergleich zu Ferrari außerdem besser, als es den Anschein hatte, obwohl sie natürlich sehr stark waren. Ich denke auch, dass sich die Verbesserungen der vergangenen Woche auszahlen."

"Beim Test hat das Team das Auto und auch den Motor etwas optimiert, das hat sich ausgezahlt. Der Wagen ist definitiv besser als in Frankreich. Das ist wohl der Grund dafür und hoffentlich geht es jetzt so weiter bis zum Saisonende."

Kein Wetteinsatz von Kovalainen

Frage: "Vor dem Start ins Wochenende war deine Quote auf den Rennsieg 23:1, vor dem Qualifying lag sie bei 7:1. Wo sie jetzt liegt, weiß ich nicht - was sagst du dazu?"
Kovalainen: "Keine Ahnung, ich wette nicht. Ich versuche, mein Geld auf sicherere Art und Weise zu verdienen."

Frage: "Du hast eben mit Kimi gewitzelt - hast du ihn vielleicht höflich darauf hingewiesen, er möge dir in der ersten Kurve nicht ins Heck fahren, so wie in der Türkei?"
Kovalainen: "Nein, nein - ganz und gar nicht. Um ehrlich zu sein, haben wir uns eben über andere Dinge unterhalten."

Frage: "Einmal abgesehen von sämtlichen Sponsorenfragen - wenn du in vier Jahren bei den Olympischen Spielen für Finnland fahren könntest, wie wäre das für dich?"
Kovalainen: "Eine sehr witzige Frage, denn das wird wohl kaum passieren. Aber was mich angeht, warum nicht?"