Kanaan: "Freue mich sehr über diese Chance"

(Motorsport-Total.com) - Heute wird der ehemalige IRL-Champion Tony Kanaan im spanischen Jerez de la Frontera erstmals in seiner Karriere hinter das Steuer eines Formel-1-Boliden klettern und sich damit einen Lebenstraum erfüllen. Davor nahm er sich am Mittwoch allerdings noch Zeit, um sich Gedanken über seinen großen Tag zu machen.

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Für Tony Kanaan geht heute in Jerez ein echter Kindheitstraum in Erfüllung

Frage: "Tony, wie ist deine Saison in der Indy Racing League in diesem Jahr gelaufen?"
Tony Kanaan: "Diese Saison ist ganz anders verlaufen als die Vorjahressaison. Wenn man eine Meisterschaft gewinnt, erwartet man, dass es in der nächsten Saison genauso gut klappt, da man sich sonst verschlechtert hat. Bisher war es eine gute Saison für das Team, und das ist großartig. Wir haben zehn Rennen gewonnen, Dan Wheldon hat die Meisterschaft gewonnen - und ich bin derzeit Zweiter. Deshalb glaube ich, dass es ein positives Jahr war. Es ist nicht alles so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte, aber so ist das nun mal im Rennsport. Man kann nicht jedes Jahr gewinnen. Solange wir wettbewerbsfähig sind und Chancen auf einen Meisterschaftstitel haben, habe ich ein gutes Gefühl."#w1#

Platz zwei in der IRL ist Kanaans verbleibendes Saisonziel

Frage: "Glaubst du, dass du deinen zweiten Platz im letzten Rennen verteidigen kannst?"
Kanaan: "Das muss ich! Es ist möglich, und wir haben einen recht großen Vorsprung vor dem Drittplatzierten - 26 Punkte. Aber ich benötige 50 Punkte für einen Sieg, und deshalb müssen wir uns anstrengen. Aber es ist durchaus möglich."

Frage: "Wie unterscheidet sich ein IRL-Auto von einem Formel-1-Wagen?"
Kanaan: "Die Formel-1-Technik ist vollkommen anders. Unsere IRL-Autos sind etwas schwerer, und unsere Höchstgeschwindigkeit liegt wahrscheinlich etwas höher. Unsere Wagen haben nicht viel von der Formel-1-Technik. Der größte Unterschied besteht darin, dass wir hauptsächlich auf den ovalen Abschnitten fahren, wo wir zwei Stunden lang Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 400 km/h erzielen. Das ist in der Formel 1 nicht der Fall, da hier viel gebremst, geschaltet und in die Kurven gelenkt wird."

Frage: "Wie sieht es mit den Rennstrecken aus? Die IRL fährt meistens auf den ovalen Kursen, aber es gab auch einige Straßenrennen, nicht wahr?"
Kanaan: "Genauso ist es. Wir sind bei den Straßenrennen recht erfolgreich gewesen. Die drei Rennen in diesem Jahr haben wir auf den Plätzen zwei, eins und zwei beendet, und das ist ja nicht übel! Die Straßenkurse sind in diesem Jahr in die IRL aufgenommen worden. Wir haben einen Straßenkurs in St. Petersburg in Florida, das ist unser Monaco. Und dann gibt es noch zwei Straßenrennen auf regulären Kursen. Hier macht das Fahren großen Spaß, und hoffentlich kommen noch ein paar weitere Kurse dazu."

Formel 1 kein Thema - Vertrag bis 2008

Frage: "Hast du deine Rennpläne für die nächste Saison schon fertig?"
Kanaan: "Ja. Ich habe einen Vertrag mit Andretti Green Racing bis 2008 abgeschlossen. Deshalb werde ich hoffentlich noch längere Zeit bei diesem Team fahren. Mein Ziel besteht darin, die Weltmeisterschaft wieder zu gewinnen."

Frage: "War es immer schon dein Traum, einmal einen Formel-1-Wagen zu fahren?"
Kanaan: "Ich habe mir schon immer die Formel-1-Rennen angesehen. Ich bin ein sehr guter Freund von Rubens, und ich kannte Ayrton Senna gut, bin mit ihm zu den Rennen gegangen. Ich bin 1993, 1994 und 1995 in Europa gefahren. Als ich klein war, wollte ich Formel-1-Fahrer werden, aber wenn man älter wird, bekommt man natürlich nicht so leicht eine Chance, Formel-1-Fahrer zu werden. Folglich muss man versuchen, als Rennfahrer seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich habe meine Chance in Amerika bekommen, aber die Formel 1 ist immer ein Traum geblieben, und dank Honda kann ich mir diesen Traum erfüllen."

Frage: "Was erwartest du von deiner ersten Fahrt in dem Wagen?"
Kanaan: "Ich möchte Spaß haben und diese Chance nutzen. Es gibt keinen Druck, ich werde nicht getestet, sondern möchte einfach etwas genießen, was ich mir verdient habe. Wada-san, ich und Robert Clark, der die Honda-Rennabteilung in Amerika leitet, hatten vereinbart, dass ich einmal fahren dürfte, wenn ich die Meisterschaft gewinnen würde. Ich freue mich sehr über diese Chance und dass ich meinen Freunden und wahrscheinlich eines Tages auch meinen Kindern erzählen kann, dass ich einen Formel-1-Wagen gefahren bin."

Kanaan und Honda arbeiten schon lange zusammen

Frage: "Erzähle uns bitte etwas über deine Beziehung zu Honda und die Erfolge, die ihr gemeinsam erzielt habt!"
Kanaan: "Ich fahre seit 1988 für Honda, mit einer Unterbrechung im Jahr 2000. 2001 kam ich zurück, und folglich bin ich fast die ganze Zeit in der IRL und CART-Meisterschaft mit Honda gefahren. Ich habe die wichtigste Meisterschaft meines Lebens mit Honda gewonnen. Ich habe ihnen den ersten Sieg in der IRL beschert und ihre erste Pole Position - wir haben also gemeinsam einiges erreicht. Wada-san hat viel zu meinem Erfolg beigetragen. Er hat mir geholfen und an mich geglaubt. Er hat mich in den harten Zeiten aufgebaut, mich bei Honda gehalten und mir die Möglichkeit gegeben, einen guten Wagen zu fahren. Ich bin ihm und Robert Clark sehr dankbar."

Frage: "Du bist auch gegen den heutigen BAR-Honda-Sportchef Gil de Ferran gefahren. Was für ein Rennfahrer war er?"
Kanaan: "Gil war ein harter Fahrer. Wenn man ihn verfolgte und zum Überholen ansetzte, machte er nie einen Fehler. Er ist ein sehr überlegter und talentierter Fahrer. Es ist immer schön, gegen gute Fahrer anzutreten, und Gil war definitiv ein guter Fahrer."

Frage: "Hat er dir irgendeinen Ratschlag bezüglich deiner Fahrt gegeben?"
Kanaan: "Ja, ich soll mich darauf freuen! Morgen wird für mich ein Traum wahr - wie ein Kind, mit dem man ins Disneyland fährt. Ich nehme die Fahrt natürlich ernst und möchte dem Team beim Testen helfen, wenn ich kann. Aber ich werde die Fahrt auch genießen."