• 04.05.2006 21:19

Klien: "Bis jetzt werde ich noch nicht nervös"

Christian Klien über den mäßigen Saisonauftakt, warum es am Nürburgring endlich besser laufen soll, teaminternen Druck und seinen Offroad-Kurzausflug

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Christian, fast dein Heim-Grand-Prix am Nürburgring..."
Christian Klien: "Jetzt hör aber auf!"

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Christian Klien hofft in der Eifel auf ein besseres Wochenende als zuletzt

Frage: "Zumindest von der Sprache her. Wie geht es dir hier?"
Klien: "Mir geht es gut. Ich bin hier schon sehr viele Rennen gefahren. Der Nürburgring ist eine Strecke, die mir sehr gefällt. Bis jetzt habe ich in jeder Kategorie hier gewonnen. Hoffentlich hilft mir das an diesem Rennwochenende."#w1#

Klien mag den Nürburgring mehr als Imola

Frage: "Was sind die Herausforderungen auf diesem Kurs? Es gibt einige Überholmöglichkeiten..."
Klien: "Die Strecke ist sehr interessant, vor allem gibt es Überholmöglichkeiten, die es beim letzten Rennen in Imola nicht gehabt hat. Die erste Kurve ist beim Start natürlich immer ziemlich dramatisch, und ansonsten ist es eine ziemlich schnelle Strecke mit mittelschnellen Kurven, die recht interessant zu fahren sind."

"Wir hoffen, dass wir besser dabei sein werden als in den letzten zwei, drei Rennen." Christian Klien

Frage: "Kommt das eurem Auto entgegen?"
Klien: "Es sollte uns auf jeden Fall besser liegen. David (Coulthard; Anm. d. Red.) war hier letztes Jahr Vierter. Wir hoffen, dass wir besser dabei sein werden als in den letzten zwei, drei Rennen. Ich glaube, das wird uns auch gelingen."

Frage: "Du hattest schon viel Pech und wünschst dir endlich mal Glück, aber was spricht dafür, dass dieses Glück auch mal kommen wird?"
Klien: "Was dafür spricht? Das viele Pech in den letzten drei Rennen! Die diesjährige Saison ist wirklich nicht nach Plan gelaufen, nicht so, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Es sind einige Probleme dazugekommen, aber sicher spielt auch eine Rolle, dass wir einen Monat im Rückstand sind, weil wir Anfang des Jahres diese Schwierigkeiten mit der Kühlung hatten. Die Testfahrten in den letzten zwei Wochen waren aber sehr viel versprechend, so dass ich schon denke, dass wir hier am Nürburgring wieder besser dabei sein werden."

Frage: "Deine tollen Platzierungen in den ersten Qualifyings haben eure Schwächen vielleicht ein bisschen kaschiert. Habt ihr dadurch vielleicht in die falsche Richtung gearbeitet?"
Klien: "Nicht wirklich, aber in den ersten zwei Rennen war es wirklich warm - und das Auto hat auf diesen Strecken gut funktioniert. In Australien waren wir dann auf den falschen Reifen unterwegs, und in Imola waren wir das ganze Wochenende über nicht stark. Dort hatten wir einfach nicht de Pace. Der Nürburgring ist aber eher Bahrain und Malaysia ähnlich, daher hoffen wir, dass hier alles zusammenpasst. Dann bin ich mir sicher, dass wir im Qualifying in die Top 10 fahren können."

In Imola fehlte es dem RB2 auch an Grip

"Speziell über die Kerbs war das Auto sehr unruhig." Christian Klien

Frage: "In Australien konntet ihr das Problem ja auf die Reifen eingrenzen, aber was war in Imola genau los?"
Klien: "Imola ist natürlich eine Strecke, auf der man nicht überholen kann, wenn man im Qualifying einmal hinten steht. Dort gibt es gar keine Überholmöglichkeiten. Da bin ich eben im Verkehr stecken geblieben. Das andere war dann, dass wir auch noch zu wenig Grip hatten. Speziell über die Kerbs war das Auto sehr unruhig, und bis wir wieder auf das Gas gehen konnten, waren schon zu viele Meter verloren."

Frage: "Inwieweit konntet ihr bei den Tests in Barcelona und Silverstone die nächsten Rennstrecken imitieren?"
Klien: "Es war nicht wichtig, eine Strecke wie den Nürburgring zu simulieren, sondern es ging darum, bei einem Test viele Runden zu fahren und das Auto zu verstehen, es standfest zu machen. Das war in Silverstone sicher nicht der Fall, weil ich an beiden Testtagen sehr wenig zum Fahren gekommen bin, aber wir haben auch etliche Dinge ausprobiert, die wir in den nächsten Monaten bekommen werden und die uns um einige Zehntel nach vorne bringen sollten."

Frage: "Wie kann man sich denn das Köpferauchen hinter den Kulissen vorstellen?"
Klien: "Es ist natürlich viel zu tun in der Firma. Ich war letzte Woche in England - und man merkt schon, dass ein gewisser Druck da ist, denn die Resultate sind bisher nicht gekommen. Es sind immer wieder kleine Probleme aufgetreten, aber wir wissen, dass man mit diesem Auto gute Rundenzeiten fahren kann. Das müssen wir einfach mal auf die Reihe bekommen, ein problemloses Wochenende haben und dann in ein Resultat umsetzen."

Frage: "Viele sagen, dass das Adrian Newey schon richten wird. Traust du ihm das zu oder ist das eine völlige Fehleinschätzung?"
Klien: "Das kann man nicht von heute auf morgen ändern. Es dauert sicher seine Zeit, bis er sich im Team eingearbeitet hat, bis die Sachen, die er im Kopf hat, erst auf das Papier kommen und dann auf das Auto. Das dauert einfach eine gewisse Zeit. Man kann nicht über Nacht ein Topauto herzaubern."

Red Bull Racing leidet unter knappen Abständen

Frage: "Was dich angeht, so waren die ersten zwei Rennwochenenden stark, aber jetzt läuft es nicht mehr so. Wirst du unruhig, bleibst du cool oder lässt das Auto einfach nicht mehr zu?"
Klien: "Ganz klar: In den letzten zwei Rennen war das Auto zusammen mit mir nicht dazu in der Lage, in den Punkten mitzufahren. Wir hatten in Imola wie auch in Australien etliche Probleme. In der Formel 1 liegt aber alles so eng beisammen, dass man gleich mal weg vom Fenster ist, wenn nicht alles hundertprozentig passt. Es ist extrem knapp, es muss alles stimmen - und wir hoffen wirklich, dass das dieses Wochenende funktionieren wird. Bis jetzt werde ich noch nicht nervös, denn wir wissen, wo die Fehler stecken. Wenn wir sie ausmerzen, werden wir sicher wieder vorne dabei sein."

"Von den Ingenieuren und vom Team kommt auf jeden Fall beste Unterstützung." Christian Klien

Frage: "Fühlst du dich im Team momentan genügend unterstützt?"
Klien: "Definitiv. Von den Ingenieuren und vom Team kommt auf jeden Fall beste Unterstützung. Wir müssen einfach wie ein Team arbeiten und uns gegenseitig helfen, damit wir wieder die erwünschten Resultate bekommen."

Frage: "Wir haben die ersten vier Rennen mit neuem Qualifikationsformat hinter uns. Was hältst du davon?"
Klien: "Es kann schon ganz interessant sein. Davon war ich bei den ersten drei Qualifyings schwer überzeugt, aber beim letzten Qualifying bin ich schon nach dem ersten Heat nicht mehr weitergekommen. Momentan gefällt es mir also nicht besonders. Wenn ich dieses Wochenende wieder gut abschließe, gefällt es mir aber vielleicht wieder!"

Klien mit kurzem Ausflug in den Rallyesport

Frage: "Ihr habt das Rennwochenende auf ganz besondere Art und Weise begonnen, nämlich mit einer Offroad-Veranstaltung, nicht wahr?"
Klien: "Genau. Wir waren bei einem Offroad-Bewerb von Red Bull und durften mit einem VW Touareg von der Rallye Paris-Dakar mitfahren. Leider bin ich nicht selbst gefahren, aber ich fand das Mitfahren und das Schauen, wie der so mit dem Ding umgeht, eh interessanter."

Frage: "Konntest du dabei etwas lernen?"
Klien: "Klar. Ich bin ja noch nie mit so etwas gefahren, also konnte ich mir da schon etwas abschauen."

"Für uns Fahrer geht das schon, denn ich bin am Sonntagabend zu Hause und fliege dann erst am Donnerstag nach Barcelona." Christian Klien

Frage: "Der Zeitplan ist momentan sehr hektisch, es geht schon nächste Woche weiter."
Klien: "Genau, da fahren wir in Barcelona. Für uns Fahrer geht das schon, denn ich bin am Sonntagabend zu Hause und fliege dann erst am Donnerstag nach Barcelona, aber für das Team wird es ziemlich hart - speziell mit unserer riesigen 'Energy Station'. Die bauen ab, müssen direkt nach Spanien fliegen. Hoffen wir, dass wir die 'Energy Station' am Donnerstag in Barcelona haben werden!"

Frage: "Was sind in Barcelona die Herausforderungen?"
Klien: "Wir testen dort sehr viel, also ist das Auto auf die Strecke eigentlich gut abgestimmt, aber es testen eben alle Teams sehr viel dort. Wir hoffen natürlich, dass wir in die Punkte fahren können. Das ist das Um und Auf, denn bisher haben wir erst zwei davon."