• 07.09.2006 19:35

  • von Inga Stracke

Klien: "Vielleicht ist das in der Formel 1 so"

Der Vorarlberger über die harte Entscheidung von Red Bull, seine Zukunft ab dem Jahr 2007 und den möglichen Rücktritt von Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Christian, wie liegt dir die Strecke hier?"
Christian Klien: "Die Strecke ist an und für sich ganz lässig. Es ist mal was anderes als all die anderen Rennstrecken, weil es doch eine richtige Highspeed-Rennstrecke ist, Topspeeds bis zu 340 km/h, dann runterbremsen auf 60 km/h. Das ist schon ganz interessant. Es gibt hier natürlich auch Überholmöglichkeiten, wenn man dicht genug am anderen Auto dran ist. Was das alles natürlich nochmal interessanter macht. Und es macht auch mehr Spaß, Rennen zu fahren."

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Christian Klien möchte bis zur gesetzen Frist an seiner Zukunft arbeiten

Frage: "Wie kommt die Strecke dem Team und dem Auto entgegen?"
Klien: "Bei den Testfahrten waren wir recht gut dabei, es hat relativ gut funktioniert. Daher hoffen wir auch, dass wir das so in das Rennen übernehmen können."#w1#

Frage: "Die Tifosi sind ja auch ganz andere Fans als anderswo."
Klien: "Die Fans hier sind schon ganz spezielle Fans, richtige Formel-1- oder besser Ferrari-Fans. Das macht das ganze Ambiente natürlich total lässig."

Saisonziel bei Red Bull: Vor Williams bleiben

Frage: "Was ist dein persönliches Ziel für dieses Wochenende hier?"
Klien: "Das allgemeine Ziel für uns ist, in die Punkte zu fahren. Wenn wir das erreichen können, dann sind wir sehr froh. Die Testfahrten haben sehr gut ausgeschaut. Wir hoffen, dass wir im Qualifying möglichst nah an den Punkterängen sind."

Frage: "Was ist vom Team die Vorgabe für die restlichen Saisonrennen?"
Klien: "Wir wollen schauen, dass wir in der Konstrukteurs-WM vor Williams bleiben. Wir haben da im Moment ein paar Pünktchen Vorsprung. Das wollen wir bis zum Saisonende so beibehalten. Dazu gehören auch noch ein paar Punkte, die wir sammeln sollten."

Frage: "Könnte sich das Kräfteverhältnis nach den Tests ein wenig verschoben haben?"
Klien: "Nicht wirklich. Ich erwarte, dass alle Teams gleich oder ähnlich aufgestellt sind wie beim vergangenen Rennen in der Türkei. Da hat sich jetzt nicht mehr allzu viel getan."

Frage: "Bekommst du von der Unterstützung der Fans etwas mit, die dich auch im nächsten Jahr in der Formel 1 sehen wollen?"
Klien: "Ja, das bekommt man mit. Wenn ich auf meine Internetseite schaue, dann sind da viele Einträge der Fans, die wollen, dass ich in der Formel 1 weiterfahre. Wenn man einmal in der Formel 1 gewesen ist, dann möchte man natürlich auch in der Formel 1 bleiben. Darum ist es dann auch schön, wenn die Fans hinter einem stehen."

Klien arbeitet an seiner eigenen Zukunft

Frage: "Glaubst du, dass der Druck, den du derzeit verspürst, für die Formel 1 normal ist, weil es ein so extremer Sport ist."
Klien: "Ja, schon. Es ist schon ein extrem hartes Business. Hier muss man als Sportler auch mit diesem Druck umgehen können. Trotzdem muss man auf der Strecke seine Leistung bringen, das ist schlussendlich das Wichtigste. Daher bin ich froh, wenn ich morgen im Cockpit sitzen kann, das Visier herunterklappe und nur noch mit meinem Ingenieur reden muss."

Frage: "Ist es an diesem Wochenende vielleicht schon etwas spät, um andere Teams vom eigenen Talent zu überzeugen?"
Klien: "Zu spät ist es nie. Ich konzentriere mich ganz klar auf die letzten vier Rennen. Ich möchte für das Team, aber auch für mich selbst, die bestmöglichen Ergebnisse einfahren."

Frage: "Du hast dir sicher auch alle anderen Optionen genau angeschaut, aus der DTM und der ChampCar. Wie viele Angebote liegen vor?"
Klien: "Aus der ChampCar sind es einige."

Frage: "Was käme noch in Frage?"
Klien: "Die Formel 1. Die drei Möglichkeiten gibt es."

Frage: "Es gibt also noch eine Chance, in der Formel 1 zu bleiben?"
Klien: "Daran arbeiten wir im Hintergrund. Mehr will ich dazu im Moment gar nicht sagen. Am Samstag wird es dazu eine Aussage geben. Es ist noch überhaupt keine Entscheidung getroffen, es müssen noch viele Sachen intern geklärt werden."

Doornbos-Gerüchte kommen nicht überraschend

Frage: "Fühlst du dich von Red Bull unter Druck gesetzt?"
Klien: "Schon ein bisschen."

Frage: "Kannst du irgendetwas ausschließen, was du nicht machst?"
Klien: "Im Moment nicht."

Frage: "Es keimten wieder Gerüchte auf, Robert Doornbos (Testfahrer bei Red Bull Racing; Anm. d. Red.) könnte dich bei den letzten beiden Rennen ersetzen. Was ist da dran?"
Klien: "Gar nichts. Teamintern habe ich nichts dazu gehört. Es kam ja schon einmal so ein Gerücht auf, von dieser Seite sind wir das also schon gewohnt."

Frage: "Hat sich durch die Entscheidung von Red Bull das Verhältnis zum Team in irgendeiner Weise verändert?"
Klien: "Nein, diese Saison geht ganz normal weiter. Abgesehen von den Fragen der Medienwelt ist es ein ganz normales Rennwochenende. Ich habe auch die Unterstützung des Teams, da merke ich gar nichts."

Frage: "Ich Hockenheim hast du gesagt, dass du ein sehr gutes Gespräch mit Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz gehabt hast. Was ist davon geblieben?"
Klien: "Die Frage beantwortet sich von selbst: nicht viel. Da war ich noch sehr zuversichtlich, aber das hat sich dann schnell geändert. Ich war immer sehr zuversichtlich, die Entscheidung kam dann auch sehr plötzlich für mich."

Frage: "Kannst du die Entscheidung verstehen, wenn du allein die Punkte anschaust? Dieses Argument hat ja Helmut Marko immer gebraucht."
Klien: "Wenn man knallhart den Punktestand anschaut, dann schon. Das kann man immer von zwei Seiten aus betrachten. Wenn man rein die Punkte anschaut, dann ist es ganz klar. Wenn man aber die technischen Defekte anschaut, bei denen Punkte möglich gewesen wären, dann hätte das Bild total anders ausgesehen. Das finde ich ein bisschen schade, dass das nur von einer Seite angeschaut wird. Aber vielleicht ist das in der Formel 1 so."

Schumacher-Rücktritt? "Man sollte das abwarten"

Frage: "Es ist das Entscheidungswochenende für Michael Schumacher. Es gibt natürlich viele Fragen dazu, aber eine davon möchte ich speziell stellen: Glaubst du, dass im Falle des Rücktritts der Formel 1 etwas fehlen würde, und wenn ja, was?"
Klien: "Da würde auf jeden Fall was fehlen, denn er ist so lange dabei, mit sieben Weltmeistertiteln ist das natürlich auch etwas ganz Spezielles. Er ist auch für viele junge Fahrer ein Vorbild und eine Person, bei der man sich viel abschauen konnte. Die Formel 1 würde einen speziellen und auch sehr, sehr guten Fahrer verlieren."

Frage: "Glaubst du, dass er zurücktreten wird?"
Klien: "Das ist schwierig zu sagen. Er weiß genau, was er machen will. Darum sollte man abwarten, was er genau sagt. Ich habe selbst kein Gefühl, was er machen wird."

Frage: "Glaubst du, dass es jemals noch jemand schafft, so viele Rekorde zu knacken?"
Klien: "Das wird sicher sehr, sehr schwierig. Aber man soll niemals nie sagen. Es liegen noch so viele Jahre vor uns."

Frage: "Glaubst du, dass er sich bei einem Verbleib noch einen Kimi Räikkönen als Teamkollegen antun würde?"
Klien: "Das ist als Außenstehender schwierig zu sagen. Auch da muss man abwarten."