• 07.11.2010 10:05

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Kovalainen: Von Entwicklung und eigener Kraftentfaltung

Lotus-Pilot Heikki Kovalainen über das Qualifying von Brasilien und die Saison im neuen Team: Mehr Kraft und Energie für den Schlussspurt

(Motorsport-Total.com) - Bei Lotus hatte am Samstag in Brasilien der anerkannte Qualifying-Spezialist Jarno Trulli teamintern die Nase vorn. Heikki Kovalainen fehlte im ersten Abschnitt der Zeitenjagd etwa eine Zehntelsekunde auf den Italiener. "Die Bedingungen waren okay. Es war nie so nass, sodass man echte Regenreifen hätte aufziehen müssen. Wir konnten jederzeit mit Intermediates fahren. Das war gut so", berichtet der Finne.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Entspannt und voller Energie: Heikki Kovalainen fühlt sich 2010 viel wohler

"Anfangs gab es etwas Gischt, aber später war alles gut", beschreibt Kovalainen die Zustände auf nasser Piste in Q1. "Ich bin für alle Bedingungen bereit, würde mir aber auch mal normale Verhältnisse wünschen. Ich muss irgendwie an Jarno und Timo vorbeikommen. Warten wir mal ab, es kann auch jederzeit wieder ein Rennen mit vielen Zwischenfällen geben. Wir schauen zum Start mal, wie die Bedingungen sich darstellen, dann schmieden wir einen Plan."

"Wir holen immer noch etwas mehr aus dem Auto heraus. In Japan war es gut, in Südkorea auch, nachdem wir die Hydraulikprobleme im Griff hatten", lobt Kovalainen seine Mannschaft. "Die anderen neuen Teams entwickeln immer weiter, aber sie kommen uns nicht wirklich näher. Okay, Timo hat uns hier im Qualifying geschlagen, aber er wäre sicherlich zu packen gewesen. Wir holen immer mehr aus dem Auto, was gut ist. Das heißt nämlich, dass wir mit Verbesserungen am Wagen definitiv weiter nach vorne kommen werden."

"Ich habe das neue Auto schon gesehen", erklärt der Finne, ohne jedoch Details über den künftigen Boliden zu verraten. Die Mannschaft von Teamchef Tony Fernandes wird 2011 nicht mehr unter dem Namen Lotus antreten, weil Renault von der britischen Lotus-Gruppe übernommen wird. "Ich habe das nicht so verfolgt. Mich interessiert eher, wie wir bezüglich des Autos für das kommende Jahr aufgestellt sind", winkt Kovalainen ab.


Fotos: Heikki Kovalainen, Großer Preis von Brasilien


"Das ist wahrscheinlich die beste Saison meiner Karriere, wenn es darum geht, alles aus Team und Auto herauszuholen", zieht er eine Saisonbilanz. "Ich würde mich selbst mit 8,5 bis neun Punkten von maximal zehn bewerten. Vor allem mit meiner Rennperformance war ich immer glücklich. In den vergangenen beiden Saisons sagte man mir nach, dass ich vor allem im Rennen nicht stark genug sei. Umso schöner ist es, dass es in den Rennen in diesem Jahr besonders gut lief."

"Im Qualifying lief es auch oft gut, aber in den drei vergangenen Zeitenjagden ist es mir nicht gelungen, immer alles aus dem Auto herauszuholen. Aber zum Beispiel hier in Brasilien spielte der Verkehr auf der Strecke diesbezüglich eine erhebliche Rolle", sagt der 29-Jährige. "Ich habe diese Saison bisher sehr genossen, freue mich sehr auf das kommende Jahr. Ich hoffe, dass wir weiter nach vorne kommen können."

"Ich war manchmal schon am Freitag schlapp." Heikki Kovalainen

"Es ist eine gute Balance. Ich fühle mich in dieser Situation wohler als zuvor", sagt Kovalainen. "McLaren und Renault sind tolle Teams, aber irgendwie bin ich viel ausgeglichener im Vergleich zu den Saisons davor. Ich habe jetzt noch so viel Energie, sodass ich hundert Prozent geben kann. Vor allem in der vergangenen Saison ging mir am Ende die Kraft aus. Das konnte man sehen, denn ich holte nicht mehr überall das Beste heraus."

"Es hat also gar nicht unbedingt etwas mit den Teams zu tun, sondern eher damit, dass ich besser ausbalanciert bin. Vielleicht hilft auch die größere Erfahrung", sagt der Wahlschweizer. Wenn es nach ihm ginge, dürfte die Saison sogar 20 oder mehr Rennen umfassen. "Wenn man es richtig plant, dann kann man viele Rennen schaffen. Ich könnte auch in diesem Jahr noch mehr durchstehen. Im vergangenen Jahr habe ich viel Energie darauf verwendet, mit aller Macht die Resultate einzufahren. Ich saß im Simulator, in Meetings, habe analysiert - es war einfach zu viel."

"Ich war manchmal schon am Freitag schlapp", erklärt er. "Sonntags hatte ich oft das Gefühl, dass ich nichts mehr aus mir herausholen kann. Ich hatte dann nach der Saison eine längere Pause, habe viel Golf gespielt. Ich ging viel entspannter in die neue Saison. Das ist wichtig, denn du musst in der Lage sein, jederzeit alles aus dir herauszuholen. Wenn du völlig ausgebrannt bist, dann funktioniert das nicht." Eine Pause will Kovalainen auch im kommenden Winter einlegen, zuvor startet er jedoch Ende November beim Race of Champions in Düsseldorf.