• 04.05.2006 16:38

Key: "Wir machen echte Fortschritte"

Der Technische Direktor von MF1 Racing erläutert die Erkenntnisse der jüngsten Tests, die besondere Vorbereitung auf Monaco und die Situation des Teams

(Motorsport-Total.com) - Nach einem problematischen Wochenende in Imola bereitete sich MF1 Racing bei Testfahrten in Silverstone auf die nun direkt hintereinander anstehenden Rennen auf dem Nürburgring und in Barcelona vor. Anschließend stehen für das Team mit der Vorbereitung auf den Grand Prix von Monaco weitere hektische Wochen an, für die der russische Rennstall die Autos komplett umbauen muss, wie James Key, der Technische Direktor des Teams, im Interview auf der Internetseite des Rennstalls erläutert.

Titel-Bild zur News: James Key

James Key hofft, dass man von nun an vor allem bessere Starts zeigen kann

Frage: "Ihr hattet in der vergangenen Woche einen großen Test in Silverstone. Auf welchen Gebieten konntet ihr dabei Fortschritte erzielen?"
James Key: "Wir hatten insgesamt zweieinhalb Tage. Wir haben die Arbeit an einigen Kontrollsystemen fortgesetzt, die wir bei unserem vorherigen Test in Silverstone begonnen hatten. Daneben haben wir an unserer Startstrategie gearbeitet. Wir haben auch viel Reifenarbeit verrichtet, und Bridgestone hat uns ein richtig gutes Reifenprogramm beschert."#w1#

"Wir hatten verschiedene Konstruktionen erfragt, an denen sie bereits arbeiteten, einfach um einen besseren Überblick zu bekommen, in welche Richtung sie sich entwickeln. Wir hatten nicht annähernd genauso viel Testzeit wie Williams und Toyota, und wir wollten sicherstellen, dass wir ein klareres Bild von unserer eigenen Lage bekommen."

Positive Tests vor dem Europa-Grand-Prix

Frage: "Was haben sie dabei gelernt?"
Key: "Wir sind zu den gleichen Schlussfolgerungen gekommen wie die anderen Bridgestone-Teams, die diesen Prozess bereits durchlaufen haben. Das war positiv. Ich denke, dass wir uns nun klar darüber sind, wie wir in Barcelona, Monaco und Silverstone vorgehen werden. Wir haben auch einige Modifikationen an der Aufhängung ausprobiert, die wir am Auto behalten haben."

"Wir hatten am letzten Tag mit Christijan eine Menge von Zuverlässigkeitsproblemen, aber daneben lief alles nach Plan. Die direkt aufeinender folgenden Grands Prix werden nun sehr hektisch werden, und dann müssen wir uns danach für Monaco vorbereiten. Es steht uns also ein hektischer Monat bevor."

"Der Nürburgring ist ein richtiges Mischmasch." James Key

Frage: "Hast du irgendwelche Gedanken zum Nürburgring? Es ist bezüglich der Vorbereitung eine ziemlich trickreiche Strecke..."
Key: "Es ist ein richtiges Mischmasch. Die langsame Sektion nach dem Start hat das Abtriebslevel im Vergleich zur Vergangenheit ein wenig verändert. Indes ist auch das Anbremsen von Turn 1 sehr wichtig. Das ist eine gute Stelle zum Überholen, und man kann dort eine Menge Zeit gewinnen oder verlieren. Und man hat natürlich die Schikane am Ende der Runde."

"Es gibt also die ein oder andere Stelle, die sehr einzigartig ist, aber man könnte es genauso gut als das bezeichnen, was wir eine 'normale Strecke' nennen. Das Abtriebslevel ist vergleichbar mit dem, das wir beispielsweise in Barcelona verwenden, auch wenn die Reifenwahl womöglich weicher ausfällt als dort."

Barcelona ist die womöglich beste Teststrecke

Frage: "Es ist bekannt, dass es am Nürburgring oftmals regnet. Habt ihr in letzter Zeit viel bei nasser Strecke getestet?"
Key: "Wir haben wirklich nicht viel in diese Richtung gemacht. Wir haben in der vergangenen Woche in Silverstone ein bisschen in diese Richtung gearbeitet, aber nicht so ausführlich, dass wir ein Programm mit Regenreifen oder etwas Ähnliches hätten absolvieren können. Aber wir haben Erfahrungen mit den Regenreifen, die uns angeboten werden, also wissen wir, was uns erwartet."

"Barcelona ist möglicherweise die härteste Strecke für die Reifen." James Key

Frage: "Du hast Barcelona angesprochen. Gibt dir die Tatsache, dass ihr dort ein wenig gefahren seid, etwas mehr Zuversicht?"
Key: "Es stimmt uns zuversichtlich, obwohl wir seit Februar keinen Test mehr dort hatten und die Bedingungen im Winter anders sind. Wie bereits gesagt, wir haben in der vergangenen Woche den Reifentest auf der Strecke von Silverstone absolviert, die wie Barcelona den Reifen in den Hochgeschwindigkeitskurven sehr stark zusetzt. Barcelona ist möglicherweise die härteste Strecke für die Reifen, mit Turn 3 und den letzten beiden Kurven."

"Das ist eine sehr gute Referenzstrecke dafür, wie viele Fortschritte man im Windkanal erzielt hat, und sie ist für Testfahrten sehr beliebt, weil sie einen derartigen Mix aus schnellen und langsamen Kurven sowie langen Geraden bietet. Wenn man eine Simulation macht, ist Barcelona immer eine gute Strecke, um diese gegen zu prüfen, denn die Strecke ist derart allgemein. Ich denke, sie fordert etwas mehr Abtrieb als die Norm, was normalerweise gut für uns ist. Ich denke, dass wir auf solchen Strecken besser aussehen als auf Strecken wie Bahrain, auf denen man eher mit etwas weniger Abtrieb fährt."

Spezielle Maßnahmen für Monaco

Frage: "Die Teams müssen für Monaco immer einige spezielle Teile anfertigen, vor allem aerodynamische Anbauteile für maximalen Abtrieb. Wie beschäftigt bist du in Vorbereitung auf dieses Rennen?"
Key: "Das wird sehr hektisch werden, speziell für uns, weil wir keine Testautos haben, die wir zwischen den Rennen verwenden können. Wir müssen für Monaco einige Modifikationen am Chassis vornehmen und haben, wie du bereits gesagt hast, eine Menge neuer Teile, die aufgrund der Beschaffenheit dieses Kurses einzig für dieses einzelne Rennen montiert werden müssen - die Lenkgeometrie und solche Dinge. Und danach müssen wir die Autos für Silverstone wieder umkrempeln..."

Frage: "Habt ihr zwischen Barcelona und Monaco Testfahrten geplant?"
Key: "Der Unfall in Imola hat uns in dieser Hinsicht nicht gerade geholfen - das Chassis war o.k., aber wir haben an allen vier Seiten die Anbauteile verloren, und dazu noch das Getriebe. Das hat uns ein bisschen zurückgeworfen, deshalb halten wir uns diese Optionen offen, um abzuwarten, in welchem Zustand unser Material aus Spanien zurückkommt. Aber es könnte darauf hinauslaufen, dass wir direkt neben der Fabrik in Silverstone testen."

"Man muss in Monaco ein sauberes Rennen fahren, darf nichts Verrücktes anstellen und muss das Ziel erreichen." James Key

Frage: "Wart ihr bereits in der Lage, die Monaco-Spezifikation zu testen?"
Key: "Bislang nur im Windkanal, und das ist genau der Grund, warum wir vor Monaco einen Testlauf absolvieren wollen. Allerdings ist das kein massives Problem, denn Dinge wie die Lenkung machen wir Jahr für Jahr für Monaco, deshalb wissen wir, was uns dabei erwartet. Bei der Aerodynamik verwendet man meist die Teile, die den maximalen Abtrieb generieren. Wenn man es also schafft, dies mit dem Frontflügel in Balance zu bringen, ist das normalerweise kein Problem."

Frage: "Das Hauptziel für Monaco ist, dass ihr auf jeden Fall das Rennen zu Ende fahren wollt, denn dort könnten eventuell einige Punkte abzustauben sein..."
Key: "Absolut, man muss ein sauberes Rennen fahren, darf nichts Verrücktes anstellen und muss das Ziel erreichen. Wir sind normalerweise keine Anwärter auf Punkte, daher müssen wir aus derartigen Situationen unsere Vorteile ziehen."

Frustrierendes Imola-Wochenende

Frage: "Blicken wir noch einmal zurück auf Imola. Wie frustrierend war Christijans Unfall?"
Key: "Es war sehr schade. Christijan ist nicht so schnell losgekommen, wie er sich das erhofft hatte, und Takuma Sato überholte ihn. Ich denke, er war möglicherweise auf der sinnvollsten Strategie für das Rennen, und wir wissen nicht genau, was aus seinen Anstrengungen hätte werden können. Es war in vielerlei Hinsicht ein frustrierendes Wochenende. Die neuen Aerodynamikteile, die wir am Auto hatten, haben funktioniert, dafür gab es klare Beweise in den Daten und in den Rundenzeiten der Trainings. Dann kam das Qualifying, und wir hatten einige Probleme. Und dann hatten wir im Rennen natürlich nur noch ein Auto."

Christijan Albers und Tiago Monteiro

Die MF1-Racing-Piloten stehen vor einigen hektischen Wochen Zoom

Frage: "Wir wissen, dass die Starts in letzter Zeit ein Problem für euch waren, aber seid ihr jetzt wieder dort angekommen, wo ihr hin wollt?"
Key: "Christijan ist in Imola überholt worden, aber wir werden auf dem Nürburgring nahe an einem optimalen Start dran sein. Es gab noch einige weitere Dinge, die wir in der vergangenen Woche in Silverstone getestet haben, die am Nürburgring und in Spanien debütieren sollten, und diese werden uns dorthin zurück bringen, wo wir wissen, dass wir mit unseren Starts sein können. Denn das Letzte, was wir gebrauchen können, ist, dass wir hinter langsameren Autos feststecken, und ich denke, dass es selbstverständlich ist, dass man in Monaco einen guten Start braucht!"

Frage: "In Imola hattest du und deine Ingenieurskollegen ein neues Büro, von dem aus ihr operieren konntet. Was denkst du von den drei neuen Transportern des Teams?"
Key: "Wir haben jetzt sehr gute Räumlichkeiten, mit einer Menge Platz. Wir haben für die Hydraulik-Jungs sehr saubere Arbeitsbereiche und all diese Dinge. Das ist also ein großer Schritt vorwärts im Vergleich zu den Anlagen, die wir in den vergangenen Jahren hatten. Wir machen echte Fortschritte, und es wäre ganz angenehm, wenn die Leute das zur Notiz nehmen würden und eine etwas romantischere Sichtweise an den Tag legen könnten, dass wir eine kleine Gruppe Kerle aus Silverstone sind und gegen diese riesigen Hersteller antreten. Und das ist das, um was es in Wirklichkeit geht."