• 17.07.2008 17:10

  • von Britta Weddige

Kovalainen: "Setze mich nicht unter Druck"

Heikki Kovalainen über sein Pech in Silverstone, die Bilanz der ersten Saisonhälfte und die Aussichten für den Hockenheim-Grand-Prix

(Motorsport-Total.com) - Heikki Kovalainen muss sich nach wie vor gedulden. Der finnische McLaren-Mercedes-Pilot hatte sich zwar in Silverstone mit seiner erste Pole-Position eine perfekte Ausgangsposition für das Rennen verschafft, konnte jedoch dann den Vorteil nicht ummünzen. Unterdessen fuhr Teamkollege Lewis Hamilton zu einem beeindruckenden Heimsieg. Wie Kovalainen diesen Rückschlag verschmerzt hat, wie er die zweite Saisonhälfte angeht und was er von den Gerüchten um eine mögliche Ablösung durch Nico Rosberg hält, erklärte er heute im Rahmen einer Presserunde in Hockenheim.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Will seine nächste Chance in Hockenheim nutzen: Heikki Kovalainen

Frage: "Heikki, wie denkst du rückblickend über dein Rennwochenende in Silverstone?"
Heikki Kovalainen: "Es überwiegt natürlich die Enttäuschung, wenn du von der Pole-Position startest und am Ende nur Fünfter wirst und dein Teamkollege und einige andere nahezu Kreise um dich fahren. Das ist enttäuschend, aber ich denke trotzdem, dass es für mich das beste Wochenende der bisherigen Saison war. Es lief das ganze Wochenende richtig gut und ich fühlte mich wohl im Auto. Wir wissen alle ganz genau, was dann im Rennen schief lief. Egal, wie die Bedingungen beim Rennen hier sein werden - ich bin sicher, dass es hier viel besser laufen wird."#w1#

Neue Zuversicht für das Hockenheim-Rennen

Frage: "Lag es bei dir am Setup des Autos?"
Kovalainen: "Es hatte mit den Reifen zu tun. Ich möchte da aber nicht zu sehr ins Detail gehen."

"Ich denke, wir haben noch einmal Fortschritte mit dem Auto machen können und wir sind stark." Heikki Kovalainen

Frage: "Du hast hier in der vergangenen Woche getestet. Warst du mit den Ergebnissen zufrieden?"
Kovalainen: "Ja, wir sehen wohl recht gut aus, auch wenn man nie genau weiß, was die anderen gemacht haben. Ich denke, wir haben noch einmal Fortschritte mit dem Auto machen können und wir sind stark. Wir dürfen für dieses Rennwochenende zuversichtlich sein."

Frage: "Wie findest du die Strecke?"
Kovalainen: "Ich finde sie gut. Ich finde die harten Bremszonen toll, vor allem vor der Haarnadelkurve. Ich finde einige Passagen recht schwierig und man kann an einigen Stellen sehr spät bremsen, wenn man passenden Abtrieb am Auto hat. Und dann gibt es das beeindruckende Motodrom, wo man einiges gewinnen oder verlieren kann. Es ist etwas knifflig, aber nett."

Frage: "Die Wettervorhersage prognostiziert für den Rennsonntag wieder Regen. Wie stehst du dazu?"
Kovalainen: "Ich glaube, ich muss im Regen etwas beweisen. Also: Sollte es regnen, fände ich das gut."

Bilanz der ersten Hälfte: Viele Punkte verschenkt

Frage: "Wenn du auf deine erste Saisonhälfte mit McLaren-Mercedes zurückblickst, wie beurteilst du dann deine Leistung?"
Kovalainen: "Ich habe viele Punkte verschenkt. Ich habe natürlich viel weniger erreicht als ich wollte. In den ersten drei Rennen holte ich 14 Zähler und in den folgenden vier Rennen nur einen einzigen, weil da sehr viel aus verschiedenen Gründen schief lief. Am wichtigsten ist aber, dass wir den nötigen Speed haben. In Barcelona konnte ich nicht die gute Qualifying-Leistung in ein Ergebnis ummünzen und in Silverstone auch nicht richtig. Ich hoffe, dass es jetzt endlich gut läuft. Wir haben eine gute Basis und ich hoffe, dass ich ab sofort bei jedem Rennen mit um den Sieg kämpfen kann und dann endlich auch mal einen erreiche."

"Wenn wir fokussiert und konzentriert bleiben, wird es irgendwann auch passieren." Heikki Kovalainen

Frage: "Es lief bisher eher schlecht, aber du hast immer noch Siege als Ziel. Bist du nicht frustriert?"
Kovalainen: "Ich bin nicht frustriert, denn was soll ich denn machen? Es hätte schon in Australien passieren können oder auch am vergangenen Wochenende. Wenn man unsere Positionen nach dem Qualifying sieht, sehen wir stark aus. Aber es läuft eben manchmal so und ich muss deswegen nicht frustriert sein. Es kommen noch einige Rennen. Wenn wir fokussiert und konzentriert bleiben, wird es irgendwann auch passieren."

Frage: "Bei Nigel Mansell und Mika Häkkinen hat es auch lange bis zum ersten Sieg gedauert. Aber als der erste dann gekommen war, folgten noch viele weitere. Kann das bei dir auch passieren?"
Kovalainen: "Das wäre natürlich schön, das würde mir gefallen. Aber ich weiß nicht, wie es sein wird. Ich setzte mich bezüglich des ersten Sieges nicht besonders unter Druck. Ich gebe einfach mein Bestes und schaue, was passieren wird."

Der große Warten auf den ersten Sieg

Frage: "Aber du möchtest nicht so lange warten wie Mika, oder?"
Kovalainen: "Ich kann warten. Und wenn es dann sieben Jahre dauert, ist das auch kein Problem. Wichtiger ist im Moment, dass unser Auto konkurrenzfähig ist und dass wir weitere Schritte nach vorn machen. Und hoffentlich sind es größere Schritte als bei der Konkurrenz. Das Auto fühlte sich schon in Frankreich stärker an als es schien und in Silverstone genauso. Es lief gut und das ist positiv. Wenn wir so weitermachen, dann haben wir hoffentlich für den Rest der Saison einen Vorteil."

"Wenn wir so weitermachen, dann haben wir hoffentlich für den Rest der Saison einen Vorteil." Heikki Kovalainen

Frage: "Du hast in Istanbul und Silverstone jeweils gute Chancen gehabt und bist mit nahezu leeren Händen nach Hause gegangen. Wie gehst du damit um?"
Kovalainen: "Zunächst ist man natürlich enttäuscht. Wenn man so nah dran ist und eigentlich den Sieg vor Augen hat, dann ist man natürlich erst einmal enttäuscht. Aber dann muss man so schnell wie möglich mit den Ingenieuren und Strategen analysieren, was passiert ist. Das wichtig, weil es das einzige ist, was wir dann tun können. Das schlimmste ist, wenn man den Grund nicht findet. Ansonsten kann man sich nur vornehmen, am nächsten Samstag wieder eine gute Ausgangsposition für den Sonntag zu erreichen."

Frage: "Ist es nach einem Wochenende wie Silverstone noch härter, wo dein Teamkollege regelrecht zum Sieg geflogen ist?"
Kovalainen: "Natürlich ist das enttäuschend, weil ja das Potenzial offensichtlich da war. Wir haben ja das gleiche Auto und dieses Auto war das gesamte Wochenende stark. Wir hatten einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Ich habe mich für das Team gefreut. Wenn ich schon nicht gewinnen kann, dann soll es Lewis tun, weil es gut für das Team ist."

Frage: "Wie schwer fällt es dir, solche Erlebnisse wie Silverstone zu vergessen?"
Kovalainen: "Ich war zuhause, als fiel es mir nicht besonders schwer. Da kann man das schnelle hinter sich lassen."

Kovalainen mit Vertragssituation glücklich

Frage: "Als Lewis dich in Silverstone überholte, gab es da eine Absprache zwischen euch?"
Kovalainen: "Nein. Ich wusste teilweise nicht so recht, wo er war. Das Team hielt mich über Funk auf dem aktuellen Stand. Wir sind in der ersten Kurve hart gegeneinander gefahren und haben uns sogar berührt und ich habe ich auch später nicht freiwillig durchgewunken. Ich wusste aber, dass er extrem schnell ist und irgendwann kommen würde."

"Ich bin mit meiner Vertragssituation zufrieden. Ich mache mir keine Sorgen." Heikki Kovalainen

Frage: "Wurde dein Auto beschädigt, als ihr in der ersten Kurve kollidiert seid?"
Kovalainen: "Nein, da ist nichts passiert."

Frage: "Wie steht es um deinen Vertrag für das kommende Jahr?"
Kovalainen: "Wir werden es bekannt geben, sobald es etwas zu sagen gibt. Ich bin mit meiner Vertragssituation zufrieden. Ich mache mir keine Sorgen."

Frage: "In der deutschen Presse hieß es, du könntest möglicherweise durch Nico Rosberg ersetzt werden. Was sagst du dazu?"
Kovalainen: "Kann ich nichts zu sagen, das höre ich jetzt gerade zum ersten Mal. Ich spreche nur mit meinem Team über vertragliche Dinge und habe sonst nichts gehört - keine Ahnung."

Frage: "Willi Weber war es, der diese Vermutung geäußert hat. Von ihm kam das."
Kovalainen: "Ja, aber Willi Weber hat mit meinem Management nichts zu tun. Ich denke, er weiß gar nicht über meine Vertragssituation bescheid. Mehr kann ich kaum dazu sagen. Ich bin glücklich und möchte noch lange Zeit hier bleiben."

Kein Problem mit Regenrennen

Frage: "Gibt es im verbleibenden Rennkalender des Jahres noch Strecken, die du besonders gern magst - wo also dein erster Sieg noch etwas wahrscheinlicher sein könnte?"
Kovalainen: "Nein, jedes Rennen ist gleich. Mein britisches Team hatte in Silverstone ein Heimrennen, was für die Mitarbeiter in Woking und auch für Lewis sicherlich besonders wichtig war und hier ist es ein Heimrennen für Mercedes. Aber für mich spielt das keine Rolle, wo wir fahren. Ich gehe alle rennen auf die gleiche Art und Weise an und habe immer die gleichen Ziele."

"Ich bin im zweiten Stint fast mit Slicks gefahren." Heikki Kovalainen

Frage: "Du bist im vergangenen Jahr im Regen von Fuji dein stärkstes Rennen gefahren. Warum hattest du im Regen von Silverstone Probleme?"
Kovalainen: "Es hat mit den Reifen zu tun und mit der Art, wie wir mit den Reifen umgehen. Ich hatte außerdem Pech beim ersten Stopp als ich neue Reifen bekam, es drei Runden lang sehr trocken war vor dem nächsten Schauer und ich mir die Reifen dann schon fast ruiniert hatte. Ich bin im zweiten Stint fast mit Slicks gefahren. Alle Dinge zusammen haben dafür gesorgt, dass es nicht funktioniert hat. Ich habe kein spezielles Problem im Regen. Wenn wir die Fehler von Silverstone vermeiden, dann gibt es keinen Grund, warum ich nicht so stark sein sollte, wie ich es in Fuji war. Ich fahre gern im Regen, aber ich konnte in Silverstone eben nicht das gesamte Potenzial des Autos ausnutzen."

Frage: "Der Unterschied zu Lewis betrug teilweise zwei Sekunden pro Runde, manchmal sogar mehr. Woran lag das?"
Kovalainen: "Manchmal habe ich fünf Sekunden auf Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) aufgeholt und manchmal holte Nick Heidfeld fünf Sekunden auf mich auf. Ich glaube, das hatte etwas mit dem Zustand der Reifen zu tun. Das liegt nicht am Fahrer. Kein Pilot findet plötzlich irgendwo fünf Sekunden oder verliert die irgendwie. Wir wissen, was bei uns schief gelaufen ist und können es abhaken. Wir konzentrieren uns einfach darauf, es bei diesem Mal besser zu machen."