• 23.08.2013 16:47

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Kovalainen: "Sirotkin ist mir egal"

Keine Kontakte, viel Zuversicht: Der Finne will ohne Geld überzeugen, sieht seine Zukunft bei Caterham und schützt Gleichgültigkeit in puncto Paydriver vor

(Motorsport-Total.com) - Vor der Saison sah es so aus, als wären die Tage des Heikki Kovalainen als Einsatzfahrer in der Königsklasse gezählt. Doch hinter den Kulissen bastelte der geld- und sponsorenlose Finne eifrig an einem Comeback. Das hat ihm bisher nur den Platz des Entwicklungsausputzers bei Caterham beschert, ihn aber immerhin in offizieller Funktion zurück an die Grand-Prix-Strecken gebracht. "Es sind in der Formel 1 schon merkwürdigere Dinge geschehen", orakelt Kovalainen mit Blick auf eine Rückkehr als Stammpilot.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen möchte nicht dauerhaft Freitagstester bei Caterham bleiben Zoom

Konkretes hat der 31-Jährige weder bei Caterhams Cyril Abiteboul noch bei anderen Teamchefs erwirkt. "Ich habe bisher mit niemanden gesprochen - auch mit keinem anderen Team", lässt Kovalainen Journalisten nach seinem Freitagsintermezzo in Spa-Francorchamps wissen und streitet trotz einiger freier Cockpits auch jeglichen Kontakt ab. Er spreche bei den Grünen nur über sportliche Themen und konzentriere sich voll und ganz auf seine Rolle. "Aber ich will Rennen fahren und der heutige Tag hat gezeigt, dass es für mich kein Problem ist, ins Auto zu springen."

Für seine Anstrengungen erhält Kovalainen die Dankbarkeit des Teams - mehr aber nicht. Das mag auch daran liegen, dass mit Renault-Protogé Charles Pic und dem mit reichem Schwiegervater gesegneten Giedo van der Garde zwei gut situierte Piloten den Vorzug erhalten haben. Dennoch sieht der Grand-Prix-Sieger von Ungarn 2008 eine Perspektive weder bei einer anderen Truppe noch in einer anderen Serie: "Für mich kommt nur die Formel 1 infrage und das einzige, worauf ich hoffe, ist Caterham. Testfahrer zu sein ist lange nicht so befriedigend wie Einsatzpilot zu sein."

Personalie Sirotkin? Der Diplomat schweigt

Das hat allen voran den Grund, dass Zeit im Auto Mangelware ist. Jede Woche testen wie es früher einmal war - in Tagen der Wirtschaftlichkeit eine Utopie. Sein Bewerbungsschreiben unterfüttert Kovalainen mit dem Versprechen, physisch und mental ich in der gleichen Verfassung zu sein wie zu seinen Hochzeiten. "Da habe ich nicht abgebaut", unterstreicht er. Solche Argumente haben jüngste Cockpitzuschläge jedoch lange nicht so geprägt wie die Kontoauszüge eines manchen Piloten. "Die Kerle kommen und kaufen sich ihre Cockpits", ärgert sich Kovalainen.

Er wolle sich seinen Platz auf andere Art und Weise verdienen und trauert einer vergebenen Chance nach: "Ich hatte die Gelegenheit bei McLaren, es hat nicht geklappt und das ist schwierig zu verkraften", so der Mann aus Suomussalmi, der sich eingesteht, damals nicht das Maximum aus seinen Möglichkeiten gemacht zu haben. "Aber es kann wieder klappen", macht er sich Mut für eine Rückkehr in ein Geschäft, dass seiner Meinung nach kränkelt. "Für mich funktioniert der Sport nicht richtig, wenn man Geld damit verliert, seinen Job zu machen. So kann man nicht überleben."


Fotos: Caterham, Großer Preis von Belgien


Kovalainen überrascht, wenn er über Paydriver dann doch sagt: "Damit habe ich kein Problem: Wenn Leute die Möglichkeit dazu haben, ist das okay, aber ich glaube, andere Fähigkeiten zu besitzen. Hoffentlich sind das diejenigen, die am Ende den Ausschlag geben." Bisher ist es nicht so. Deshalb will sich Kovalainen auch erst gar keine Gedanken über die Personalie Sergei Sirotkin bei Sauber machen, wo er einst selbst gehandelt wurde: "Interessiert mich nicht. Ich kenne ihn nicht und weiß nicht, was er geleistet hat. Vielleicht ist er ja auch wirklich gut? Das wird die Zeit zeigen."