Kolumne: Glock-Manager Hans-Bernd Kamps
Hans-Bernd Kamps berichtet in seiner ersten Kolumne über die Karriereplanung von Timo Glock und den teils steinigen Weg in die Königsklasse des Motorsports
Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

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Hans-Bernd Kamps ist seit sieben Jahren Manager von Timo Glock
ich freue mich, dass ich Ihnen an dieser Stelle im Rahmen meiner Kolumne immer mal wieder tiefere Einblicke in die Geschehnisse rund um den Motorsport, die Porsche-Markenpokale, die Formel 1 und Timo Glock geben kann. Bereits seit über sieben Jahren beschreiten Timo und ich den Weg durch die Motorsport-Szene gemeinsam und haben in der langen Zeit nicht nur Erfolge zusammen gefeiert und seltene Niederlagen verdaut, sondern sind währenddessen ebenso enge wie vertraute Freunde geworden.
Das Vertrauen, die Vision und die Zielstrebigkeit waren von Anfang an die Basis unserer guten Zusammenarbeit. Natürlich möchte ich das herausragende fahrerische Talent vom Timo nicht außer Acht lassen, welches selbstverständlich die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere bildet. Timo und sein Vater haben ehrlich gesagt erst beim dritten Anlauf bei mir Gehör gefunden. Was vielleicht arrogant klingen mag, war einfach meine anfängliche Scheu. Ich bin Unternehmer und deswegen ist Motorsport für mich nicht nur Leidenschaft und Spaß, sondern eben auch Geschäft.#w1#
Da wäre beispielsweise die Entwicklung, dass unser Team das erfolgreichste in den Porsche-Markenpokalen ist. Weiterhin ist tolimit längst viel mehr als ein Rennteam: Wir beraten Unternehmen erfolgreich, wie sie die Plattform Motorsport zieloptimiert für ihre Marketing-, Vertriebs- und Kommunikationsaktivitäten nutzen können. Und wir führen außergewöhnliche Relationship- und Motivations-Events mit Motorsport zum Anfassen und Erleben durch. Auf all das sind wir stolz.

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Das neue Leben in der Formel 1: Timo Glock bei seinen neuen Fans Zoom
Zurück zu Timo Glock: Die Sympathie des Auftritts der Familie Glock und der Charakter von Timo sowie seine Stärken im Umgang mit Menschen haben letztlich den Ausschlag gegeben. Wir haben uns hingesetzt und haben einen visionären Fahrplan entwickelt, von dem uns von vornherein klar war, dass er nicht immer einfach werden würde. Niemals geht etwas schnurgerade voran. Wir setzten uns ein Ziel und hatten damals die Route noch gar nicht zu 100 Prozent festgelegt.
Im Motorsport - wie auch in vielen anderen Bereichen des Lebens - ist es imminent wichtig, zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Menschen an der richtigen Stelle zusammenzukommen. Das lässt sich nicht immer planen, man muss flexibel bleiben und vor allem eine große Offenheit an den Tag legen, um seine Chancen erkennen und greifen zu können. Wir haben das alles auf unserem gemeinsamen Weg recht häufig erlebt und manchmal auch gegen heftige Widerstände gut bewältigt.
Als wir über die Stationen Formel BMW und Formel 3 im Jahr 2004 schon einmal den Schritt in die Formel 1 geschafft hatten, kam das ganze noch zu früh. Sowohl für Timo als Piloten als auch für mich in der Rolle als sein Mentor. Es fehlten an vielen Stellen noch etwa fünf bis zehn Prozent Erfahrung, auch wenn Timos Leistungen damals im Jordan-Team sehr ansprechend waren. Es ergaben sich damals nicht die Möglichkeiten, die wir uns gewünscht hatten. Wir haben es anschließend genau so gemacht, wie wir immer vorgegangen sind: auf unsere eigene Art und Weise.

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Aus alten Zeiten: Timo Glocks Formel BMW Fahrzeug aus dem Jahr 2000 Zoom
Der Schritt aus der Formel 1 hinüber in die USA und in die dortige ChampCar ist sicherlich von vielen so genannten Fachleuten mit Kopfschütteln begleitet worden. Einige waren der Ansicht, dass man damit die Chance auf eine weitere Karriere in der Formel 1 begraben könnte, weil es bis dahin tatsächlich nur sehr wenige Piloten wieder zurück geschafft hatten. Aber wir ließen uns in keiner Form beirren und verfolgten einfach weiter unseren Plan.
Die Zeit bei den ChampCars war für Timo eine großartige Gelegenheit zum Lernen. Er hat dort die Arbeit mit dem Auto weiterentwickeln können, hat viele Erfahrungen im Bereich Setup machen dürfen, hat sich in einem für ihn fremden Umfeld mit einer fremden Sprache gut behaupten können und hat letztlich gelernt, sich mit Charakteren wie Paul Tracy auseinanderzusetzen. Das war einer der ganz wichtigen Punkte in der USA-Zeit, denn wer es schafft, sich beim hart gesottenen Tracy Respekt zu verschaffen, der ist auch anschließend gut für seinen zielstrebigen weiteren Weg vorbereitet.
Später in der GP2 hat sich das mehrfach ausgezahlt, als Timo zum Beispiel gegen Lewis Hamilton harte Fights ausfechten und sich anfangs beim BCN-Team oftmals in Geduld üben musste. Eine unserer wichtigsten gemeinsamen Entscheidungen war sicherlich der Wechsel innerhalb der GP2 zum iSport-Team von Paul Jackson, der uns während der laufenden Saison ein Cockpit anbot, welches uns deutlich voranbrachte. Es kamen der richtige Moment, der richtige Ort und die richtigen Menschen zusammen.

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Neu im Club: Sebastian Vettel und Timo Glock tauschen Handynummern Zoom
Natürlich hatte sich durch den Wechsel zu iSport auch Druck aufgebaut, denn alle erwarteten viele Glanztaten in Timos zweiter Saison in der GP2. Er hat dann genauso reagiert, wie ich es erwartet hatte. Auf der Strecke bärenstark, abseits der Strecke wissbegierig, gelassen und menschlich einwandfrei. So sind wir nicht nur durch den Gewinn des Titels am Ende des Jahres, sondern auch ganz klar durch Timos charakterliche Stärken unserem Ziel Formel 1 ganz nahe gekommen. Außerdem ist Timo der Pilot mit den meisten GP2-Siegen.
Es gab im Herbst und Winter des vergangenen Jahres verschiedene Optionen für den Sprung in die Königsklasse, aber wir haben uns ganz frühzeitig für Toyota entschieden, weil auch dort wieder alles zusammenpasste. Die sportlichen Voraussetzungen, die Perspektiven und Vorstellungen und nicht zuletzt die menschlichen Faktoren kamen einfach gut überein. Es war lange Zeit überhaupt keine Frage, ob der Vertrag zustande kommt, sondern es waren einfach nur Feinheiten zu klären.
Jetzt sind wir nun also in der Formel 1 angekommen. Die Königsklasse ist eine ganz eigene Welt, nicht nur sportlich auf fantastischem Niveau, sondern es gibt eben auch auf anderen Ebenen extreme hohe Ansprüche. Das geht bei der Präsentation für die wirtschaftlich wichtigen Partner los und hört bei intensiver Pressearbeit noch lange nicht auf. Formel 1 ist deutlich mehr als nur im Auto zu sitzen und Gas zu geben.


