Konstrukteurs-WM: Mercedes verliert an Boden

Es geht um die Wurst - eine, die mehrere Millionen wert ist: Aufsichtsrats-Chef Niki Lauda macht dem Mercedes-Team im Kampf um den zweiten WM-Platz Druck

(Motorsport-Total.com) - Eine Entscheidung ist in der Konstrukteurs-WM 2013 schon heute beim Grand Prix von Japan in Suzuka gefallen: Lotus kann nicht mehr Weltmeister werden. Theoretisch sind neben Red Bull (445 Punkte) auch noch Ferrari (297) und Mercedes (287) im Rennen, praktisch rückt nun aber der Dreikampf um den zweiten Platz in den Fokus.

Titel-Bild zur News: Tanja Bauer (Sky) und Niki Lauda

Niki Lauda will den Problemen von Mercedes genau auf den Grund gehen Zoom

Mercedes war vor Suzuka schon bis auf einen Punkt an Ferrari dran, hat nun aber wieder zehn Zähler Rückstand. Nach hinten ist das Polster auf Lotus von 44 auf 23 Punkte geschrumpft. "Die Lotus kommen unbestritten immer stärker", erkennt Niki Lauda, Aufsichtsrats-Vorsitzender des Silberpfeil-Teams. Und auch Teamchef Ross Brawn stellt fest: "Lotus ist jetzt auch dabei. Ich habe die Abstände nicht gesehen, aber wir müssen die Ärmel hochkrempeln."

Man habe an einem "charakterbildenden Nachmittag" (Zitat Toto Wolff) zwar "ein paar Punkte" retten können, nämlich genau vier, rechnet Brawn aus, "aber nicht so viel, wie wir gehofft hätten". Eine ausgelassene Chance, weil auch Ferrari nicht den besten Tag erwischt hat: "Die Ferrari waren heute nicht so gut, deswegen wäre es wahnsinnig wichtig gewesen, mit Lewis und Nico weiter vorne zu landen. Es ist leider nicht passiert", ärgert sich Lauda gegenüber 'RTL'.

Rosberg zuversichtlich: "Sind stärker als Ferrari"

Experte Marc Surer glaubt, dass Mercedes in den verbleibenden Rennen nicht nur auf den zweiten Platz hoffen, sondern "auch nach hinten schauen" sollte: "Da kommen die Lotus. Die sind beide in die Punkte gefahren, Grosjean hat das Rennen angeführt. Mercedes muss aufpassen, dass sie nicht sogar noch den dritten Platz verlieren." Was Nico Rosberg, heute Achter, nicht ganz so dramatisch sieht: "Wir sind immer noch ein wenig stärker als Ferrari, von daher bin ich recht zuversichtlich."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Japan, Sonntag


Wichtig ist der Kampf um Platz zwei allemal - nicht nur wegen Ruhm und Ehre, sondern vor allem wegen barer Münze. Ob man Zweiter oder Vierter wird, macht bei der Einnahmenbeteiligung am berühmten Preisgeld-Topf von Bernie Ecclestone einen Unterschied in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags. "Es geht um etwa zehn Millionen und natürlich auch ums Prestige, wenn man in der kommenden Saison dann immer den zweitbesten Platz in der Boxengasse hat", weiß Surer.

"Das ist sehr wichtig für uns", bestätigt Sportchef Wolff, "und vielleicht für die Zuschauer eine spannende Geschichte. Wir sind zehn Punkte hinter Ferrari und 23 vor Lotus. Da geht es jetzt um die Wurst." Kollege Lauda fügt an: "Jetzt müssen wir in den letzten Rennen alle Kräfte zusammennehmen, um wieder auf die Leistung zurückzukommen, die Mercedes schon einmal gehabt hat. Da muss man den Druck erhöhen, und das wird sicher gemacht."

Lauda/Wolff fliegen zur Analyse nach Brackley

"Toto und ich fahren am Dienstag nach England, dann analysieren wir das ganze Rennen durch", kündigt der Österreicher an. "Wir schauen, dass wir alle Fehler auflösen können. Warum die Performance bei Mercedes nicht steigt, das ist das Hauptproblem. Eins ist ganz klar: Die Red Bull haben nach dem Sommer einen Riesenschritt gemacht, die Lotus haben einen Schritt gemacht - und Mercedes ist irgendwie stehengeblieben."

Nico Rosberg

Nico Rosberg fuhr lange auf Platz vier, wurde aber am Ende nur Achter Zoom

"Das gehört genau analysiert: Warum die Reifen nicht mehr so gut mit dem Auto zusammenpassen. Das ist ein Problem, deswegen hätte man heute drei Stopps fahren müssen. Das muss man analysieren und hoffentlich Antworten finden. Das werden wir mit Nachdruck probieren, damit die letzten vier Rennen wieder in die richtige Richtung gehen", betont Lauda und hält fest: "Hauptkritikpunkt sind menschliche Fehler und der Speed vom Auto."

"In Indien machen wir es besser", blickt Wolff bereits zwei Wochen in die Zukunft - und noch in dieser Saison Fortschritte zu machen, ist laut Lauda auch elementar, denn: "Je besser man sein Auto versteht, desto besser wird das nächstjährige Auto. Es ist ein Kreislauf, der sich schließen muss. Das muss jetzt ruckzuck gemacht werden. Es gibt dauernd Meetings, die dazu führen sollen, aber leider führt es dort nicht hin."