• 09.05.2014 10:14

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Kosten, Attraktivität & Fairness: Die Formel 1 erfindet sich neu

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn erklärt die aktuellen Baustellen der Formel 1 und spricht über Ansätze, wie sich die Rennserie noch verbessern kann

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist gut. Doch sie könnte noch besser sein. Das ist die Meinung im Fahrerlager, die auch Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn vertritt. Und wieder einmal sind die hohen Kosten das große Thema. Denn immer mehr Teams tun sich schwer damit, ein konkurrenzfähiges Paket für den Grand-Prix-Einsatz zu schnüren, ohne sich damit selbst in den Ruin zu treiben. Doch nun gibt es Bewegung.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn erklärt, wo die aktuellen Baustellen der Formel 1 zu finden sind Zoom

Erst dieser Tage haben sich die Verantwortlichen zu einer Sitzung getroffen, um die Probleme der Formel 1 offen anzusprechen. Was genau in diesem Meeting vom 1. Mai 2014 besprochen wurde, will Kaltenborn aber nicht verraten. "Was ich sagen kann, ist: Es scheint einen mehrheitlichen Konsens zu geben, die Kosten signifikant zu reduzieren. Da hat sich nichts verändert", meint die Österreicherin.

Es gäbe auch weiterhin "zwei Seiten", betont sie. "Und ich kann nur für die Seite sprechen, die ich repräsentiere. Wir glauben weiterhin, dass die Kostendeckelung der richtige Weg ist. So können wir die Kosten wesentlich senken. Wir sehen nämlich nicht, dass wir alleine durch die Regeln die Ausgaben einschränken könnten. Dafür müssten schon sehr drastische Maßnahmen ergriffen werden."

Die Diskussion ist der erste Schritt

Und das heißt im Klartext: weniger Kosten, mehr Freude am Fahren. "Unterm Strich hat eben alles seinen Preis", sagt Kaltenborn. "Eine Regel an sich spart dir keine Kosten ein. Die Zahl dahinter ist, worauf es ankommt." Und so wertet die Sauber-Teamchefin die jüngsten Gespräche als "positives Signal", auch wenn sich erst einmal "nicht viel verändert" habe. "Das hatten wir so aber erwartet."

"So ist es halt in der Formel 1. Wir sind offen in diese Diskussion gegangen. Und jetzt machen wir ganz normal weiter", meint Kaltenborn, will das aber nicht als Systemkritik verstanden wissen. "Wir sollten an dieser Stelle auch einmal festhalten: Die Formel 1 ist nichts Schlechtes. Sie ist noch immer eine der größten und eine der besten Plattformen im Sport", erklärt die Sauber-Teamchefin in Spanien.


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Spanien

Kaltenborn weiter: "Man hat eine weltweite Bühne über fast das komplette Jahr hinweg, wir setzen moderne Technologien ein und haben sehr viele Fans. Dank der neuen Regeln sehen wir spannende Rennen. So schlecht, wie die Formel 1 manchmal gemacht wird, ist sie also nicht. Natürlich: Es gibt Dinge, mit denen wir uns beschäftigen müssen, die wir anpassen müssen. Das wissen wir."

Kaltenborn fordert einen "gesunden" Sport

"Zunächst", so Kaltenborn, "geht es aber darum, wie wir in der Formel 1 mit Veränderungen umgehen. Die größte Kritik an den neuen Regeln kam von innerhalb der Rennserie. In gewisser Weise schaden wir uns damit selbst. Es ist eine Sache, seine Meinung zu äußern, eine andere, ein vernichtendes Urteil zu fällen. Da gibt es einen Unterschied. Man muss aber auch sehen, in welche Richtung sich der Sport bewegt."

"Und um attraktiv zu sein, brauchen wir einen fairen Wettbewerb", sagt die Sauber-Teamchefin und merkt an: "Intern müssen wir uns anschauen, wie der Prozess der Entscheidungsfindung aussieht. Wir sind ja schließlich nicht nur ein Sport, sondern wir sind auch ein Business. Der Sport muss ein gesunder Wettbewerb sein. Das ist er derzeit nicht." Es gelte, die Rahmenbedingungen anzupassen.

"Es heißt ja nicht, dass alle mit den gleichen Mitteln antreten müssen. Die Umgebung muss aber gesund sein", sagt Kaltenborn und fügt hinzu: "Außerdem muss es uns darum gehen, wie wir die Show für die Fans attraktiv machen können. Wie gelingt es uns, wieder mehr Zuschauer zu gewinnen? Wie ziehen wir neue TV-Sender an? Wie machen wir das Beste aus den neuen Medien?"

Neue Medien, neue Ideen?

"Vielleicht ist es an der Zeit, das Format zu überdenken. Solche Dinge. Es gibt viele Bereiche. Doch damit müssen wir uns nun auseinandersetzen. Es ist alles gut, wenn du einen gesunden Wettbewerb hast, innerhalb dessen du die Grenzen kennst. Da soll das beste Team mit den besten Leuten, mit den besten Fahrern mit den besten Ideen gewinnen. Dagegen gibt es rein gar nichts zu sagen."

"Aber wie kann es sein, dass ein Team, das gut abgeschnitten hat, weniger an den TV-Einnahmen beteiligt wird als ein Rennstall, der schlechter war? Das ist nicht in Ordnung", meint Kaltenborn. "Andere Sportarten haben es anders geregelt. Die Formel 1 hat aber ihre eigene Dynamik und ihre eigenen Charakteristiken. Es gibt kein System, das wir 1:1 auf unseren Sport übertragen könnten."