Kampf bis zum Schluss: McLaren visiert Doppelsieg an
McLaren verteidigt in Abu Dhabi 32 Punkte Vorsprung auf Ferrari und klammert sich noch an die Minichance für Lewis Hamilton in der Fahrer-WM
(Motorsport-Total.com) - Bei 24 Punkten Rückstand auf Fernando Alonso braucht Lewis Hamilton schon ein Wunder, um morgen in Abu Dhabi noch vom vierten auf den ersten Platz der Fahrer-WM vorzurücken. Dennoch visiert McLaren beim Saisonfinale einen Doppelsieg an - erstens, um Hamiltons Minichance zu wahren, zweitens, um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM abzusichern.

© xpb.cc
Lewis Hamilton will morgen vor allem Spaß haben und das Rennen gewinnen
"Wir versuchen, einen Doppelsieg einzufahren, denn alles andere können wir sowieso nicht beeinflussen. Das wäre ein fantastisches Saisonende", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh und gibt sich entspannt: "Wenn wir nicht Weltmeister werden, schade, aber wir haben ein großartiges Team und zwei großartige Fahrer und freuen uns jetzt schon auf nächstes Jahr. Unabhängig davon, was morgen passieren wird, war es ein großartiges Jahr."
"Wir haben noch das Ziel, mit Lewis den WM-Titel zu gewinnen, und dafür werden wir bis zur letzten Kurve der letzten Runde kämpfen. Lewis hat so schon einmal eine Weltmeisterschaft gewonnen, daher geben wir nicht auf", verweist Whitmarsh auf das dramatische WM-Finale vor zwei Jahren in São Paulo, als Felipe Massa für etwa 20 Sekunden schon wie der neue Weltmeister aussah, ehe Hamilton auf den letzten Metern noch Timo Glock überholte.
Beruhigender Vorsprung auf Ferrari
Davon, dass sein Team die 32 Punkte Vorsprung auf Ferrari verteidigen und den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM absichern kann, geht Whitmarsh fest aus, denn: "Wir haben zwei fantastische Rennfahrer ohne Druck, ein gutes Rennsetup und der Reifenverschleiß ist bei uns geringer als bei anderen." Und auch Hamilton ist optimistisch: "Morgen ist ein Rennen, das wir ohne Druck angehen können. Ein Doppelsieg wäre für uns als Team das perfekte Saisonende."
"Im Renntrimm", erinnert er sich an seine Freitagsbestzeit, "waren wir am Freitag ähnlich schnell wie die Red Bulls. Ich sehe keinen Riesenunterschied, aber wenn überhaupt, dann sollten wir unter Rennbedingungen eher ein bisschen schneller sein als im Qualifying." Sein großer Vorteil ist, dass er während des Rennens nicht mehr rechnen muss: "Wir wollen als Team den bestmöglichen Job machen. Was alle anderen machen, ist mir völlig egal."
¿pbvin|512|3281||0|1pb¿"Du musst es als ganz normales Rennen sehen", wirft Jenson Button ein, "denn wenn du deinen Stil oder deine Denkweise änderst, dann passieren erst recht Unfälle. Außerdem wollen wir so viele Punkte wie möglich für die Konstrukteurs-WM sammeln. Ich weiß, die Jungs um mich herum denken an ihre Fahrer-WM, aber wir wollen noch Zweiter in der Konstrukteurs-WM werden; einer von uns kann sogar noch selbst Weltmeister werden."
Angst davor, zum Beispiel mit einer Kollision zum WM-Entscheider zu werden, hat Button nicht - im Gegenteil: "Ich glaube, die anderen müssen mehr auf uns achtgeben als andersrum", kündigt er ein aggressives Zweikampfverhalten an und ergänzt: "Ich freue mich auf das Rennen. Mein Ziel ist ein Podestplatz. Das wäre ein toller Saisonabschluss, genau wie im Vorjahr." Damals belegte er als bereits feststehender Champion hinter den beiden Red Bulls Rang drei.
Button ortet Schwachpunkt bei Red Bull
Ob Red Bull dieses Jahr leichter zu schlagen ist, wagt Button nicht zu beurteilen, aber er ortet bei der nur scheinbar übermächtigen Konkurrenz einen Schwachpunkt: "Die Red Bulls sind in Q3 nur einen einzigen Run gefahren. Ob das bedeutet, dass sie Probleme damit haben, die Reifen zum Funktionieren zu bringen? Ich weiß es nicht, aber es sah danach aus. Wenn das der Fall ist, dann könnten die ersten Runden sehr aufregend werden", so der Brite.

© xpb.cc
Martin Whitmarsh ist im Kampf um Platz zwei bei den Konstrukteuren optimistisch Zoom
Ein Pluspunkt für McLaren ist der Heckflügel, der bereits in Suzuka erstmals getestet wurde, aber erst jetzt richtig funktioniert: "Es ist hier ein guter Flügel", sagt Whitmarsh über Modell RW83/F. "Wann immer etwas funktioniert, fragt man sich, ob das nicht schon vor drei oder vier Rennen möglich gewesen wäre, aber das ist die Natur des Motorsports: Du willst immer die neuesten Entwicklungen haben, aber wenn sie funktionieren, wäre es dir lieber gewesen, sie schon früher gehabt zu haben."
Doch Hamilton glaubt nicht, dass er den WM-Titel wegen des zu spät einsatzbereiten Heckflügels verloren hat: "In Budapest haben wir Boden verloren, dann Monza und Singapur. Das war der Zeitpunkt, wo es außerhalb meiner Kontrolle geriet. Zumindest haben wir es in den letzten Rennen geschafft, bis jetzt gerade noch dranzubleiben. Ich habe mein Bestes gegeben, um ein perfektes Jahr abzuliefern, aber wenn du perfekt sein willst, machst du manchmal Fehler. So ist es nun mal."
"Uns fehlte es während der gesamten Saison an Pace, aber wir haben unsere Möglichkeiten gut genutzt und von Defekten und Fehlern anderer profitiert", analysiert der Weltmeister von 2008 und gibt zu: "Wir hatten auch ein paar Defekte und Fehler, Red Bull und Ferrari ebenfalls." Allerdings schrieb Hamilton 2010 bisher vier Nullnummern - zwei mehr als Mark Webber, eine mehr als Alonso und gleich viele wie Sebastian Vettel.

