Klien und das Haifischbecken Formel 1
Christian Klien gibt zu, dass die Formel 1 kein Zuckerschlecken ist - Zweite Saisonhälfte als Bewährungsprobe
(Motorsport-Total.com) - Als Gerhard Berger Ende der Saison 1997 als aktiver Fahrer aus der Formel 1 zurücktrat, da hatte Österreich mit Alexander Wurz längst einen neuen Fahrer aus den eigenen Reihen gefunden. Wurz war es, der Berger in seiner letzten Saison drei Rennen bei Benetton vertrat, weil dieser wegen einer Erkrankung pausieren musste. Nach drei weiteren Saisons bei Benetton stand Alexander Wurz Ende 2000 jedoch ohne Cockpit da. Bis heute ist der Familienvater Testfahrer des McLaren-Mercedes-Teams.

© Jaguar
Christian Klien empfindet die Formel 1 als ein sehr schwieriges Umfeld
In dieser Saison hat wieder ein Österreicher den Aufstieg zum Stammfahrer geschafft. Christian Klien empfahl sich durch diverse Karttitel, den Sieg in der Deutschen Formel-Renault-Meisterschaft 2002, den Vizetitel der Formel-3-Euro-Serie sowie durch den Triumph beim renommierten Formel-3-Masters in Zandvoort im vergangenen Jahr. Aber - das muss betont werden - Klien sitzt auch dank der Sponsormillionen von 'Red Bull' dieses Jahr im Jaguar.#w1#
Selbst ein Team wie Jaguar, das auf Fahrer-Sponsoren angewiesen ist, kann es sich nicht erlauben, einen Fahrer um jeden Preis zu behalten. Während Teamkollege Mark Webber sieben WM-Punkte einfahren konnte, steht der 21-Jährige noch ohne einen WM-Zähler da. Kein Wunder, dass erste kritische Stimmen aus dem Team zu vernehmen sind, auch wenn man öffentlich immer wieder die Fortschritte lobt, die der eigene Fahrer doch machen würde.
Sein Abschneiden in der ersten Saisonhälfte verteidigt der Rennfahrer aus Hohenems: "Die erste Saisonhälfte war mehr oder weniger dazu da, sich an die Formel 1 zu gewöhnen und zu wissen, wie das Team und alles arbeitet." Doch die Bewährungsprobe folgt in den noch verbleibenden sechs Rennen: "In der zweiten Saisonhälfte baue ich nun auf diesen Dingen auf, die ich gelernt habe, und ich denke, dass es eine gute Möglichkeit ist, mein Talent zu zeigen."
Einige Strecken wie den Hungaroring, Spa und Monza wird Klien kennen, doch das wird ihm nicht viel helfen, wie er zugibt: "Als ich das erste Mal auf eine Strecke kam, die ich kannte - das war in Imola, ich kannte sie von der Formel Renault - da dachte ich, dass es mir helfen würde, wenn ich dort zuvor schon ein Rennen gefahren bin. Aber als ich dort mit einem Formel-1-Auto ankam, dann war alles komplett anders - die Geschwindigkeit, die Bremspunkte, die Unebenheiten fühlen sich anders an, man benutzt die Randsteine anders, es ist mehr oder weniger so, als wenn du auf einen neuen Kurs kommst."
Die Voraussetzungen bei Jaguar sind für Klien nicht ideal, weil die "Grünen" kaum testen, er also kaum Erfahrungen mit seinem Arbeitsgefährt sammeln kann. Also muss Klien ein wenig bei Testfahrer Björn Wirdheim und Teamkollege Mark Webber abschauen: "Björn Wirdheim kann Reifen für uns testen, kann verschiedene Setups ausprobieren, dies ist für uns eine massive Hilfe. Und als junger Fahrer wie ich kann ich viel von Mark lernen, denn er ist am Freitag immer sehr schnell auf Tempo, ich kann anhand seiner Daten exakt sehen, wo ich mich verbessern muss."
Natürlich bekommt auch Christian Klien die Gerüchte um seine Person mit, aber er versucht, diese an sich abprallen zu lassen: "Für mich ist es wichtig, dass ich mich auf mein Ding konzentriere und ich bin absolut zuversichtlich und fühle mich gut in meinem Team. Es gibt also keinen Grund, sich aufzuregen und es ist nicht gut, wenn man zu viel über diese Dinge nachdenkt, denn wichtig ist es, eine gute Leistung zu zeigen und zu versuchen, dein Bestes zu geben und sich dennoch im Verlauf des Jahres zu verbessern."
Die Formel 1 ist die größte Herausforderung, der sich Christian Klien jemals gestellt hat: "In der Formel 1 ist alles schwierig. Es ist alles am Maximum und besonders im ersten Jahr, wenn du von der Formel 3 kommst und so viele Dinge zu lernen hast. Sogar nach zwölf Rennen lernst du noch an jedem Testtag, du lernst in jeder Situation im Rennen und du verbesserst dich selbst."

