Kovalainen: "Nehme alles Schritt für Schritt"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Heikki, wie fühlst du dich vor deiner ersten Saison als Formel-1-Fahrer?"
Heikki Kovalainen: "Aufgeregt! Und sehr fokussiert. Ich habe mein ganzes Leben lang dafür gearbeitet, hierher zu kommen, wo ich jetzt stehe, daher habe ich das Gefühl, etwas Besonderes erreicht zu haben. Ich weiß aber gleichzeitig auch, dass ich andererseits noch gar nichts erreicht habe. Dies ist der Beginn eines neuen Abenteuers - und ich werde versuchen, so viel Zeit wie möglich im Auto zu verbringen, um mich bestmöglich vorzubereiten."

© Renault

An einen Sieg im ersten Jahr denkt Heikki Kovalainen derzeit noch nicht

Frage: "Inwieweit hat dir dabei deine Saison als Testfahrer geholfen?"
Kovalainen: "Es war ein gutes Jahr, was mein Verständnis für das Auto angeht, weil ich jetzt weiß, was notwendig ist, um in der Formel 1 schnell zu sein, und ich kenne das Team besser. Das bedeutet, dass keine unliebsamen Überraschungen auf mich zukommen, wenn ich zum ersten Mal ins Fahrerlager marschiere, weil ich sowieso schon alles kenne. 2006 war aber auch komisch. Ich bin ein Renn- und kein Testfahrer, daher fühlt es sich gut an, wieder das zu machen, was ich am besten kann: mich mit anderen Fahrern messen."#w1#

Kovalainen schätzt sich als aggressiv ein

Frage: "Wie würdest du dich selbst als Rennfahrer beschreiben?"
Kovalainen: "Ich halte mich für einen aggressiven Fahrer, jemand, der nie aufgibt. 2005 haben meine Leistungen in der GP2 bewiesen, dass ich - ganz egal, in welcher Position ich mich befand - immer bereit war, zu kämpfen und das Maximum zu geben. Ich verstehe, wie sich die Rennen entwickeln, und ich habe keine Angst vor Rad-an-Rad-Kämpfen. Die Formel 1 ist natürlich ein anderes Paar Schuhe, aber ich werde genauso herangehen wie bisher. Mein Motto war immer das gleiche wie jenes von Rallyefahrer Markku Alen: voller Angriff! Ich hoffe, dass ich dem 2007 gerecht werden kann."

Frage: "Du ersetzt den amtierenden Weltmeister. Stehst du dadurch mehr unter Druck?"
Kovalainen: "Druck hängt immer mit den Erwartungen zusammen. Ich rechne nicht damit, ins Auto zu steigen und auf Anhieb genauso gut zu sein wie Fernando (Alonso; Anm. d. Red.), auch das Team nicht. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich einen guten Job machen kann - und Renault auch, sonst hätten sie sich nicht für mich entschieden. Ich möchte mich immer weiter steigern, denke immer darüber nach, wie ich besser werden kann, setze mich unter Druck, immer den nächsten Schritt zu machen. Ich glaube nicht, dass ich durch die Situation in diesem Jahr mehr unter Druck stehe. Das war schon 2006 so, als ich Renault davon überzeugen musste, dass ich für diesen Job gut genug bin. Dieses Jahr geht es nur noch darum, dieses Versprechen auch einzulösen."

Frage: "Dennoch kommst du in ein Team, das gerade zweimal hintereinander Weltmeister wurde. Selbst die Minimalziele sind also vermutlich recht ehrgeizig..."
Kovalainen: "Natürlich. Wir fahren 2007 nicht Rennen, um ein paar Punkte zu sammeln. Ich habe ein gutes Gefühl, weil ich weiß, wozu ich und das Team in der Lage sind. Meiner Meinung nach ist das für einen Rookie eine fantastische Gelegenheit. Es ist sehr selten, dass man in einem Team anfangen kann, das Rennen gewinnen kann. Das ist ein großes Privileg, das ich ausnutzen möchte."

Solide Vorbereitung auf Melbourne gefragt

Frage: "Die große Frage, die allen auf den Lippen liegt: Kann Renault die Erfolge von 2005 und 2006 wiederholen?"
Kovalainen: "Wir müssen ruhig bleiben, es vermeiden, zu viele Erwartungen zu haben - und abwarten. Zwischen jetzt und dem ersten Rennen müssen wir unsere Arbeit erledigen, uns sorgfältig vorbereiten und bei den Tests gut arbeiten. Wenn ich nach Melbourne komme, werde ich zwölf Testtage mit dem neuen Auto hinter mir haben, daher denke ich, dass wir in einer guten Situation sein werden. Der andere Vorteil für mich sind die Freitagstests. In den zwei 90-minütigen Sessions werde ich so viele Runden wie möglich zurücklegen, um die Strecken zu lernen. Das ist wichtig, um schnell auf Speed zu kommen, genauer gesagt am Samstag in Melbourne, denn ich möchte in meinem ersten Qualifying einen guten Job machen."

Frage: "Wie wirst du das erste Rennen in Melbourne angehen?"
Kovalainen: "Viel hängt da immer von der Konkurrenzfähigkeit der Autos ab, aber das sieht man erst nach den Wintertests. Als Rookie kann man sich nur Probleme schaffen, wenn man sagt, dass man das erste Rennen gewinnen möchte, dann aber die Leistung nicht bringen kann. Daher nehme ich alles Schritt für Schritt. Ich möchte mich gut qualifizieren. Dann einen guten Start hinlegen. Die erste Kurve sauber überstehen, die erste Runde in einer guten Position beenden, einen starken Stint fahren, problemlose Boxenstopps schaffen. Vielleicht sind dann Punkte drin. Das wäre ein tolles Ziel, denn nicht viele Fahrer schaffen das in ihrem ersten Rennen."

Frage: "Was erwartest du dir insgesamt von der neuen Saison?"
Kovalainen: "Ich weiß, dass es ein Lehrjahr wird, also muss das primäre Ziel sein, keine Fehler zu machen. Natürlich werde ich welche machen, aber das muss sich im Rahmen halten. Danach muss ich jede Chance nutzen, die sich mir bietet. Dafür brauche ich eine optimale Vorbereitung und eine optimale Kommunikation mit den Ingenieuren. Ich verstehe mich schon sehr gut mit ihnen und ich bekomme ja noch viele Kilometer im Auto. Melbourne wird eine große Herausforderung, aber eine, auf die ich mich freue!"