Kann Cosworth mit den großen Herstellern konkurrieren?

Der Entwicklungschef von Cosworth erklärt gegenüber 'F1Total.com', warum seine Mannschaft mehr unter Druck steht als vor einem Jahr

(Motorsport-Total.com) - Ein elementarer Teil der unerwarteten Red-Bull-Erfolge in der Formel 1 ist auf den Cosworth-Motor zurückzuführen. Doch obwohl das traditionsreiche Unternehmen, das früher zum Ford-Konzern gehörte und heute von den ChampCar-Granden Kevin Kalkhoven und Gerald Forsythe geleitet wird, an Leistung hinzugewonnen hat, steht es zunehmend unter Druck.

Titel-Bild zur News: Cosworth-Motor

Cosworth kämpft mit relativ beschränkten Mitteln gegen die großen Hersteller

Die in Northampton stationierte Mannschaft, die Red Bull und Minardi beliefert, schaffte es zwar trotz des neuen Motorenreglements, 25 PS und 300 Umdrehungen pro Minute zuzulegen, womit der aktuelle TJ2005 bei knapp unter 900 PS derzeit maximal 18.300 Touren dreht, doch auf marktwirtschaftlicher Seite weht dem Unternehmen ein böiger Wind ins Gesicht. Grund hierfür sind die in der Formel 1 engagierten Automobilhersteller.#w1#

Cosworth kann kein Preisdumping mitmachen

BMW, Mercedes, Honda, Renault und Toyota haben im Rahmen ihrer Ideengebung für die Zukunft des Grand-Prix-Sports unter anderem beschlossen, Kundenmotoren für unabhängige Teams zu vergünstigten Konditionen anzubieten. So soll beispielsweise das Sauber-Team schon 2006 um lediglich zehn Millionen Euro Motoren von BMW beziehen. Cosworth ist wirtschaftlich aber weniger unabhängig als die großen Werke und steht daher unter einem gewissen Preisdruck.

"Wenn die Hersteller wirklich in Zukunft extrem subventionierte Motoren anbieten sollten, macht das natürlich unser Leben schwerer, gar keine Frage", gab Alexander Hitzinger, Entwicklungschef von Cosworth, im Gespräch mit 'F1Total.com' zu. Allerdings betonte er gleichzeitig, dass Cosworth sehr wohl gewillt und dafür gerüstet ist, auch in den finanziellen Konkurrenzkampf mit den Mitbewerbern einzutreten, falls dies nötig werden sollte.

Umgekehrt hat auch Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz Recht, wenn er sagt, dass eine Fortführung der Zusammenarbeit mit Cosworth für ihn zumindest im Marketing "totale Unabhängigkeit" bedeuten würde. Sollte sich das österreichisch-britische Team nämlich mit einem Hersteller wie Honda oder BMW zusammentun, würden diese Firmen vermutlich auch mit einem Logo auf den Boliden erscheinen wollen. Dies passt aber nicht ins Red-Bull-PR-Konzept.

Sicherheitsnetz durch Ford ist verloren gegangen

Unabhängig davon hat sich Cosworth rein von der Performance her zu einem attraktiven Partner gemausert. Laut Hitzinger habe es seit dem Verkauf an Kalkhoven und Forsythe ein Umdenken in den Reihen der Belegschaft gegeben, weil jetzt zwar nicht unbedingt mehr, aber durch eine Neufokussierung effizienter gearbeitet wird: "Man ist sich klar, dass man nicht mehr dieses Sicherheitsnetz von einem Fahrzeughersteller hat. Jetzt müssen wir uns alles erarbeiten", sagte er.

"Ich will das nicht falsch rüberbringen, denn wir haben immer hart gearbeitet, aber irgendwo hat sich daraus schon ein Motivationsschub ergeben. Im Endeffekt wollen wir einen konkurrenzfähigen Motor bauen. Das ist die einzige Möglichkeit, Teams zu bekommen. Als wir noch zu Ford gehört haben, war ganz klar, dass unser Motor immer in den Jaguar kommen würde, und dadurch hatten wir weniger Druck", erklärte der 33-jährige Deutsche weiter.

Ein ausführliches Interview mit Cosworth-Formel-1-Chef Alexander Hitzinger, übrigens ein gebürtiger Passauer, kann morgen in voller Länge bei 'F1Total.com' nachgelesen werden. Die Kernthemen des am Montag aufgezeichneten Gesprächs waren unter anderem der eklatante Leistungssprung, den Cosworth seit 2004 gemacht hat, das neue Motorenreglement und die Verhandlungen mit möglichen Partnerteams für 2006.