• 14.04.2013 15:06

  • von Dieter Rencken

Kaltenborn: "Schritt in die richtige Richtung"

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn spricht im Interview über Positives und Negatives beim Grand Prix von China und fordert mehr Tests für Nachwuchsfahrer

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von China in Schanghai wurde bei 26 Grad Celsius gestartet, doch als eineinhalb Stunden später die Zielflagge geschwenkt wurde, hatte es nur noch 17 Grad. Das könnte möglicherweise mit ein Grund dafür gewesen sein, dass Nico Hülkenberg aus seiner anfänglichen Führung nicht mehr machen konnte.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Skeptischer Blick: Monisha Kaltenborn hatte sich wohl etwas mehr erhofft Zoom

Zwar profitierte der Sauber-Pilot natürlich davon, mit harten Reifen gestartet zu sein, was das Bild etwas verfälschte. Aber während Sebastian Vettel, den er zu Beginn bei gleicher Bereifung aus eigener Kraft überholt hatte, beinahe auf das Podium gefahren wäre, staubte Hülkenberg als Zehnter gerade mal einen Punkt ab. Esteban Gutierrez ging gar ganz leer aus und musste Lehrgeld zahlen, als er die Spitzkehre zu spät anbremste und ins Heck des Force India von Adrian Sutil donnerte.

Frage: "Frau Kaltenborn, mit zwei schlechten Boxenstopps ging es zurück vom ersten auf den zehnten Platz..."
Monisha Kaltenborn: "Es war ein ereignisreiches Rennen, würde ich sagen - wobei wir uns einige dieser Ereignisse nicht gewünscht hatten. Wir kamen mit der Absicht hierher, bestimmte Vorkehrungen einzuführen, denn nach Malaysia waren wir nicht glücklich - wir sehen uns nämlich ganz woanders. Insgesamt sind diese Vorkehrungen ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn man natürlich keine Wunder erwarten kann. Das ist für die Gesamtentwicklung des Teams sehr wichtig."

Zufrieden mit Hülkenbergs Leistung

Frage: "Wie bewerten Sie die Leistung von Nico Hülkenberg und Esteban Gutierrez?"
Kaltenborn: "Nico hat ein solides Rennen abgeliefert, da gibt es nichts zu meckern. Er war mit beiden Mischungen konkurrenzfähig, aber wir müssen jetzt verstehen, warum die Performance im letzten Rennabschnitt eingeknickt ist. Wahrscheinlich ist, dass es mit der Außentemperatur zu tun hatte, weil wir am Auto nichts gefunden haben, aber das müssen wir uns anschauen."

"Esteban hatte einen fantastischen Start, bei dem man sein Potenzial sehen konnte. Er hat einen Fehler gemacht. Das ist halt das Dilemma, in dem ein Rookie wie er heutzutage steckt: Er hatte keine Freitagstrainings, um zu üben, aber wenn diese Jungs dann in die Formel 1 kommen und unter Druck stehen, weil es nur wenige Chancen gibt, Punkte zu sammeln, dann ist das keine einfache Situation. Das soll keine Ausrede sein, sondern das ist so."

Frage: "Bei Nico gab es Probleme bei den Boxenstopps, da hat er zweimal Positionen verloren. Wo lag das Problem?"
Kaltenborn: "Wir müssen uns noch anschauen, was da genau passiert ist. Ich kann es jetzt noch nicht sagen, weil ich noch mit niemandem gesprochen habe, aber wir werden es uns anschauen. Das ist eindeutig ein Bereich, in dem wir uns verbessern müssen, denn solche Fehler sollten uns nicht passieren. Es gibt genug andere Bereiche, die wir managen müssen."


Fotos: Sauber, Großer Preis von China, Sonntag


Frage: "Einige Fahrer stehen unter Verdacht, bei gelber Flagge DRS aktiviert zu haben, Nico aber nicht. Hofft ihr darauf, so noch Positionen zu gewinnen?"
Kaltenborn: "Nein. Für uns ist wichtig, dass die Richtung stimmt und dass die Fahrer wieder das Potenzial des Autos gezeigt haben. Wir müssen uns auf diese Bereiche konzentrieren und es in Zukunft besser machen, damit wir dieses Potenzial entfalten können."

Paydriver sollen für Freitagstrainings zahlen

Frage: "Es gibt angeblich Überlegungen, nächstes Jahr am Freitag den Rookies mehr Trainingsgelegenheit einzuräumen. Wissen Sie darüber mehr?"
Kaltenborn: "Wir beschäftigen uns schon seit einiger Zeit mit dem Thema, wie wir Regeln einführen können, damit junge Fahrer mehr solche Gelegenheiten erhalten. Ich halte das für eine sehr gute Idee und ich finde, wir sollten uns dafür einsetzen, diese Idee zu implementieren."

Frage: "Und wie soll das konkret aussehen? Wird es wieder zusätzliche Tests geben?"
Kaltenborn: "Ich finde nicht, dass es zusätzliche Tests geben sollte, denn wir haben mit dem Testverbot etwas erreicht, an das wir uns halten sollten. Aber ich finde, dass es für alle Beteiligten aufregend wäre, am Freitag eines Rennwochenendes etwas zu machen: für die Fans, weil sie mehr Autos sehen, für den Reifenhersteller, für die Teams, die Gelegenheit haben, ihre Fahrer besser vorzubereiten. Es geht nicht zwingend nur darum, dass Fahrer für solche Tests bezahlen würden, sondern große Teams könnten ihren eigenen Fahrern Zeit im Auto geben, ohne dadurch einen Wettbewerbsnachteil zu haben. Ich halte das für alle Beteiligten für eine gute Idee."

Nico Hülkenberg

Bis zum ersten Boxenstopp lag Nico Hülkenberg noch vor Sebastian Vettel Zoom

Frage: "Man hört, dass Pirellis neues Angebot sowohl Reifen für den Freitag als auch für mehr Tests beinhaltet. Ist das nicht der Fall?"
Kaltenborn: "Es ist zu früh, irgendetwas darüber zu sagen, denn wir betrachten verschiedene Optionen. Wichtig ist, dass wir etwas gefunden haben, was für alle sinnvoll sein könnte. Diesen Weg sollten wir einschlagen."